Der Norweger Aleksander Aamodt Kilde war am Mittwoch 0,32 Sekunden schneller als der Schweizer Niels Hintermann. Von den Österreichern waren Daniel Hemetsberger (+0,43) als Fünfter, Stelvio-Debütant Marco Schwarz (+0,85) als Siebenter und Europacup-Läufer Stefan Rieser (+1,44) auf Position elf am nächsten an der Bestzeit dran.
Stefan Babinsky landete als 17. unmittelbar vor Felix Hacker, einem weiteren ÖSV-Athleten, der sich über den Europacup die Erfahrung für den Weltcup holen will. Raphael Haaser wurde 20., Daniel Danklmaier mit Torfehler 27., Vorjahressieger Vincent Kriechmayr 36. Christopher Neumayer (45.), Manuel Traninger (53.) und Otmar Striedinger (59.) ragten in der Ergebnisliste nicht heraus.
Kriechmayr zweimal zurück
Für das ÖSV-Team gilt es in Bormio etwas gutzumachen, nachdem in Gröden Babinsky als Sechster in der ersten Abfahrt für das beste Resultat an zwei Tagen sorgte. Im zweiten Rennen war mit Schwarz ein langjähriger Slalom-Spezialist, der das erste Jahr auf der Strecke fuhr, als Neunter der schnellste Österreicher. Kriechmayr verpasste jeweils die Top zehn, Hemetsberger schaffte es sogar zweimal nicht unter die besten 15.
Das schmeckte ÖSV-Cheftrainer Pfeifer überhaupt nicht, weshalb er auch Kritik an Speed-Gruppentrainer Sepp Brunner übte. „Da fordere ich von den Abfahrern und vom Sepp schon ein, dass da ein bisschen mehr kommt“, sagte der Kärntner in der Vorwoche. Seiner Meinung nach kann es nicht sein, „von vorneherein zu sagen, dass ich das nicht kann“, was vor den Gröden-Rennen mitunter zu hören war. „Ich habe ein ganzes Jahr Zeit, das zu üben. Ich muss ja die Schwächen üben. Das ist für mich schon eine Sache, wo man hart darüber reden muss und fragen muss: Was ist da los?“
Gute ÖSV-Erinnerungen an Bormio
Da die Pista Stelvio in Bormio eine ganz andere Charakteristik hat als die Saslong in Gröden, fällt die Ausrede ohnehin weg. Der Mindset der ÖSV-Läufer ist auf der meist eisigen, körperlich extrem fordernden Strecke aus diversen Gründen ein anderer. Kriechmayr (2022) und Matthias Mayer (2020) sorgten dafür, dass von den jüngsten drei Bormio-Abfahrten zwei von Österreichern gewonnen wurden.
In diesem Jahr scheint es so, als ob der Stelvio - wohl auch wegen der relativ hohen Temperaturen - die schärfsten Zähne gezogen wären. „Es ist einfacher als die letzten Jahre. Sehr griffig, nicht eisig, die Kurssetzung ist flüssiger. Ein bisschen gezähmt, aber zum Rennen hin wird es nicht einfach werden“, meinte Kriechmayr. „Ich habe es mir bei weitem schlimmer vorgestellt. Aber es ist eine sehr anspruchsvolle Piste“, sagte der Weltcup-Gesamtführende Schwarz. „Die Piste ist sehr, sehr gut, aber auf der eisigen Seite. Schon unruhig“, befand Hemetsberger.
Mentor Matthias Mayer
Vor Kriechmayrs Sieg vor exakt einem Jahr hatte sich die rot-weiß-rote Speed-Mannschaft selbst dezimiert, erklärte doch Triple-Olympiasieger Mayer buchstäblich aus heiterem Himmel nach der Besichtigung seine Karriere für beendet. Der Kärntner ist heuer wieder vor Ort - als Mentor und zusätzlicher Co-Trainer für seine Ex-Kollegen.
Unterdessen ist auch Kilde gierig auf seinen ersten Sieg in der immer noch jungen Saison, nachdem er in Gröden ausgelassen hat. Dort, wo er insgesamt schon fünf Rennen gewonnen hatte, schauten für den 31-Jährigen in diesem Jahr nur zwei zweite Plätze heraus. Doch auch andere Läufer, die zuletzt aufgezeigt haben, sollte man auf der Rechnung haben: Hintermann, den Franzosen Cyprien Richard oder den Kanadier Cameron Alexander, der sich bei den Trainings in Copper Mountain laut Aussagen seiner Kollegen extrem stark präsentiert hat. Am Mittwoch war er im Training Dritter.