Die Vorsaison im Biathlon-Weltcup stand aus österreichischer Sicht ganz im Zeichen von Lisa Hauser. Die 27-jährige Tirolerin lief erstmals in ihrer Karriere aufs Stockerl - das gleich mehrmals. Und: Sie feierte ihre ersten Weltcupsiege. Zudem kürte sich Hauser als erste Österreicherin zur Weltmeisterin. "Mir ist im Sommer bewusst geworden, dass ich mit einem anderen Druck in die neue Saison starten werde", gibt sie zu. Dennoch: "Ich freue mich, dass es wieder losgeht. Irgendwann sagt der Körper, dass er wieder Rennen laufen möchte." Das erste Rennen der Olympiasaison findet am Samstag im schwedischen Östersund statt. "Ich bin gespannt, wie es wird. Beim ersten Rennen der Saison wäre ein Platz unter den Top 15 schon gut zum Reinstarten. Die Ziele sind dann aber andere, ich möchte wieder aufs Stockerl laufen."
Läuferisch hat Hauser "nicht großartig Neues versucht", am Schießstand feuerte sie über den Sommer 10.000 bis 12.000 Kugeln Richtung Zielscheiben. "Ich will am Anfang der Saison nicht zu viele Ergebnisse am Schießstand vermasseln", erklärt sie die Intensität des Schießtrainings. Der Erfolg des Vorjahres machte sich auch noch in den Monaten danach bemerkbar. "Die trainingsfreien Tage waren diesmal voll mit Terminen. Das habe ich gegen Ende schon gemerkt, da war ich im Kopf ein bisserl müde."
Ein Termin, der stressig, aber schön war, war jener, als Hauser vom Skiclub Kitzbühel eine eigene Gondel bekommen hat - das ist sonst nur Siegern der Hahnenkammrennen vorbehalten. Eine Fahrt mit Gondel Nummer zehn war noch nicht drinnen. "Zwei Mal bin ich im Sommer den Berg hinauf gelaufen und wollte dann runterfahren. Aber beide Male habe ich meine Gondel nicht erwischt", sagt sie mit einem Lachen.
Ein Lachen, das man auch nach dem Start am Samstag sehen will. Es ist der Auftakt in einen langen Winter, mit den Olympischen Spielen im Februar 2022 in Peking als Höhepunkt. "Ich möchte ab jetzt bis März gute Rennen machen. Den Fokus im Training habe ich nicht auf Februar gesetzt." Viel mehr will sie mit ihren Teamkolleginnen Dunja Zdouc, Julia Schwaiger, Christina Rieder und Anna Juppe konstant gute Leistungen zeigen.
"Beinharter Einstieg" in die Saison
Simon Eder, der Routinier im ÖSV-Herren-Team, verriet, dass er nach einem mühsamen Oktober erst zuletzt wieder das Gefühl verspürte, sich auf den Auftakt zu freuen. "Man kann die körperliche Verfassung leider nicht erzwingen. Ich hatte eine Nebenhöhlenentzündung, bekam Fieber und hatte mit Übelkeit zu kämpfen, es war ein Kampf", erzählt der 38-Jährige, der beim intensiven zweiwöchigen Trainingskurs in Obertilliach zu seiner Form zurückfand. "Das Höhenprofil ist auf Weltcup-Niveau. Wir haben an den Intensitäten gearbeitet, sodass wir sehr viele schnelle Einheiten in den Beinen hatten", sagt Eder, der in den letzten Testrennen mit internationaler Beteiligung zweimal aufs Podest lief. "Das hat sich gut angefühlt und gab Selbstvertrauen."
Der Salzburger macht kein Geheimnis daraus, dass vor Östersund immer ein gewisser Respekt vorhanden ist, "da es sowohl ein beinharter Einstieg von der Strecke als auch von den Bedingungen her ist. Es kann alles auf einen warten, auch heftige Windböen, die mir als starken Schießer zum Spielverderber werden können. Ich bin sicher noch nicht bei hundert Prozent meiner Leistungsfähigkeit, doch es wird immer besser". Leichte Beine würde sich der Biathlet am liebsten im Februar in Peking wünschen. Eder ist in diesem Zusammenhang bereits ein alter Hase, da es seine bereits vierten Olympischen Spielen wären. "Die Form zu timen ist immer so eine Sache. Ich brauche meistens meine Bewerbe, bis ich richtig auf Touren komme, wobei die Laktatverträglichkeit beweist, dass wir gleich voll loslegen können. Dazu kommt der Flow am Schießstand", sagt Eder, der sich in Schweden die Top Ten als Ziel setzt.
Neben dem Mixed-Staffel-Vizeweltmeister von 2021 stehen Julian Eberhard, David Komatz, Felix Leitner und Debütant Magnus Oberhauser im ÖSV-Aufgebot.