Im Ziel schrie Stefan Babinsky seine Freude heraus. Der Steirer war in der ersten – verkürzten – Abfahrt in Gröden auf Platz sechs gerast. Das war für den 27-Jährigen durchaus ein Quantensprung, schien doch bisher ein 22. Platz aus dem Vorjahr in Gröden als beste Platzierung in dieser Disziplin auf. „Baba“, wie er im Team gerufen wird, war aber nicht nur eine neue persönliche Bestleistung gelungen. In dem knappen Rennen war es der Steirer, der ein Debakel zum Saisonauftakt der Abfahrer verhinderte. Denn zu diesem Zeitpunkt war Vincent Kriechmayr auf dem 16. Platz gelegen. Nur zweimal in der Weltcupgeschichte waren Österreichs Abfahrer schlechter gewesen: 1994 in Aspen bzw. 2009 in Wengen, als der bestplatzierte jeweils 19. gewesen war. Mit dem Sieg hatte Babinsky aber trotzdem nichts zu tun: Den holte sich Bryce Bennett vor Aleksander Aamodt KIlde (+0,03) und Marco Odermatt (+0,05).

Mit dem Begriff „Retter“ konnte Babinsky aber wenig anfangen. „Nein, wir sind schon eine gute Mannschaft, das sehe ich ja jeden Tag im Training“, sagte er, „aber in so einem knappen Rennen kannst du es dir eben nicht leisten, Fehler zu machen oder gar eine Passage zu verhauen.“ Und ja, klar: „Für sie ist es nicht gut gelaufen, für mich war es ein super Tag.“ Einer, der kurz vor dem eigenen Start noch einen Kick erfuhr: „Da habe ich am Start in der Vorbereitung mitbekommen, dass Bennett Bestzeit gefahren ist, weil so ein Lärm war. Und ich wusste: Es ist alles drin.“ Babinsky „haute alles rein“ – und alles ging auf. Endlich hat er auch in der Abfahrt scheinbar einen Schritt nach vorne gemacht, nachdem er sich im vergangenen Jahr mitunter auch schon Kritik ausgesetzt sah. Die nimmt er ernst und wichtig: „Kritik ist die beste Korrektur. Wenn man keine bekommt, dann passt etwas nicht“, sagte er. Wohl wissend, dass er nicht das Ausnahmetalent ist, dass von Beginn an volles Risiko gehen kann, vor allem in der Abfahrt: „Ich habe mir das jetzt ein paar Saisonen anschauen dürfen, mich herangetastet. Du brauchst Erfahrung. Und langsam fühlt es sich wie Rennfahren an, auch in der Abfahrt.“

Im Super-G ist der Schritt schon früher gelungen, da hat er bereits Top-fünf-Platzierungen. Klar will er schon heute im Super-G auf der Saslong beweisen, dass er nicht nur in der Abfahrt besser geworden ist. „Wie gut es wirklich ist, sehen wir aber erst im Rennen.“ Babinsky weiß, was es braucht: „Natürlich will ich ganz vorne sein, ich bin ja Rennfahrer. Aber man muss mit beiden Beinen am Boden bleiben, die Hausaufgaben machen, weiterarbeiten.“

Weiterarbeiten, das muss auch der Rest der Mannschaft, dem der Frust über dieses Rennen deutlich ins Gesicht geschrieben war. „Ich bin die Ciaslat nur mit 95 Prozent gefahren, das vertragt es nicht auf diesem Niveau. Zumindest weiß ich, wo der Großteil des Rückstands herkommt“, sagte Kriechmayr, der ergänzte: „Im Vorjahr habe ich im zweiten Rennen die Ciaslat verhaut. Da wollte ich mir Reserve geben, das war keine gute Idee.“ Was bleibt: „Mit der Wut im Bauch attackieren in den folgenden Rennen, weil die Jungs vorne so Gas geben.“

Auch Daniel Hemetsberger rätselte: „Leider war die ganze Feuchtigkeit weg, alles wieder so aggressiv. Das liegt mir nicht. Aber trotzdem darf es nicht so viel Rückstand sein, weil die Fahrt an sich wäre mir nicht so schlecht vorgekommen. Aber ich hatte einfach nicht den richtigen Trieb.“ Aber, so sagte der Oberösterreicher: „Wir dürfen jetzt auch nicht alles über den Haufen werfen und nervös werden, auch wenn es für den einen oder anderen in den Weltcupwertungen nicht gut ist. Aber wir sollten nicht herumspinnen und rätseln und zurückschauen, sondern nach vorne.“

Den Trieb vermisste auch Marco Schwarz, der ebenso fast ratlos wirkte: „Ich bin das zweite Mal heruntergefahren, für die Ciaslat brauch man einfach die Erfahrung. Dass es so schlecht ist, hatte ich nicht im Gefühl“, meinte der Kärntner. Was bleibt: „Gut analysieren und es in den zwei folgenden Rennen besser machen.“ Denn derzeit will er nicht auf die zweite Abfahrt am Samstag verzichten: „Ich fühle mich körperlich sehr gut, warum sollte ich das?“