Vincent Kriechmayr hat am Freitag in Gröden seinen 17. Weltcup-Sieg geschafft. In einem Super-G mit äußerst knappen Zeitabständen setzte sich der Oberösterreicher mit 0,02 Sekunden Vorsprung vor Daniel Hemetsberger durch. In der verkürzten Abfahrt am Vortag war Kriechmayr nicht über Platz 17 hinausgekommen und damit zweitbester Österreicher. Nachher sprach der 32-Jährige unter anderem darüber, dass er noch nie eine einfachere Kurssetzung in einem Super-G erlebt habe.
Wie beurteilen Sie Ihre Leistungssteigerung nach der misslungenen Abfahrt?
Vincent Kriechmayr: „Ich glaube, meine Leistung war sehr gut. Ich habe 100 Prozent gegeben. Vielleicht hätte ich ein-, zweimal ein bisschen länger in der Position bleiben können, aber recht viel schneller schaffe ich es nicht. Gestern in der Abfahrt habe ich mich angeschwitzt, viel zu viel auf die Linie geschaut. Hin und wieder muss man auch instinktiv fahren und draufbleiben, wenn es einen drückt.“
Hat das Ergebnis von gestern lange nachgewirkt?
„Nein, ich bin schon bei so vielen Debakeln dabei gewesen, ich habe schon so viele schlechte Leistungen in Gröden gezeigt. Ich glaube, das ganze Team hat das schnell abgehakt, wir haben einen super Galgenhumor gehabt. Jeder hat gewusst, dass wir uns besser präsentieren müssen. Heute wollten wir alle mit der Wut im Bauch zeigen, dass wir besser sind. Super, dass es für das ganze Team so funktioniert hat.“
Es war ein sehr untypisches Rennen, weil die ganzen Wellen auf der Ciaslat-Wiese umfahren wurden. Haben Sie das auch so gesehen?
„Wir haben die beim letzten Mal auch schon umfahren, aber es war wirklich die einfachste Kurssetzung, die ich in einem Super-G bis jetzt erlebt habe, deswegen auch die engen Abstände. Da muss man voll am Limit sein. Wir haben es uns auch mit den Trainern so angeschaut und gesagt: Wenn es dich einmal drückt, bleib“ drauf! Da braucht man nicht auf die Linie schauen, da geht es nur ums Runterlassen.„
Daniel Hemetsberger hat zu Ihnen sofort gesagt: „Du vergönnst mir nichts“. Stimmt das?
„Ich hätte es ihm echt gegönnt. Dani, obwohl wir der gleiche Jahrgang (1991; Anm.) sind, ist noch ein Junger in dem Geschäft durch seine ganzen Verletzungen. Unglaublich, dass er überhaupt dabei ist. Der hat so viel Potenzial, der holt sich seine Siege schon noch ab. Heute hat er mir den Vortritt gelassen, nächstes Mal wird das wahrscheinlich anders sein.“
Macht Sie der erste oberösterreichische Doppelsieg im Weltcup stolz?
„Auf alle Fälle. Zu unserer Zeit im Landesskiverband hatten wir ein super Trainerteam. Auch wenn wir Flachländler sind, haben die alles für uns getan und uns super unterstützt. Man hat es auch danach gesehen. Andreas Ploier, dem es hoffentlich gut geht, Max Lahnsteiner. Ich glaube, wir haben für das, dass wir Flachländler sind, einige Talente rausgebracht. Ein paar haben es dann an die Spitze geschafft, viele sind mit Verletzungen hängengeblieben. Es freut mich irrsinnig, vor allem für die Leute, die uns damals so unterstützt haben.“
Das heißt, es kann noch mehr kommen in der Zukunft?
„Ja, die leisten auch heute super Arbeit. Und so dominant sind die Tiroler und Salzburger auch nicht mehr.“
Wie werden Sie morgen in die zweite Gröden-Abfahrt gehen?
„Ich habe sicher mehr Selbstvertrauen als gestern, aber es ist ein eigenes Rennen, wie der Super-G heute ein eigenes Rennen war. Es hat natürlich in den letzten Jahren nicht für uns gesprochen, aber aufgeben tut man einen Brief. Wir werden unser Bestes geben, genau so, wie wir es heute probiert haben.“