Es ist eine Aussage, die ihr nicht leicht fällt, da es sich wie ein Deja-vu anfühlt. „Meine Sommervorbereitung lief nicht so, wie ich sie mir vorgestellt habe. Mein Immunsystem hat wieder ziemlich verrückt gespielt“, verriet Österreichs Biathlon-Ass Anna Gandler. Von Corona über eine Mittelohrentzündung bis hin zu Magen/Darm – ihr blieb nichts erspart. „Jeder Monat ein neuer Rückschlag ist extrem mühsam. Du kommst nie in einen Rhythmus, musst gefühlt immer neu beginnen. Da wird man nachdenklich“, verdeutlicht die 23-Jährige, die sich unsicher ist, ob oder welche Auswirkungen die Krankheiten auf den Winter haben.
Demnach sei es für den Kopf schwierig gewesen zu akzeptieren, nur performen zu können, wenn der Körper tatsächlich mitspielt.
Im Augenblick absolviert Gandler in Obertilliach den letzten Feinschliff. Und es geht ihr „richtig gut, ich bin jetzt zum Glück fit geblieben. Da muss ich gleich auf Holz klopfen. Die intensiven Trainingseinheiten und meine Form sollten ganz gut passen“, sagt die Junioreneuropa- und Weltmeisterin 2020, die letzte Saison ein Finish par excellence hinlegte. Mit einem achten, drei sechsten sowie einem fünften Rang ist die Tirolerin in Übersee schließlich an die Weltspitze vorgedrungen. Und das trotz ihrer „Hassliebe“: Höhenlage.
Die Tochter des ehemaligen Langläufers und Olympiasilbermedaillengewinners von Nagano 1998, Markus Gandler, macht diesbezüglich aber kein Geheimnis daraus, dass so eine strapaziöse Saison, auch Spuren hinterlässt. „Einige Rennen waren pure Kämpfe. Teilweise hat mein ganzer Körper nur noch wehgetan.“ Das sei ein Zeitpunkt gewesen, in dem sie gelernt habe, „nichts mehr in mich reinzufressen“, meint Gandler, die der einfühlsame Typ ist, der sich selbst Vorgaben und Limits setzt und sich als zielstrebig und ehrgeizig beschreibt.
Das ist das Stichwort. Ende November wird es für die Biathleten beim Weltcupauftakt im finnischen Kontiolahti nämlich ernst. Die Marschrichtung ist klar definiert: „In die Top-Ten reinzustarten wäre ein wichtiger Schritt für mich, auch deshalb, da ich fix im Massenstart dabei sein will und dann nicht bangen muss. Das große Ziel heuer ist das Podium“, präzisiert Gandler, die ihren Kindheitstraum ausplauderte: „Ich will einmal Olympiasiegerin werden.“
Mit dem französischen Biathleten Emilien Claude hat die 23-Jährige ihr privates Glück gefunden. In Dubai und auf den Seychellen ließ das Traumpaar heuer die Seele baumeln. „Es war sehr beeindruckend und entspannend. Auf den Seychellen haben wir den Tauchschein gemacht, quasi mehr von der Unterwasserwelt gesehen als an Land“, erzählt die passionierte Geigenspielerin, die ihren Fans auf Instagram sowohl sportliche als auch ganz persönliche Einblicke schenkt.