Die erste Abfahrt des Skiwinters brachte eine (kleine) Überraschung: Denn die hochfavorisierte Sofia Goggia musste sich in St. Moritz überraschend Mikaela Shiffrin geschlagen geben: Die US-Amerikanerin fuhr in dem Schweizer Nobelskiort in 1:28,84 Minuten zu ihrem bereits 91. Weltcupsieg. In der Abfahrt ist das aber im Gegensatz zu den technischen Disziplinen kein Alltag, da ist es für die 28-Jährige erst der vierte Erfolg im Weltcup. In einem Rennen, dass sich die „Spitzentechnikerinnen“ untereinander ausmachten: 15/100 hinter Shiffrin wurde Goggia Zweite, ihre Landsfrau Federica Brignone wurde zwei Hundertstel dahinter Dritte. Für die Österreicherinnen reichte es diesmal knapp nicht für einen Podestplatz: Conny Hütter wurde diesmal Vierte, 0,11 Sekunden fehlten auf die Top drei. Und doch präsentierte sich die Abfahrtsriege stark: Mirjam Puchner (5.) und Stephanie Venier (7.) kamen in die Top Ten.
Pech hatte Elisabeth Reisinger: Die Oberösterreicherin kam nach einer Kante, die sie ein wenig übersah, unglücklich auf und zog sich wohl eine Verletzung am Knie zu. Das Rennen ist derzeit nach 33 Läuferinnen unterbrochen. Nach dem Ausfall Reisingers erreichten auch Nadine Fest und die Bosnierin Elvedina Muzaferija nicht das Ziel. Die Jury entschied sich daraufhin, aufgrund der schlechten Sicht abzubrechen. Weil die Top 30 aber schon im Ziel sind, wird das Rennen voll gewertet.
Hütter riss zunächst über sechs Zehntel auf, steigerte sich aber erneut im Verlauf. „Ich habe oben nicht so in den Tritt gefunden“, sagte sie im ORF am Tag nach ihrem zweiten Platz im Super-G. „Dann habe ich wieder umgeschaltet und es ist echt dahingegangen.“ Mit Bestzeit im vierten Sektor machte sie es im Finish noch einmal enorm spannend. Ihr Fazit; „Ein paar Rutscher im Ansatz kann man sich nicht leisten. Das sind die paar Zehntel, aber es stimmt mich extrem positiv, dass der Grundspeed passt“, meinte Hütter.
Shiffrin: „Es lief genauso wie erhofft“
Shiffrin baute den Vorsprung im Gesamtweltcup mit ihrem ersten Abfahrtssieg seit März 2022 aus. Petra Vlhova ließ das Rennen aus, Lara Gut-Behrami verpasste die Top Ten. Neue Zweite ist die zweifache Saisonsiegerin Brignone, die auch im sechsten Einsatz unter die Top sechs kam. „Es lief so, wie ich gehofft hatte“, bemerkte Shiffrin nach ihrem vierten Sieg im Abfahrtsweltcup, dem insgesamt 91. ihrer glanzvollen Karriere. „Viele Frauen werden am Renntag noch viel schneller. Ich war nach dem Training nicht sicher, ob alles so bleibt. Ich bin wirklich sehr zufrieden.“
Das Schlechtwetter verzog sich über Nacht, der Skinobelort glänzte am Samstag mit Kaiserwetter. Shiffrin spielte ihre Klasse im technischen Mittelteil aus. Puchner konnte mit dieser Topsektorzeit nicht mithalten (plus 0,71), gehörte dank ihrer Gleitfähigkeiten aber oben und unten zu den Allerschnellsten. „Ich habe zu viel nachgedacht und Tempo rausgenommen in dieser Passage“, sagte die Salzburgerin über ihren Mittelteil. Als dann auch Goggia nach einigen kleinen Fehlern nur als Zweite abschwang, staunte Shiffrin im Zielraum nicht schlecht.