Sport lebt von Rivalitäten, vom Kampf zweier Welten, die aufeinanderprallen, vom Duell der Besten. Im alpinen Slalomsport der Frauen heißt dieser Wettkampf seit einiger Zeit Petra Vlhová gegen Mikaela Shiffrin – am besten zu sehen an den Resultaten der bisherigen Saison. In den vier Slaloms gab es je zwei Siege für die Kontrahentinnen, beim Nachtslalom in Courchevel hatte das Duo beim Sieg der Slowakin einen Riesenvorsprung auf die Konkurrenz dahinter – in Person von Katharina Truppe und Gallhuber, mit mehr als zwei Sekunden Rückstand.
Es ist ein Genuss, Vlhová und Shiffrin im Kampf Frau gegen Frau auf den Weltcuppisten dieser Welt zusehen zu dürfen, auch wenn es die Athletinnen selbst oftmals nicht so genießen können. „Ich versuche es aber und irgendwie musst du es am Ende auch einfach nur genießen. Wenn du es nicht tust, bist du falsch im Starthaus“, sagt Vlhová vor dem Technik-Doppel am Donnerstag (Riesentorlauf) und Freitag (Slalom) in Lienz. „Der Kampf ist aber zeitgleich sehr stressig, ich bin nach jedem Rennen fertig, leer und müde, weil ich immer alles geben muss. Ich muss so viel investieren, mental wie körperlich, um Mikaela zu schlagen“, sagt die 28-Jährige.
Größter Respekt
Auch wenn die zwei Skisuperstars völlig unterschiedliche Charaktere sind, eint sie der gegenseitige Respekt, was sich ausnahmslos nach jedem Rennen zeigt. So auch beim zweiten Saisonslalom in Levi, den die US-Amerikanerin nach einem Ausfall Vlhovás noch überraschend gewonnen hatte. „Petras Vorstellung an diesem Wochenende war eine Lehrstunde. Sie war so weit vorne, meinem Empfinden nach hat sie diesen Sieg verdient“, sagte Shiffrin damals im Siegerinterview. Und auch die Slowakin spricht nur in den höchsten Tönen über die Konkurrentin im Kampf um die kleine Kristallkugel. „Wenn du Mikaela schlagen willst, reichen 100 Prozent nicht, da brauchst du 120 und darfst dabei keinen Fehler machen. Das kostet so enorm viel Energie, aber dieses Duell ist einfach schön, für mich und für die TV-Zuseher. Es ist derzeit einfach ein enorm hohes Level.“
Dieses wird es auch in Lienz zu bestaunen geben, wartet nach dem Riesentorlauf am Freitag mit dem Slalom das letzte Rennen des Jahres 2023. Die warmen Bedingungen könnten dabei für mehr Spannung als üblich sorgen. „Es gibt viele Konkurrentinnen, die näherkommen können, und in jedem Rennen kann so unglaublich viel passieren. Ich habe versucht, mich, so gut es geht, auf die Bedingungen in Lienz vorzubereiten, und werde natürlich wieder alles herausholen.“