Bei den letzten beiden Rodel-Weltmeisterschaften musste sich der Tiroler Nico Gleirscher noch mit der äußerst ungeliebten Zuschauerrolle begnügen. Bei seiner WM-Premiere in Königssee zog der 23-Jährige allerdings den Jackpot. „Ich muss gestehen, so richtig realisiert, was mir gelungen ist, habe ich das alles noch nicht. Ich bin Weltmeister bei meiner WM-Premiere im Sprint“, strahlt der Mann aus dem Stubaital über das ganze Gesicht und verrät, „dass wir das Material bereits im Training auf den Punkt getroffen haben. Nach der Qualifikation haben wir nur noch eine kleine Änderung vorgenommen und ich wusste, dass bei einem coolen Lauf, das Gerät unter mir marschieren wird“.
Marschiert ist allerdings nicht nur Nicos, sondern auch Davids Gerät, der nach Olympia-Gold 2018 und WM-Silber 2020 nun auch Bronze sein Eigen nennen darf. Das Brüderpaar scherzte am Vortag darüber, noch nie gemeinsam auf dem Podest gestanden zu sein – diesmal schon. Und Saison-Dominator Felix Loch schaute als Vierter nicht gut gelaunt aus. Einen rot-weiß-roten Doppelsieg verhinderte lediglich der Russe Semen Pavlichenko.
"Unbegreiflicher Moment"
„Es ist irgendwie schon komisch, wenn man über Dinge redet und prompt treffen sie ein. Es war ein lustiger Moment für uns beide. Die Coronasaison hat mit so viel Ungewissheit angefangen, dieser Triumph ist dafür umso schöner. Wir haben uns beide miteinander so gefreut, da brauchte es danach nicht viele Worte. Letztlich war es ein unbegreiflicher Moment“, sagt Nico.
Nach einer Analyse des Gold-Laufs war klar: der frisch gebackene Weltmeister hat den perfekten Lauf noch gar nicht ausgepackt. „Ein paar Kleinigkeiten hatte ich noch drin, die habe ich mir genau angesehen. Zum Beispiel in dem Bereich, wo die Zeit ausgelöst wird. Nach der Kurve hatte ich einen kleinen Quersteher, das heißt, dass der Winkel auf die Kurve nicht optimal war und es dann in der Ausfahrt den Querdrift gibt. Aber da spreche ich jetzt von einem immens hohen Niveau“, erklärt der Tiroler, der seiner Meinung nach am Faktor Konstanz noch intensiv arbeiten muss: „Da kann ich einiges rausholen für die Zukunft. Am Start und am Material tüftelt man sowieso ständig.“
Zeit zum Verschnaufen bleibt keine. Am Samstag (ab 12.50) geht die nächste WM-Entscheidung mit dem olympischen Bewerb in Szene.
Den frisch gebackenen Gesamtweltcupsiegern Thomas Steu/Lorenz Koller blieb in einer äußerst knappen Entscheidung im Doppelsitzer nur der undankbare vierte Rang.