Es war für einige durchaus überraschend, dass in den Weltnachrichten von Ö3 vermeldet wurde, dass die Nachfolgefrage im Österreichischen Skiverband (ÖSV) auf den am 19. Juni scheidenden Peter Schröcksnadel entschieden sei. Dass sich die Landesverbände bzw. die Wahlkommission, die von den Präsidenten gebildet wird, auf Michael Walchhofer als Kandidaten geeinigt habe.
Der Kompromiss war aber nur von kurzer Dauer. Denn ein Teil dieser Einigung, so hörte man, sollte es auch sein, dass künftig mit Markus Schröcksnadel der Sohn des amtierenden Präsidenten die Rolle als (einer der) Geschäftsführer der fünf Tochtergesellschaften des Verbandes übernimmt. Dieses Gerücht wurde von Markus Schröcksnadel schleunigst dementiert und Peter Schröcksnadel meinte in einer kurzen Stellungnahme zur "Kleinen Zeitung": "Das ist Dirty Campaigning und einfach nur unwahr."
Und auch Michael Walchhofer zeigte sich ob dieser möglichen Lösung verwundert. "Ich habe den Landespräsidenten gesagt, was meine Vorhaben sind, da war nichts Kompliziertes dabei. Aber ja, der Präsident muss in die wirtschaftliche Verantwortung, so wie es ja auch in der Vergangenheit war. Bleibt es so, bin ich bereit, die Funktion zu übernehmen, würde er das künftig nicht sein, dann nicht", stellte er auf Nachfrage klar. Das Problem dabei: Geht es nach dem amtierenden Präsidenten, soll das genau so sein. "Genau das wurde mir ja immer vorgeworfen, dass ich nicht nur Präsident, sondern auch Geschäftsführer bin. Der ÖSV-Präsident muss alles nur kontrollieren können, er muss die Geschäfte nicht führen", sagte Schröcksnadel dazu. Und er stellt dazu fest: "Ich habe schon vor Langem dafür gesorgt, dass ich mit dem Termin 19. Juni aus allen Gesellschaften draußen bin."
Wie es nun weitergeht
Das Problem wird langsam auch zur Zeitfrage. Bereits am 18. Mai tagt die Wahlkommission nahe Salzburg abermals. Spätestens bis drei Wochen vor den "offiziellen" Wahlen bei der Länderkonferenz am 19. Juni müssen die Wahlvorschläge auf dem Tisch liegen, das schreiben die Statuten vor. An sich war man sogar davon ausgegangen, dass man sich da schon längst auf einen Kandidaten geeinigt habe. Die interessante Frage wird nun sein, wer auf den Wahlvorschlägen der einzelnen Kandidaten welche Landesverbände mitzieht. Da natürlich immer im Mittelpunkt: Wie viele Vizepräsidenten wird Tirol stellen?
Unmut wird größer
So oder so: Die Unzufriedenheit allerorts wird immer größer. Da hilft es auch nichts, wenn Walchhofer beinahe beschwörend sagt: "Ich beteilige mich nicht an dem ganzen Hickhack, das da im Moment abläuft. Da passiert so viel negative Energie, die der Skisport positiv gut brauchen könnte." Denn, so setzt er fort: "Eines sollte man nicht vergessen: Es geht um den Sport. Darum, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen." Die scheinen aber derzeit den wenigstens noch das große Anliegen zu sein.
„So harmonisch hat es im letzten Sommer bei einer zweitägigen Klausur in Salzburg begonnen“, sagt Wolfgang Labenbacher, Präsident des niederösterreichischen Skiverbands, im Gespräch mit den "Salzburger Nachrichten". Man sei sich einig gewesen, dass alles einstimmig erfolgen solle. Um genau das zu vermeiden, was man jetzt hat: Ärger, Streit, tiefe Gräben. Wahre Worte. Denn derzeit deutet alles darauf hin, dass ein Kompromiss in immer weitere Ferne rückt. Und die Stimmen werden immer lauter, die die Verantwortung dafür dem scheidenden Präsidenten zuschieben.
Dabei ist eine Tatsache unumstößlich: Wenn alle Zusagen eingehalten werden, ist Renate Götschl bei einer Kampfabstimmung nach wie vor in der Pole Position. Möglich macht das die Arithmetik, die den Verbänden Stimmen aufgrund ihres Vereins bzw. ÖSV-Mitglieder gibt. Und da ist eben der Block Vorarlberg-Tirol-Wien zusammen mit der Steiermark größer als die fünf verbleibenden Bundesländer.