Möglicherweise illegale Baggerarbeiten auf dem Theodulgletscher bei Zermatt im Vorfeld der dortigen Ski-Weltcup-Rennen im November sorgen über die Grenzen der Schweiz hinaus für Empörung. Greenpeace und andere Organisationen hegen den Verdacht, dass die Arbeiten teils außerhalb der zugelassenen Sportzone stattfinden. Die Initiative „Protect Our Winters“ (POW) startete eine Petition, die den Weltverband FIS dazu auffordert, auf das Klima und die Umwelt zu achten.

Die zuständigen Behörden in der Schweiz reagierten schnell. So ordnete die Baukommission des Kantons Wallis am Donnerstagabend eine Einstellung der Bauarbeiten am Theodulgletscher an, die sich außerhalb der Zone des Skigebiets befinden. Sie werde in Kürze eine Begehung machen, um Maßnahmen zu ergreifen, wenn alle Fakten vorliegen.

Frage nach dem frühen Weltcuptermin stellt sich

„Im Hochgebirge finden wir normalerweise unberührte Natur vor und hier haben wir Bauarbeiten auf über 3.000 Metern. Für den Gletscher ist es sicher nicht gut. Er verliert lokal an Masse, da wo gearbeitet wird“, sagte der Gletscherforscher Matthias Huss in einem am Donnerstag ausgestrahlten Beitrag des Senders SRF. Man müsse sich fragen, ob solche Rennen im November stattfinden müssen statt im Spätwinter, wenn viel Schnee auf den Gletschern liege und die Gestaltung der Pisten einfacher wäre.

Die Rennstrecke Gran Becca ist die höchstgelegene des Ski-Weltcups. Der Startpunkt liegt in einer Höhe von 3.720 Metern am Theodulgletscher, die Strecke führt dann nach Cervinia in Italien und endet auf 2.835 Metern. Im vergangenen Jahr fiel die Premiere aus, alle geplanten Abfahrten mussten wegen Schneemangels abgesagt werden.

„Illegale Baggerarbeiten“ - kritisiert Greenpeace

Vor wenigen Wochen hatten auch Bilder von Bulldozern, die das Gletschereis oberhalb des Tiroler Orts Sölden abtragen, wo in der kommenden Woche der Weltcup-Auftakt stattfindet, viele schockiert. „Der internationale Skiverband hat seine eigenen Rennen nicht unter Kontrolle. Um den Ski-Weltcup durchzuboxen, wird zuerst der Rettenbachgletscher teilweise abgetragen und jetzt auch in Zermatt in der Schweiz illegal gebaggert“, teilte Ursula Bittner von Greenpeace Österreich mit. „Das hat nichts mit nachhaltigem Wintersport zu tun. Die FIS muss endlich echte Klimaschutzmaßnahmen setzen, anstatt die Natur zu zerstören.“

In der Petition von POW wird die FIS dazu aufgefordert, alle Umweltauswirkungen ihrer Maßnahmen transparent darzulegen und Behauptungen über die eigene „Klimapositivität“ fallenzulassen. Nach einem Offenen Brief von etwa 500 aktiven FIS-Athletinnen und Athleten im Frühjahr habe die FIS deren Angebot, „sich gemeinsam gegen die Klimakrise einzusetzen“, nicht angenommen. Die FIS gebe „nur Lippenbekenntnisse zu den Forderungen der Athleten ab“.

„Unvertretbarkeit“

„Die öffentliche Meinung gegenüber dem Schneesport verschiebt sich in Richtung Unvertretbarkeit“, heißt es in dem Text weiter. Der Rennkalender soll um mindestens einen Monat nach hinten verschoben und dahingehend optimiert werden, dass sich der Bedarf an Flugreisen reduziert - das ist nur eine von mehreren Forderungen an den Weltverband.