Der fünfte Weltcup-Sieg von Conny Hütter war schon am Abend vor dem ersten Super-G in Zauchensee in Stein gemeißelt, zumindest wenn es nach ihrer Freundin und Ex-Teamkollegin Nici Schmidhofer geht. Nach der Startnummernauslosung am Donnerstag schrieb die ORF-Kamerafahrerin ihrer Landsfrau nämlich eine ganz besondere Nachricht. „Ich habe gesehen, dass sie die Acht hat und ihr sofort geschrieben, dass es nur ein gutes Omen sein kann, wenn sie die Acht von Super-G-Legende Hermann Maier hat.“ Für Hütter war das am Vorabend des Rennens aber nach einer verpatzten Trainingsfahrt alles andere als klar. „Mit der Acht habe ich es schon ein paar Mal probiert, es ist aber nie aufgegangen. Umso schöner, dass es hier passiert, mit dieser Nummer, mit der auch die Nici Schmidhofer ihre WM-Goldene geholt hat. Das ist eine große Ehre.“

Traumlauf

Und Ehre gebührt auch der Steirerin, die vor 3500 Fans den Premierensieg der ÖSV-Frauen in dieser Saison einfuhr, der erste Sieg in der Heimat seit 2017. „Ich sage zwar immer, Rennen ist Rennen, aber das hier ist schon besonders“, sagte Hütter, die sich nach ihrer Fahrt im Ziel feiern ließ. „Natürlich war es da noch schwer einzuschätzen, wohin es geht. Aber ich juble generell im Ziel, weil ich weiß, was dahinter steckt, wie viel Arbeit ich da reinlege.“ Harte Arbeit war auch der anspruchsvolle Super-G am Gamskogel, den die Steirerin vor allem durch einen sensationellen Schlussteil für sich entschied. Wie von ÖSV-Cheftrainer Roland Assinger prophezeit, kamen zwar vor allem die Italienerinnen im Teilstück davor heran, verloren wie die Zweitplatzierte Kajsa Vickhoff Lie (NOR) und Lara Gut-Behrami (SUI) aber auf den letzten Metern die entscheidenden Hundertstelsekunden auf Hütter.

Dementsprechend angespannt saß die 31-Jährige auf dem Siegerstuhl im Ziel. „Während der Topgruppe habe ich zur Schmidi (Nicole Schmidhofer, Anm.) gesagt, dass mir schlecht wird. Ich bin am Start nie so nervös wie im Ziel, da kannst du einfach nicht mehr eingreifen und musst warten, dass bei den anderen die Sekunden schneller verstreichen.“ Mit ihrem fünften Weltcup-Sieg übernahm die Kumbergerin nicht nur die Führung im Super-G-Weltcup, sondern zeigte es endgültig allen Kritikern der vergangenen Jahre. „Viele haben gedacht, die Hütter kommt nicht mehr und kann gleich daheim bleiben. Ich habe aber immer auf mich selbst vertraut und das ist wichtig, weil es viele Menschen gibt, denen ihr eigener Nutzen viel wichtiger ist, als deiner.“ Den Blick zurück auf die schweren Jahre nach ihren Verletzungen, als sie „nicht einmal aufstehen konnte, um mir ein Glas Wasser aus der Küche zu holen“, lässt sie lieber aus..

Video: Drei Fakten über Conny Hütter

Vielversprechender ist ohnehin der Blick nach vor, auf die heutige Abfahrt (10.45 Uhr) und den zweiten Super-G am Sonntag (11 Uhr). Mit ihrer derzeitigen Form ist der Steirerin auch in diesen Rennen viel zuzutrauen. Vor allem, weil sie auf ihre steirischen „Glücksbringer“ setzten kann. „Meine Familie und der Fanclub kommen, das ist nicht selbstverständlich. Außerdem hat es mich so gefreut, dass Tamara Tippler in Zauchensee mit dabei war. Anscheinend brauche ich sie, damit es ganz nach oben geht.“

Ganz oben oder ganz vorne ist Hütter mit ihrem Sieg und als Folge des Ausfalls von Sofia Goggia auch im Super-G-Weltcup. In diesem trägt sie am Sonntag im Super-G zum zweiten Mal in ihrer Karriere das rote Trikot der Gesamtführenden. Mit der Hoffnung, es auch nach dem Sonntag noch zu tragen. Denn: „Beim ersten Mal hatte ich es nur für ein Rennen. Ich hoffe, dass ich es dieses Mal länger anhabe.“