Nicht weniger als der neue Höhepunkt im alpinen Ski-Kalender hätte es werden sollen. Eine Abfahrt am legendären Matterhorn, 3700 Meter lang, mit dem Starthaus in der Schweiz und dem Zielstadion in Italien. Ländergrenzen sollten dabei ebenso überschritten werden wie die Erwartungen aller Ski-Fans.
Doch wie bereits befürchtet, kann die Premiere der Abfahrt auf der „Gran Becca“ nicht wie geplant stattfinden. Der starke Schneefall in der Nacht und heftiger Wind lassen ein Rennen nicht zu, die Sicherheit der Läufer könne nicht gewährleistet werden. Ob die Abfahrt am Sonntag stattfinden kann, bleibt offen. Die Wetterprognosen sind weiter ungünstig, auch für den Montag, der als Reservetag zur Verfügung stünde.
Am Donnerstag und Freitag waren bereits die Trainingsläufe auf der 3,8 Kilometer langen Strecke Gran Becca wegen starken Schneefalls abgesagt worden. Die für 2022 geplante Ausgabe der Rennen im Schatten des Matterhorns hatte wegen Schneemangels nicht stattfinden können. Nächste Woche wollen die Frauen ihrerseits zwei Abfahrten in Zermatt/Cervinia bestreiten.
ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer hatte bereits am Vortag mit einer Absage gerechnet. „In der Nacht ist leider der Fall eingetreten. Es war sehr starker Schneefall, in Kombination mit einem sehr starken Wind jetzt. Leider haben sie in der Früh schon absagen müssen, weil einfach keine Chance für ein Rennen gewesen wäre“, erläuterte der Kärntner.
„Die Prognosen sind leider Gottes auch nicht sehr vielversprechend. Wir hoffen, dass morgen ein Rennen stattfinden wird, aber wir müssen davon ausgehen, dass es wieder zu einer Absage führt“, fügte Pfeifer hinzu. Die Option mit Montag sei aufgrund des anhaltend schlechten Wetters vom Tisch.
Quintett hatte schon am Freitag genug
Für fünf ÖSV-Asse war das Mega-Wochenende am Matterhorn bereits am Donnerstagabend vorbei – völlig freiwillig. Marco Schwarz und Johannes Strolz fuhren nach Gurgl, um auf der Weltcup-Piste für den bevorstehenden Slalom (18. November) zu trainieren - eine goldrichtige Entscheidung, wie sich herausstellte. Das Trio Stefan Rieser, Felix Hacker und Manuel Traninger flog ins kanadische Nakiska, um sich dort auf den bevorstehenden Europacup vorzubereiten. Wäre am Samstag (11.30 Uhr) in Zermatt gefahren worden, wäre Schwarz fix im Aufgebot mit dabei gewesen. Neben dem Kärntner stehen noch Stefan Babinsky, Daniel Danklmaier, Daniel Hemetsberger, Christoph Krenn, Vincent Kriechmayr, Otmar Striedinger und Christian Walder im ÖSV-Aufgebot.
Unbeständiges Wetter
Zwar sollte es laut den Wetterprognosen am Samstag ein kurzes sonniges Fenster geben, für die planmäßige Durchführung der Abfahrt reicht das jedoch nicht. Die erneute Absage nach dem Riesentorlauf in Sölden ist für die FIS und deren Spitze ein echtes PR-Debakel. Der groß angekündigte Speed-Auftakt gilt als Lieblingsprojekt des umstrittenen Präsidenten Johan Eliasch. Eindrucksvolle Bilder vom grenzübergreifenden Rennen am Fuße des Matterhorns hätten um die Welt gehen sollen. Kitzbühel und Co. wurde damit der Kampf angesagt, was sich auch am Preisgeld zeigt. Gut 60.000 Euro bekommt der Rennsieger, bei einem Doppelsieg kämen zu den 120.000 Euro noch 50.000 dazu – nur beim Hahnenkammrennen ist die Siegprämie mit 100.000 Euro höher.
Für das Wetter können weder FIS noch Veranstalter in die Verantwortung genommen werden, das ist klar. Die Terminauswahl Anfang November sorgt aber bei manchen Betrachtern für Stirnrunzeln. „Wenn man zu diesem Zeitpunkt hierherkommt, musst du damit rechnen, dass die Chancen bei fifty-fifty stehen“, erklärte Pfeifer, der nicht sagen möchte, dass das Rennen grundsätzlich „komplett sinnlos“ sei. Über den Termin müsse man aber reden, da ja auch eine Verlegung ins Frühjahr eine grundsätzliche Option wäre. Dem schob die FIS aber einen Riegel vor, wollte man die Mega-Abfahrt unbedingt als Auftaktrennen der Speed-Spezialisten haben. Beruhigt sich das Wetter nicht, fällt der geplante Auftakt erneut ins Wasser. Geschieht dies auch bei den geplanten Frauen-Abfahrten in der nächsten Woche (24. und 25. November), hat die FIS akute Erklärungsnot.