Auch wenn Lara Gut-Behrami in den ersten zwei Riesentorläufen der Saison keinen Zweifel daran aufkommen ließ, wen es in dieser Saison zu schlagen gilt, dürften die zwei Bewerbe im kanadischen Mont Tremblant für ordentlich Spannung an der Spitze sorgen. Das liegt aber nicht etwa an einer Formkrise der Schweizerin, sondern vielmehr den Gegebenheiten in der kanadischen Provinz Quebec. Denn letztmals wurden dort 1983 Weltcup-Rennen ausgetragen – da war Gut-Behrami gerade einmal zwei Jahre alt. Erfahrungswerte bringt also keine der Läuferinnen mit.

Für die ÖSV-Läuferinnen geht es darum, den Aufwärtstrend in der Krisen-Disziplin Riesentorlauf fortzusetzen. Julia Scheib fuhr in Killington mit Platz sieben ihr bestes Weltcup-Ergebnis ein und hat deshalb logischerweise „Lust auf mehr“ – am besten schon in Kanada. „Das war wichtig für mich und jetzt gilt es die Leistungen vom Training endgültig im Rennen umzusetzen. Alle Athletinnen, die in Killington vor mir waren, haben schon einmal ein Rennen gewonnen, das war der große Unterschied. Da fährst du dann gerade einen zweiten Durchgang schon anders“, sagte die Steirerin und derzeit wohl heißeste Aktie im rot-weiß-roten Riesentorlauf-Team. Für die 25-Jährige ist klar, worauf es am Wochenende ankommen wird. „Auf diesem Hang wird es wichtig sein, dass man das Tempo mitnimmt ins Flachstück. Ich muss meine Stärken im Steilhang nützen und pushen. Wenn mir das gelingt, werde ich gut mithalten.“ An Spitzenresultate war vor einem Jahr noch nicht zu denken, laborierte die Weststeirerin damals mit den Folgen ihrer schweren Knieverletzung. Für Scheib eine prägende Zeit. „Das Training damals in Copper Mountain war die schwierigste Zeit überhaupt, da ich gleich gemerkt habe, dass ein Rennen nicht machbar ist und ich noch sehr weit weg bin. Zum Glück habe ich danach gesehen, dass es noch da ist.2

Wiederentdeckte Liebe

Wieder da ist auch Katharina Liensberger, mit Platz elf in Killington zweitbeste Österreicherin. Das Technik-Ass freut sich auf die Wundertüte Mont Tremblant. „Es wird für alle überraschend, was da kommen wird. Du musst gleich vom Start weg pushen.“ In den vergangenen Wochen hat die Vorarlbergerin wieder ihre Liebe zum Riesentorlauf gefunden, fuhr Liensberger in zweiten Durchgang des Killington-Riesentorlaufs sogar Laufbestzeit. Die wiederentdeckte Freude am Bewerb blieb auch bei ihrem Servicemann nicht unbemerkt. „Ich habe ihm vor dem Wochenende gesagt, dass ich mich richtig freue, dass es mit zwei Riesentorläufen weitergeht. Da war er wirklich überrascht, weil er solche Aussagen sonst nur vom Slalom gewohnt ist.“

Noch nicht so richtig in die Saison gefunden hat hingegen Stephanie Brunner, mit Platz 14 und 20 immerhin zweimal in den Weltcup-Punkten. Für die 29-jährige Tirolerin viel zu wenig. „Ich hätte mir einen anderen Start gewünscht und bin sicher nicht da, um am Ende 15. zu werden, ganz sicher nicht.“ Wie das gesamte ÖSV-Team kämpft Brunner noch mit der Umsetzung der Trainingsleistungen im Rennen und erhofft sich in den nächsten Wochen mehr Konstanz. „Oftmals zeige ich in einem Lauf zwei Personen. Da geht auf einmal alles auf und ich bin bei den Schnellsten und dann sind wieder Sektionen dabei, wo ich ganz weit weg bin.“ Cheftrainer Roland Assinger hofft natürlich, dass seine Läuferinnen am Wochenende alles andere als weit weg vom Spitzenfeld sind. Der Plan für das Rennen steht jedenfalls schon: „Es geht darum, die ersten sechs, sieben Tore im Steilen richtig runterzudrücken, dann wird es richtig flach. Da heißt es den Speed suchen und finden, in die Abfahrtsposition gehen, zu pushen. Die weite Linie wird bestraft.“