Mit dem Sprint der Männer beginnt bei der Biathlon-WM in Pokljuka ab Freitag (14.30 Uhr/live ORF 1) die Jagd auf die Einzelmedaillen. Die Österreicher gehen als Außenseiter in den Bewerb. Am Tag darauf trägt Lisa Hauser wesentlich größere Hoffnungen. Nach der überraschenden Silber-Medaille im Mixed-Bewerb sollte der größte Druck schon abgefallen sein. Der Verband bastelte am Donnerstag noch an der Heimreise von Cheftrainer Ricco Groß nach dessen positivem Corona-Test.
Ein Medaille am Freitag wäre die nächste große Überraschung. Österreichs männliche Skijäger haben im Sprint zuletzt 1986 (Franz Schuler/Silber) WM-Edelmetall geholt. In dieser Weltcup-Saison gab es nur ein Top-Ten-Ergebnis, Julian Eberhard wurde in der zweiten Hochfilzen-Woche Zehnter. Bisher wurde jeder Sprint zur Beute für die Norweger um Johannes Thingnes Bö, der drei der sechs Rennen gewann.
Neben Eberhard werden die Mixed-Silbernen Simon Eder und David Komatz sowie Felix Leitner starten. Harald Lemmerer ist Ersatz. Bei den Frauen muss Christina Rieder zuschauen. Neben den Mixed-Starterinnen Lisa Hauser und Dunja Zdouc stehen noch Katharina Innerhofer und Julia Schwaiger im vierköpfigen Aufgebot.
Eder hat am Freitag die Top 15 im Visier, "um eine gute Ausgangsposition für die Verfolgung zu finden". Im 10-km-Sprint wird nur zweimal geschossen. Je öfter zur Waffe gegriffen wird, desto größer sind die Chancen des bald 38-jährigen Paradeschützen. "Ich möchte den 13. als bestes Ergebnis heuer toppen, dann ist am Wochenende mit viermal Schießen einiges drin", sagte Eder gegenüber der APA.
Hauser sprintete schon zuletzt zweimal aufs Stockerl. Mit einer erneuten Großtat könnte sie zur zweiten WM-Medaillengewinnerin nach Andrea Grossegger avancieren, die 1984 in Chamonix im Sprint Bronze holte. Hauser Blicks zurück ruft einen rabenschwarzen Tag in Erinnerung. Beim WM-Sprint vor zwei Jahren in Östersund traf die Tirolerin am Schießstand zwar alle zehn Scheiben, tat dies beim Stehendanschlag aber auf die danebengelegene Bahn. Nach fünf Strafrunden verpasste sie als 70. die Verfolgung.
Das Blackout ist längst überwunden, vielmehr sollte Edelmetall befreiend wirken. Hauser weiß, dass Fehlschüsse im Sprint tunlichst zu vermeiden sind. "Mehr als einen Fehler kannst du dir nicht erlauben. Läuferisch hoffe ich, dass es vom Gefühl her ein bisschen besser wird", erklärte Hauser.
Die besondere Druck-Situation im Mixed-Bewerb habe sie beeindruckt, gestand die 27-Jährige. "Das war brutal und das ist mir so in die Haxen reingefahren." Die Temperaturen werden tiefer sein, die Nassschneeverhältnisse auf einer Loipe, die für die WM noch einmal verschärft wurde, damit Vergangenheit. "Ich glaube, dass die Laufform prinzipiell ganz gut ist", meinte Hauser. "Ob ich wirklich auf das Jänner-Niveau wieder hinkomme, bin ich selber gespannt."
Der ÖSV versuchte am Donnerstag noch die Heimreise seines positiv auf das Coronavirus getesteten Cheftrainers Ricco Groß zu organisieren. Nachdem die slowenischen Behörden laut Verband ihr Einverständnis zur Ausreise erteilten, spießte es sich für den deutschen Olympiasieger noch am Grenzübertritt von Österreich nach Deutschland. Sollte die Erlaubnis erteilt werden, werde Groß "ohne Unterbrechung" aus der Pokljuka-Quarantäne zu seinem deutschen Wohnsitz fahren, hieß es vom ÖSV.
Alle anderen Mannschaftsmitglieder waren von den Behörden nicht als enge Kontaktpersonen eingestuft worden. Sie mussten dementsprechend nicht in Quarantäne, lassen sich nun aber freiwillig täglich testen, um mögliche Infektionsketten schnellstmöglich zu entdecken.