Mit der Wut im Bauch ist Vincent Kriechmayr am Freitag zum Sieg im Super-G von Gröden gerast. Nach seinem enttäuschenden 17. Platz in der Sprint-Abfahrt am Tag zuvor, verwies der Oberösterreicher in einem wahren Krimi seinen engeren Landsmann Daniel Hemetsberger sowie den favorisierten Schweizer Marco Odermatt um zwei bzw. drei Hundertstelsekunden auf die Plätze. Marco Schwarz rundete das rot-weiß-rote Topergebnis als Fünfter (+0,13 Sek.) ab.
Kriechmayr sorgte mit einer klaren Leistungssteigerung im Vergleich zum Donnerstag für den ersten österreichischen Super-G-Sieg seit fast genau 21 Monaten, am 17. März 2022 hatte er in Courchevel triumphiert. Gemeinsam mit Hemetsberger bejubelte er zudem den ersten oberösterreichischen Doppelsieg im Weltcup. „Es war wesentlich besser als gestern. Ich habe viel mehr Risiko genommen. Es war eher einfach gesetzt, da musst du am letzten Zacken sein“, sagte der 32-Jährige zufrieden.
Bittere zwei Hundertstel
Bis zu Kriechmayrs Fahrt hatte Hemetsberger mit seinem ersten Weltcupsieg spekulieren dürfen, es sollte sich nicht ganz ausgehen. „Die zwei Hundertstel sind schon bitter“, gestand Hemetsberger und meinte beim ORF-Interview augenzwinkernd zu Kriechmayr: „Er vergönnt mir gar nichts“. Über seine Leistung könne er sich aber nicht beschweren. „Mir ist entgegengekommen, dass es ein relativ schneller Lauf mit wenigen Kurven ist“, berichtete der 31-Jährige, der auch bei der Materialwahl richtig lag. „Wir haben heute einen der ältesten Ski ausgegraben, die wir haben, also einen der schnellsten, das hilft auf dem Schnee.“
Ein versöhnliches Fazit zog Schwarz, der am Donnerstag als 40. ohne Punkte geblieben war - auch wenn er bei aufkommender Sonne vom Franzosen Cyprien Sarrazin (Startnummer 27) vom vierten Platz verdrängt wurde. „Es war schon deutlich besser als gestern“, erklärte der Kärntner. „Ich weiß schon, wo ich den Rückstand suchen muss. Ich bin beim vorletzten Sprung relativ weit gehupft, und beim letzten ein bisschen zu weit rechts gewesen.“ Bei der Abfahrt am Samstag (11.45 Uhr/live ORF eins) werde er sich jedenfalls wieder einbringen. „Ich habe noch eine Rechnung offen.“
„Es war ein bisschen komisch heute“
In der Gesamtweltcupwertung ging Odermatt mit seinem dritten Platz nun solo in Führung, Schwarz liegt 15 Punkte dahinter auf Rang zwei. Den knappen Rückstand nahm er „nicht allzu tragisch. Die Fahrt war speziell oben sehr gut. Ich wusste nicht, ob die Abstimmung passt, deswegen bin ich sehr glücklich.“ Keine Chance hatte der mitfavorisierte Alexander Aamodt Kilde, der sich mit Rang 37 (+1,09) zufriedengeben musste. „Ich konnte den Ski nicht so gut gehen lassen, habe nicht so ein gutes Gefühl gehabt. Es war ein bisschen komisch heute“, gab der Norweger an.
Überschattet wurden die ÖSV-Festspiele durch den Sturz von Andreas Ploier, der mit Startnummer 26 im unteren Teil zu Sturz kam. Der Oberösterreicher dürfte sich am Knie verletzt haben und musste von der Piste getragen werden. Bezüglich einer schwereren Blesssur gab der ÖSV aber bereits Entwarnung.