Keine Frage: Auf den Abfahrtsstrecken dieser Welt machen weniger Männer eine bessere Figur als Aleksander Aamodt Kilde. Das norwegische Speed-Ass besticht gleichermaßen durch Kraft und Gefühl, hat die Klassiker Wengen, Gröden und Kitzbühel allesamt schon gewonnen. Im Sommer hieß es für ihn aber Make-up, Laufsteg und Modenschau anstelle von Rennanzug, Skischuh und Helm. Für Hugo Boss lief er auf der Mailänder Fashion Week – gemeinsam mit Stars wie Gigi Hadid oder Ashley Graham. „Das war wirklich eine andere Welt für mich. Das habe ich davor wirklich noch nie gemacht.“
Danach sah es in der italienischen Modemetropole aber nicht aus, machte Kilde seinen Job mehr als gut. Trotz der ungewohnten Situation, ausnahmsweise nicht der Schnellste sein zu müssen, kam beim ruhigen Norweger keine Anspannung vor dem großen Auftritt auf. „Ich habe zum Glück keine Probleme mit Nervosität, auch beim Skifahren nicht, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das ist. Außerdem war das alles so weit weg von meinem eigentlichen Leben, dass es schon wieder ein richtig gutes Gefühl war.“ Die Lobeshymnen der Fachpresse interessierten ihn aber weitaus weniger als die Kommentare einer ganz bestimmten Frau, ihrerseits die erfolgreichste Skifahrerin aller Zeiten und Lebensgefährtin Kildes. „Mika (Mikaela Shiffrin, Anm.) war wirklich begeistert und fand es richtig gut, da ich so etwas sonst normalerweise nie anziehe. Die Fotos waren hübsch, die Show auch, und eigentlich hätte sie auch die Möglichkeit gehabt, zu laufen, hatte aber keine Zeit.“
Gemeinsamer Sommer
Zeit nahm sich das Paar im Sommer dafür umso mehr, egal, ob beim Strandurlaub oder dem Besuch von Kildes Familie in Norwegen. Das Traumpaar im alpinen Skizirkus genoss die Zweisamkeit, ehe im Winter wieder der Weltcup Zeit und Kraft frisst. Doch so richtig ans Relaxen dachten beide auch im Urlaub nicht, wie Videos auf Social Media zeigten. Entspannen und sich bräunen lassen spielt es beim Strandbesuch nämlich nicht. In einem Video zeigten sich die beiden im Mai bei einer schweißtreibenden Trainingseinheit am Strand und kommentierten die Szene nur kurz und knapp mit „Nach der Saison ist vor der Saison“.
Die Speedsaison startet für den großen Favoriten auf die kleine Kristallkugel in der Abfahrt aber ungewohnt spät, musste das Doppel in Zermatt-Cervinia 2023 erneut wetterbedingt abgesagt werden. Kilde dürfte es aber kaum stören, dass die ersten Speedbewerbe somit in Beaver Creek stattfinden, einer seiner absoluten Lieblingsorte im Skiweltcup. Die letzten vier Rennen auf der „Birds of Prey“ hat der Norweger für sich entschieden, holte also 2021 und 2022 das Doppel aus Abfahrt und Super-G. Heuer könnte er sich sogar zum Dreifachkönig im US-Skiort machen, steht am Freitag (18.45 Uhr) die erste von zwei Abfahrten an. Mit seiner Trainingsbestzeit im ersten Lauf ließ er keinen Zweifel aufkommen, wen es an diesem Wochenende zu schlagen gilt.