Die Ski-Industrie gilt derzeit als eine der Branchen, die auf den frühen Auftakt in den Ski-Weltcupwinter drängen. Klar, könnte man denken: Die Saison ist kurz, die Produktion soll und muss unters Volk gebracht werden. Je früher man da den „Gusto“ aufs Skifahren weckt, desto besser. Doch die Diskussion, die rund um den zu warmen Sommer (und vor allem Herbst), die (behördlich genehmigten) Bauarbeiten am Gletscher und die Panorama-Aufnahme des Gletscherskigebietes, das von einem weißen Band aus „recyceltem“ Schnee aus der Vorsaison versehen mit einer Kunstschneeauflage gebildet wird, bringen alle zum Nachdenken.
Auch und gerade die Industrie, die sich in der Zwischenzeit durchaus für einen späteren Beginn erwärmen kann. „Es ist nicht natürlich, wenn du den Skisport propagierst und draußen hat es 25 Grad“, sagt Wolfgang Mayrhofer, Sprecher der österreichischen Ski-Industrie und CEO von Branchenführer Atomic. Er spricht von einem „gegenseitig erzeugten Druck“, der vermeidbar wäre. Und fügt hinzu: „Wir hätten mit einem Weltcup-Auftakt Mitte November kein Problem. Das heißt aber auch, dass man im Frühjahr diese verlorene Zeit dranhängen müsste.“ Dann freilich, wenn auch hierzulande das Interesse für den Rennsport rapide im Sinken begriffen ist.
Die zunehmende und mitunter durchaus untergriffige Diskussion, die nicht immer faktenbasiert läuft, wenngleich sie richtig und wichtig ist, will Mayrhofer relativiert wissen: „Mir kommt es so vor, dass der Skisport gerade hierzulande als plakatives Diskussionsthema herhalten muss. Angesichts der weißen Schneebänder, die sich Richtung Tal ziehen, wird man halt schnell an die Wand genagelt.“ Dabei sieht er keinen Grund zur Sorge, dass der Skisport bald nicht mehr existiert. „Das Geschehen wird sich in den nächsten Jahren aber wohl um 100, 150 Meter nach oben verschieben.“
Grundsätzlich, und das mag überraschen, geht es der Industrie nicht schlecht. „Wir hatten 2022 unser Rekordjahr und wir werden heuer noch um vier oder fünf Prozentpunkte zulegen können“ Das liege nicht zuletzt am ausländischen Gast, der sich den Prestige-Urlaub in den Alpen etwas kosten lasse und bei der (Leih-)Ausrüstung vornehmlich Premium-Produkte nachfrage – was sich wiederum positiv auf die Umsätze niederschlägt. Und auch bei „Head“ zeigt man sich durchaus zufrieden: „Wir haben die Marken, die vor den Covid-Restriktionen hatten, wieder erreicht. Und wir sehen der anstehenden Saison sehr positiv entgegen“, sagte Geschäftsführer Klaus Hotter auf der Präsentation des Ski-Teams für die neue Saison. Und unterstreicht: „Wir sind stark in Europa, freuen uns aber besonders auf die Rennen in den USA: Wir gehen davon aus, dass die uns auch auf dem dortigen Markt helfen.“