Wende in der Olympia-Bewerbung der Stadt Graz. Um 13 Uhr wurde vom Land mitgeteilt, dass die landesweite Volksbefragung über die Unterstützung der Bewerbung für Olympischen Winterspiele 2026 für den 23. September angesetzt worden ist. Doch etwa eine Stunde später wurde vom ÖOC vermeldet, dass man sich von der Idee eine Olympia-Bewerbung gänzlich verabschiedet.
"Graz, Schladming und die Wintersportgemeinden wurden im Stich gelassen", klagte der Grazer Ortschef Siegfried Nagl. Daran sei nicht die Fragestellung schuld. Die Niederlage hätte sich bereits nach der Landtagssitzung am Dienstag abgezeichnet: "Der SP-Landesrat hat offenbar für Breiten- und Spitzensport wenig über", teilte Nagl am späten Freitagnachmittag gegen Anton Lang (Sport, Finanzen) aus. Aber auch die Unterstützung seiner Partei hätte gefehlt: "Eine deutliche Ansage ist nicht gekommen."
Da hatte der Bürgermeister die Erklärung des ÖOC schon in Händen: "Das ÖOC muss aufgrund der derzeit herrschenden politischen Diskussionen mit großem Bedauern feststellen, dass ein klares politisches Bekenntnis bzw. eine entsprechende Unterstützung durch die steirische Landesregierung – vom ÖOC von Beginn an als obligatorisch erachtet – bis heute nicht erfolgt ist. Unter diesen Umständen ist ein Projekt dieser Dimension nicht umsetz- und international kaum vertretbar", heißt es in einer offiziellen Mitteilung des Österreichischen Olympischen Komitees.
Bewerbungs-Gespräche beendet
Das ÖOC habe deshalb das Internationale Komitee davon in Kenntnis gesetzt, dass "die laufenden Bewerbungs-Gespräche beendet werden, um keine weiteren Kosten zu verursachen".
Seitens des ÖOC hofft man, mit der bereits präsentierten Machbarkeitsstudie eine "mögliche Basis für zukünftige Bewerbungsverhandlungen" geschaffen zu haben.
"Wir bedauern, unseren Top-Athleten und den Wintersport-Fans diese einmalige Chance, Olympische Heim-Spiele, in naher Zukunft nicht ermöglichen zu können", sagen ÖOC-Präsident Karl Stoss und ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel.
"Kein klares Commitment"
Mennel ergänzte: "Wir haben schon im Februar gesagt, dass die Sache nicht machbar ist, wenn das Land kein klares Commitment abgibt. Man hat nach der Machbarkeitsstudie gesehen, dass alles machbar gewesen wäre, aber das klare Bekenntnis des Landes ist nicht gekommen. Also mussten wir die Reißleine ziehen."
Der Vorarlberger, der als "ehemaliger gerichtlich beeideter Sachverständiger für Bankwesen, Bänker und Sanierer" meint, die Machbarkeitsstudie sei bei "sinnerfassendem Lesen" ein Fingerzeig gewesen, dass alles logisch aufgebaut und machbar gewesen sein, ergänzte: "Ich bin traurig, weil ich der Meinung bin, dass es eine unglaubliche Chance für das Land Steiermark gewesen wäre, auch um mit IOC-Geldern Sportstätten zu sanieren und vieles mehr - die Tür wäre sehr, sehr weit offen gewesen."
Streit um Studie
Sport-/Finanzlandesrat Anton Lang war über das Tempo der Entscheidung "froh". Damit habe man sich das Geld für die Durchführung der Volksbefragung (mit Kosten von rund 800.000 Euro) erspart. Und den Auftrag ans Wifo, die Machbarkeitsstudie zu überprüfen (um ca. 25.000 Euro).
Nagl unterdessen teilte per Aussendung mit: "Die Machbarkeitsstudie der renommiertesten Wissenschaftseinrichtungen der Technischen Universität, der FH Campus 02 und Joanneum Research hat eine eindeutige Aussage ergeben. Olympische Winterspiele, nach der AGENDA 2020 des IOC sind kein finanzielles Risiko. Diese Studie ist wider besseren Wissens aus politischen Gründen angezweifelt und von einigen gar nicht gelesen worden. Dafür werden täglich Unwahrheiten öffentlich kolportiert."
Heftiger Nachsatz: Die "Achse der perspektivenlosen „Neinsager“ von KPÖ, Grünen bis zur Landes SPÖ hat sich leider durchgesetzt."