Eine Wahl, die man mit 100 Prozent der abgegebenen Stimmen gewinnt, kann also wirklich ein Misstrauensvotum sein. Der Eindruck, den man nach dem 53. Kongress des Internationalen Ski- und Snowboardverbandes (FIS) gewonnen hatte, verfestigte sich am Tag danach. Denn der österreichische Skiverband bestätigte da auch offiziell, was man tags zuvor schon aus Gerüchten hörte: Man behalte sich rechtliche Schritte gegen die Wahl vor. Und nicht nur das.

Die See ist also nach wie vor nicht ruhig, statt eines wunderschönen Tiefschneehangs muss sich Eliasch wohl weiter auf Bruchharsch einstellen. Denn die Vorgangsweise beim Kongress stieß vor allen den Verbänden sauer auf, wie ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer am Tag danach erklärte. "Es ist ja fast befremdlich, dass wir beim Kongress mit Stephan Netzle einen Rechtsvertreter der FIS direkt neben dem Präsidenten sitzen hatten. Das gab es noch nie." Netzle, einst Ruderer und Richter am Sportgerichtshof, war es letztlich, der den Antrag von 15 Verbänden, bei der Wahl zum Präsidenten nicht nur mit "Ja" stimmen zu dürfen, sondern auch mit "Nein" oder sich enthalten zu dürfen, abschmetterte.

Seiner Rechtsmeinung nach wäre das bei einer "normalen Wahl" auch nicht möglich, auch da könne man einzig ein Kreuz beim Kandidaten machen. Zudem kamen nach wie vor Bedenken, dass eine geheime Wahl aufgrund der Platzverhältnisse im Saal nicht möglich gewesen sei. All das war Mitgrund dafür, dass viele Verbände den Platz verließen. "Österreich, Deutschland, die Schweiz, Finnland und Kroatien waren jedenfalls dabei. Wie viel genau, wollen wir nicht sagen, das kann in der juristischen Aufarbeitung noch eine Rolle spielen", sagte Scherer.

Die "Rechnung" für die Ablehnung des Antrages bekam dann der US-Amerikaner Dexter Payne zu spüren. Der Vizepräsident der FIS wurde aus dem Council gewählt. "Ob wir für ihn gestimmt haben oder nicht, wollen wir aber nicht sagen", meinte Scherer, "was ich sagen kann: Wir hatten immer eine ausgezeichnete Verbindung zu den USA."

Einen besonderen Pfeil habe man noch im Köcher: Es sei nicht einmal ausgeschlossen, dass man im Falle einer erfolgreichen Beeinspruchung der Wahl einen Gegenkandidaten bringe. "Man hat gesehen, dass eine Kandidatur gegen Eliasch nicht chancenlos wäre."

Zentralisierung weiter als Knackpunkt

Knackpunkt ist nach wie vor das Bestreben von Eliasch, die Rechte am Weltcup zu zentralisieren. "Das ist per se nicht schlecht, man kann über alles reden. Aber man kann sie uns nicht einfach wegnehmen", erklärt der ÖSV-Geschäftsführer und führt aus, dass "man als Veranstalter ja auch das Risiko trage". Klar ist: Die OPA-Länder – die Verbände des zentralen Alpenraumes – sind bereit, zu verhandeln; mehr aber nicht. Auch die Ansage von Eliasch, dass es ein Gerichtsurteil gebe, dass der FIS "zu 100 Prozent" die Rechte am Weltcup zusichere, interpretiert Scherer anders: "Klar ist, dass sie das Recht haben, eine Veranstaltung durch die Aufnahme in den Weltcup zu veredeln. Aber sie haben nicht das Recht, sich der Veranstaltung zu bemächtigen."

Aber es gab auch Grund zur Freude: "Patrick Ortlieb wurde mit 107 von 118 Stimmen in das Council gewählt. Das zeigt, wie gut der ÖSV vernetzt ist. Und neben der WM für das Montafon zeigt das auch, wie hoch das Ansehen des ÖSV im internationalen Verband ist."

Zur Meldung, dass man in Saalbach laut einem Artikel in den "Salzburger Nachrichten" überlege, die Ski-WM 2025 wieder zurückzugeben, meinte Scherer: "Diese Wortmeldung ist mit dem ÖSV nicht abgesprochen, es geht dabei aber nicht um den neuen Präsidenten, sondern auch und vor allem um Förderzusagen. Unseres Wissens ist jetzt aber alles auf Schiene, die Unterlagen liegen schon im Finanzministerium. Und Saalbach kann die WM ja nicht zurückgeben, das könnte nur der ÖSV."