Damit war nun wirklich nicht zu rechnen: Katharina Liensberger sorgte zum Auftakt der Slalom-Saison für einen unerwarteten, aber umso schöneren Podestplatz für Österreichs Ski-Damen. Die Vorarlbergerin kam im ersten Rennen der Saison hinter der Slowakin Petra Vlhova und der Deutschen Lena Dürr auf den dritten Platz. Es ist der 15. Podestplatz ihrer Karriere. Nach Rang vier nach Lauf eins verbesserte sich die 26-Jährige im zweiten Lauf noch um einen Platz und fuhr Mikaela Shiffrin noch vom Podest – dank der zweitbesten Laufzeit. Vorne ließ Vlhova keine Zweifel aufkommen, holte sich mit zweimal Laufbestzeit ihren sechsten Sieg im hohen Norden. 1,41 Sekunden nahm sie Dürr ab, Liensberger hatte als Dritte schon 1,55 Sekunden Rückstand.

Während Vlhova ihren 28. Sieg im Weltcup feierte, war Liensberger die riesige Erleichterung anzusehen. Schon als sie im zweiten Lauf nach großartiger Fahrt ins Ziel kam, war der Stein, der ihr vom Herzen fiel, nahezu real zu sehen und zu hören. „Die Erleichterung ist riesig. Es ist viel verändert worden, es war alles nicht einfach. Und es hat viel Kraft gekostet“, meinte die 26-Jährige, die nach einer durchwachsenen Saison viele Änderungen vorgenommen hatte, so ist etwa auch ihre Mutter nicht mehr Teil des Betreuerteams. Doch offenbar hat sich der „Restart“ ausgezahlt: „Es war viel zum Positiven, es war eine super Leistung, ich freue mich, dass es schon morgen weitergeht“, sagte Liensberger. Da steht um 10 bzw. 13 Uhr der zweite Slalom in Finnland auf dem Programm.

ÖSV-Damen stark verbessert

Gleich mehrere ihrer Kolleginnen präsentierten sich im Vergleich zum Vorjahr wie ausgewechselt. Katharina Huber zeigte als Achte auf, Katharina Gallhuber wurde bei ihrem Comeback nach langer Verletzungspause 13., und Katharina Truppe landete auf Rang 16. Nach dem ersten Durchgang, ein von ÖSV-Trainer Klaus Mayrhofer gesteckter Highspeed-Kurs, hatte es noch besser ausgeschaut. Mit vier unter den ersten elf hatten die Österreicherinnen völlig überrascht. Shiffrin-Coach Karin Harjo legte die Kurssetzung für das Finale deutlich drehender an, was ihr technisch perfekter Schützling nach einem Trainingssturz im Vorfeld aber nicht zu nutzen wusste. Shiffrin, die am Donnrestag gestürzt war und sich das Knie angeschlagen hatte, fiel noch hinter Liensberger zurück und vom Podest.

Auch die Österreicherinnen hatten mit dem drehenden Kurs mehr zu kämpfen. Und doch darf man zufrieden sein. So egalisierte Katharina Huber mit Rang acht ihre beste Weltcupplatzierung, nach Lauf eins war die Niederösterreicherin sogar noch Fünfte gewesen. „Das tut schon richtig gut nach der letzten Saison“, sagte die auch erleichtert. Überhaupt fiel auf, dass alle Österreicherinnen attackierten, das Risiko suchten – und weitestgehend dafür auch belohnt wurden. Ebenso erfreulich: Nach über 600 Tagen Zwangspause im Weltcup fuhr Katharina Gallhuber gleich auf Platz 13 - und war damit ebenso glücklich wie Liensberger, die nach mehr als eineinhalb Jahren wieder auf ein Podest gefahren war.

Vlhova war selbst ein wenig „schockiert“

Vlhova verlängerte eine beeindruckende Serie. Seit 2014 heißt die Siegerin immer entweder Shiffrin oder Vlhova. Beide halten mit je sechs Erfolgen nun den Levi-Rekord. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Speziell im zweiten Lauf hat es so funktioniert, wie ich mir das vorstelle“, erklärte die Slowakin nach ihrem 20. Slalom-Weltcupsieg. „Ich bin auch ein bisschen schockiert, dass der Vorsprung so groß ist.“