Marco Schwarz ist, was er meist ist: tiefenentspannt. Auch das erste Kennenlernen mit der „Saslong“, der klassischen Abfahrt in Gröden, nimmt er wenig aufgeregt zur Kenntnis. Auch, wenn er eingesteht: „Die Hügel auf der Ciaslat-Wiese, die sind schon sehr beeindruckend. Und der Sprung über die Mauer, das ist ein brutaler Bock, aber da werden sie sicher noch daran arbeiten.“ Mit 28 Jahren geht der Kärntner heuer den nächsten Schritt in seiner Laufbahn – und ein zweiter Slalomfahrer kommt gleich mit: Kombinationsolympiasieger Johannes Strolz wagt ebenso den Schritt in die schnellen Disziplinen. Und während Schwarz am Donnerstag in Gröden immerhin schon zum vierten Mal Weltcupluft in der Abfahrt schnuppert, feiert der Vorarlberger seine absolute Premiere.
Das Erfreuliche: Bisher hat sich Schwarz‘ Engagement auf den längeren Ski nicht auf seine Leistung in den technischen Disziplinen ausgewirkt. Im Gegenteil: Der Radentheiner führt im Gesamtweltcup, auch wenn da erst zwei Rennen in der Wertung sind. Und auch im ersten Training in Gröden war die zwölfte Zeit ein großes Versprechen – zumal er nach dem 40-sekündigen Gleitstück oben „nur“ 16. gewesen war. Ab dann ging es dahin; auf der Strecke, auf der es heute um den Sieg geht. Und bis zum Rennen will Schwarz noch zulegen: „Es sind brutale Hügel, du musst genau im Kopf haben, wo du drückst, wo du abhebst. Aber bis zum Rennen wird das gehen.“ Was Schwarz ausmacht? „Er hat ein wahnsinnig gutes Gefühl, er weiß instinktiv, wie viel Druck er in den Kurven geben muss. Er ist technisch sehr gut und kann auch gleiten“, schwärmt Herren-Cheftrainer Marko Pfeifer.
Alle Rennen wollte Schwarz vor Weihnachten fahren, bisher eine überschaubare Herausforderung. Jetzt würde es aber knackig: „Fix ist bisher, dass ich die kurze Abfahrt und den Super-G sowie die beiden Riesentorläufe in Alta Badia fahre“, sagt er, „die lange Abfahrt am Samstag ist noch offen.“ Den aufgrund des Wetters trainingsfreien Donnerstag nützte Schwarz ... zum Trainieren. Es ging nach Alta Badia, auf die perfekte Trainingspiste, Riesentorlauf stand am Programm.
Strolz blieb in Wolkenstein im Hotel, genoss eine Schachpartie mit Stefan Babinsky und Matthias Mayer. Und freute sich ebenso auf seine Premiere. „Es war wichtig, dass ich die Abfahrt dazu nehme. Es lenkt ab. Und: Im Slalom ist es schon schwierig, große Schritte zu machen, in der Abfahrt ist die Lernkurve viel steiler. Das Trainingslager in den USA hat mir gut gefallen, es hilft mir dabei, wieder lockerer zu werden. Auch im Slalom“, sagte er und ergänzte lächelnd: „Und es macht auch Spaß, wenn man sich bei 140 km/h den Kopf ein wenig durchblasen lässt.“
„Abfahrer Schwarz und Strolz“, das klingt für beide erstrebenswert. „Auch, wenn auf mich die Beschreibung ,Allrounder in Ausbildung‘ wohl noch besser passen würde“, sagt Strolz. Probleme mit Schlüsselstellen wie den Kamelbuckeln? Kaum. „Man hat Respekt, klar. Aber wenn man dort ist, schaut man nur, wie man das machen kann, nicht ob. Ich vertraue den Trainern und meinem Können und meiner Intuition. Dann passt das schon.“ Wohin die Reise gehen soll? „Das kann ich noch nicht sagen. Was ich aber schon gesehen habe: Der Grundspeed ist in Ordnung.“ Nicht nur in der Abfahrt, auch im Slalom: „Klar stehe ich da unter Druck, wieder zu performen. Aber das nicht erst seit dem blöden Ausfall in Gurgl.“