Bode Miller war so etwas wie der Paradiesvogel des Skizirkus‘ - aber er war ein höchst erfolgreicher: 33 Weltcuprennen konnte der US-Amerikaner gewinnen und zweimal den Gesamtweltcup. Darüber hinaus holte er viermal WM- und einmal olympisches Gold. Seine Fahrweise war unkonventionell, oft glichen seine Fahrten einem Ritt auf der Rasierklinge. Und nach dem Abschwung machte Miller Party, ehe es in sein Wohnmobil anstelle eines Hotelzimmers ging. Erst mit 37 Jahren und damit recht spät beendete er seine Karriere.
Mittlerweile ist der 46-Jährige ruhiger geworden, sein Leben ist die Familie. Mit Ehefrau Morgan Beck hat er sechs Kinder, aus einer früheren Beziehung stammen zwei weitere. In einem Interview mit der NZZ sprach Miller nun über schwere Schicksalsschläge, wie ...
... den Tod seines Bruders vor zehn Jahren:
„Er hatte 2006 eine Hirnverletzung erlitten. Wir hatten also viel Zeit, in der stets die Möglichkeit bestand, dass einer seiner Anfälle ihn töten würde. Am Anfang wussten wir nicht, ob er überhaupt überleben würde. Das war eine Motivation, Zeit mit ihm zu verbringen, sich zu engagieren. Aber ich war die ganze Zeit an den Rennen. Mein Leben war egoistisch, ich war einfach weg. Und dann, als er starb, war es schockierend, es ist so endgültig. Der Tod ist einfach so, dagegen kann man nicht ankämpfen. Besonders schlimm war es für meine Mutter. Er war mit knapp Dreißig der Jüngste, das Baby der Familie.“
... den Tod seiner Tochter Emmy im Jahr 2018:
„Es ist jetzt noch sehr schwer für mich. Ich glaube, es gibt eine genetische Verbindung, die man nicht durchtrennen kann. Es bleibt einfach, es verändert sich nicht einmal, aber wie alles normalisiert es sich. Man gewöhnt sich daran, egal, wie schmerzhaft, traurig oder beschissen es ist. So sind wir nun einmal, oder? Aber ja, es ist das Schlimmste.“
... und über seine wilde Zeit während seiner Karriere:
„Ich habe gerne Rennen gewonnen, aber das war nicht das ganze Leben. Wenn ich mich voll darauf konzentriert hätte, wären es im Weltcup vielleicht 50 oder sogar 55 Siege geworden. Aber was ich dafür aufgegeben hätte, wäre wirklich bedeutsam gewesen. Ich habe Athleten gesehen, die völlig fokussiert waren. Sie verzichteten darauf, ihre Zwanziger oder die frühen Dreißiger auszuleben – zu feiern und auszugehen und jung und dumm zu sein. Das ist scheiße, weil man es nicht zurückbekommt. Es ist einfach weg.“
... und den Rückritt von Lucas Braathen:
„Es ist traurig, wenn man sieht, dass jemand, der so viel Talent und Fähigkeiten hat, so früh aufhört. Das bedeutet, dass etwas im System kaputt ist. Die Regeln und der Mangel an Freiheiten schränken den Sport in jeder Hinsicht ein. Was man tut, wie man trainiert, wie man sich verhält, wie man Ski fährt, welches Skimodell man wählt, wie man aussieht – alles ist reguliert.“
Das ganze Interview von Bode Miller mit der NZZ lesen Sie hier!