Eine Regeländerung des Biathlon-Weltverbandes IBU hat bei der WM im deutschen Oberhof für Aufregung und Kritik gesorgt. "So wurde es noch nie erklärt!!! Es ist beschämend. Die IBU muss eine Selbstprüfung vornehmen", twitterte Norwegens Männer-Coach Siegfried Mazet am Donnerstag. Der Grund für Mazets Ärger ist, dass die IBU vor dem Sprint der Frauen am Freitag (14.30 Uhr) mitgeteilt hatte, dass es aufgrund einer im Sommer verabschiedeten Regel mehr Startplätze pro Nation gibt.
Einige Verbände, darunter Topnationen wie Schweden und Norwegen, hatten die Regel anders interpretiert als die IBU – und zwar zu ihren Ungunsten. Neben der Grundanzahl von vier Startern pro Nation ist ein fünfter Starter möglich, wenn die jeweilige Nation Athleten innerhalb der Top 15 des Gesamtweltcups hat. Hat man den Titelverteidiger oder den Olympiasieger in seinen Reihen, können es sogar sechs Plätze sein.
Das wäre bei den schwedischen Männern so gewesen, die aber im Sprint nur fünf ins Rennen schicken. Weil es beim IBU-Cup in Obertilliach einen Krankheitsfall im Team gegeben hatte, verzichteten die Schweden aus Angst vor einer Ansteckung im Weltcup-Team nun auf eine Nachnominierung und damit einen Startplatz. "Diese Regel ist so neu, dass wir und viele andere Länder sie noch nicht kannten", erklärte der deutsche Cheftrainer Johannes Lukas. Und niemand habe die Regel so verstanden wie die IBU.
"Die Teams müssen die Regeln kennen und wenn sie Fragen haben, müssen sie auf uns zukommen. Aber wir werden daraus lernen, um es in Zukunft besser zu machen", sagte IBU-Kommunikationschef Christian Winkler dem schwedischen Sender SVT.
Die Norweger holen nun in einer Hauruckaktion zwei Athleten nach Thüringen. Bitter ist es für Filip Fjeld Andersen. Der Norweger war wegen einer Infektion mit dem Coronavirus am Dienstag aus Oberhof abgereist. Er hatte sich offenbar in der Vorwoche in Obertilliach angesteckt. Hätte sein Verband die Regel richtig interpretiert, wäre er gar nicht dort gewesen, sondern beim A-Team. "Warum kommt ihr mit dieser Information einen Tag vor dem Rennen? Wenn ihr die ganze Saison über etwas anderes kommuniziert habt?", schrieb Andersen auf Twitter.
Auch beim ÖSV hatte Chefcoach Markus Fischer bei den Frauen zunächst das Quartett Lisa Hauer, Dunja Zdouc, Anna Gandler und Anna Juppe nominiert. Da aber eben die Top 15 im Weltcup zusätzlich zur Quote nominiert werden können, hat Fischer schließlich auch noch Tamara Steiner für die Sprint-Bewerbe am Samstag und Sonntag genannt, da das bei Österreich Lisa Hauser betrifft. Fischer: "Das ist sehr erfreulich, wir haben damit fünf Startplätze."