Am 18. Dezember 2020, also ziemlich genau vor drei Jahren, änderte sich das Leben von Nici Schmidhofer schlagartig. In der ersten Abfahrt von Val d‘Isère stürzte die Steirerin so schwer, dass plötzlich nichts mehr sicher schien. Ein Karriereende schien im ersten Moment ebenso möglich wie die Abnahme des Beins. Glücklicherweise erholte sich die 34-Jährige damals in Rekordtempo von ihrem Unfall, vergessen ist dieser aber logischerweise noch nicht. „Das Herzerl schlägt schon höher, wenn man an diese Passage kommt, wo ich mich verletzt habe. Beim Runterrutschen habe ich mir das genauer angeschaut und mir gedacht, wie ist das damals gegangen, da ist ja eh so viel Platz“, sagt Schmidhofer, die seit dieser Saison als Kamerafahrerin für den ORF die Speed-Strecken dieser Welt in Angriff nimmt.

Zu viele Gedanken möchte sie nicht mehr an den Sturz verschwenden, für die Kamerafahrt vor dem Rennen ist das ehemalige Speed-Ass guter Dinge. „Ich habe keinen Rennanzug an, werde auch nicht riskieren. Die Stelle ist schön gesetzt und es wird alles funktionieren, wenn ich das Tempo ein bisschen rausnehme, ist das kein Problem.“ Für die neue Kamerafahrerin ist es das erst zweite Weltcupwochenende nach ihrer Premiere in St. Moritz. Selbst als ehemalige Weltmeisterin wird man da schon einmal nervös am Start. „Das war schon ein ordentlicher Adrenalinkick, wenn man sich wieder die Abfahrtsski anschnallt. Ich habe ihn schon richtig hingedrückt, da kommt schon noch die Rennläuferin durch.“

100 Prozent

Auch wenn sie im Ziel erst einmal kräftig durchschnaufen musste, war sie durchaus zufrieden mit der ersten Fahrt. Der Ehrgeiz einer Spitzenathletin steckt nach wie vor in ihr. „Ich bin sofort raus aus dem Zielraum und habe mir die Bilder ansehen, was ich besser machen kann. Da habe ich einfach einen gewissen Anspruch an mich selbst. Wenn ich etwas mache, mache ich das zu 100 Prozent.“ 100 Prozent geben in der Abfahrt am Samstag auch ihre ehemaligen Teamkolleginnen, zu denen die vierfache Weltcupsiegerin nach wie vor engen Kontakt hat. Allen voran Conny Hütter, mit der sie weiterhin den Skipodcast „Wos dahinter steckt“ produziert. „Das ganze Team hat sich gesteigert, die zwei Ausfälle von Nina Ortlieb und Elisabeth Reisinger tun aber extrem weh. Jetzt müssen die Jungen eben den nächsten Schritt machen.“

Für das angesprochene ÖSV-Duo Ortlieb und Reisinger ist die Saison nach Stürzen beim Speed-Auftakt in St. Moritz schon vorbei. Die Vorarlbergerin hat bereits mit der Reha begonnen, will schon zu Beginn der kommenden Saison wieder Rennen bestreiten. Nicht nur an ihrem bitteren Beispiel zeigt sich, wie riskant der Skisport nach wie vor ist. „Als Athletin denkt man zum Glück nie darüber nach, wenn man in Topform ist, aber die Abfahrt wird von außen schon noch oft unterschätzt. Nicht nur die Herren, sondern auch die Damen bewegen sich am letzten Zacken. Der Abfahrtssport an sich bringt einfach ein Risiko mit sich, das ist so.“