Gerade einmal eine Zehntelsekunde fehlte am Ende auf die große Sofia Goggia, auf den ersten Abfahrtssieg einer ÖSV-Dame seit Dezember 2019. Stephanie Venier schwang nach einem Traumlauf auf der Kälberloch-Strecke aber „nur“ als Zweite ab, für sie absolut kein Grund zum Ärgern. „Das ist mir egal, wirklich. Wenn man mit dem zweiten Platz nicht mehr zufrieden ist, stimmt sowieso etwas nicht“, freute sich die Tirolerin ausgelassen.

War es am Vortag noch Conny Hütter, die mit ihrem Sieg die heimischen Fans verzückte, traten an ihre Stelle tags darauf Venier und Mirjam Puchner mit den Plätzen zwei und drei. Für die Tirolerin der erste Podestplatz seit März des Vorjahres, als sie in Kvitfjell gut eine Zehntelsekunde hinter der siegreichen Nina Ortlieb Zweite wurde. „Ich hatte heute schon oben ein gutes Gefühl, bin ruhig gefahren und habe mich gefühlt wie auf Schienen. Dass es eine gute Fahrt ist, war mir bewusst, damit hätte ich aber nicht gerechnet.“

Walder als Stütze

Die 30-Jährige steigerte sich in diesem Winter konstant und fuhr nun ihr bestes Saisonergebnis ein. Dafür gibt es mehrere Gründe. „Mein Kopf ist wieder so weit, dass ich attackieren kann. Ich denke nicht mehr so viel über das Skifahren nach, nach dem Motto: Skifahren ist alles, aber alles ist nicht Skifahren. Wenn ich auf der Piste bin, gibt es nur Skifahren, wenn nicht, dann brauche ich auch ein bisschen Abstand“, sagt Venier und fügt an: „Früher habe ich im Gedanken alles zerlegt und dann verrennst du dich irgendwann in einem Strudel. Jetzt geht es einfacher, aber ich muss hart weiterarbeiten und darf nicht aufhören.“

Der Podiumsplatz fühlte sich für die Tirolerin vor allem aufgrund der besonderen Unterstützung wie ein Sieg an. Familie, Bekannte und Freund Christian Walder waren im Zielraum, um mit der besten ÖSV-Läuferin des Tages zu feiern. Ihr Partner half ihr auch in den vergangenen Wochen. „Er weiß, was ich mir zutrauen kann und was ich brauche. Wir schauen, was wir voneinander rausholen können, pushen uns gegenseitig, auch im Training. Da bekommt man oft neue Ansätze“, sagt Venier, die aber auch die Freizeit gerne mit Walder verbringt. „Wenn wir dann Zeit für uns haben, genieße ich das auch sehr.“ Beim ersten Podestplatz der Saison fehlte aber eine ganz besondere Frau: Schwester Bianca. „Sie ist ein Rennen am weißen Ring in Arlberg gefahren und auch Zweiter geworden.. Dann hat sie mir gesagt, dass ich hoffentlich auch Zweite bleibe.“ Gesagt, getan.