Johanna Hiemer hat eine klare Meinung. „Total bescheuert“, sagt sie. Ende November hat die Weltcup-Saison der Skibergsteiger begonnen. Ab 8. Jänner geht es in Frankreich (Flaine und Chamonix) mit der Europameisterschaft weiter. Dazwischen? Beinahe eineinhalb Monate Pause. „Ich bin komplett aus dem Rhythmus“, sagt die Schladmingerin, die der Pause aber auch etwas Positives abgewinnen konnte. „Ich hab so wesentlich mehr Zeit mit den Kindern gehabt.“ Bevorzugt hätte sie aber einen Wettkampf Mitte Dezember und nach Weihnachten „ein bissl mehr Pause. Weihnachten ist für mich Familienzeit.“
Hiemer hat bei der Europameisterschaft große Ambitionen. Gemeinsam mit dem Kärntner Paul Verbnjak soll im Mixed-Bewerb eine Medaille her. Beim Weltcup-Auftakt hat es in dieser Disziplin mit Verbnjak für den vierten Rang gereicht.
„Wir haben da definitiv große Ambitionen, es muss aber alles passen“, sagt die 28-Jährige. Um die Wahrscheinlichkeit auf Edelmetall zu maximieren, verzichtet Hiemer auf den Vertical-Bewerb. Den Individual-Bewerb zum EM-Auftakt nimmt Hiemer mit.
Hiemers Vorbereitung auf die Saison war jedenfalls gut. „Der Sommer war richtig gut“, sagt die 28-Jährige. Im Herbst wäre dann die Anzahl der Schneetage nicht wie gewünscht ausgefallen. Mit acht Schneetagen ist die Steirerin zum Weltcupauftakt gefahren – die Konkurentinnen hatten da „drei Mal so viele“. Und doch ist Hiemer zufrieden: Die Jahresbilanz weist ihr unterm Strich für das Jahr 2023 mehr als 100 Trainingsstunden mehr aus als für das Jahr 2022. „Ich trainiere aber noch immer nicht so, wie eine Weltklasse-Athletin trainieren sollte“, sagt die zweifache Mutter. Sarah Dreier etwa würde schon noch 150 bis 200 Stunden mehr trainieren als Hiemer. „Es funktioniert mit den Kindern aber schon viel besser, sie werden größer“, sagt Hiemer.
Der Grund, dass sich die Steirerin für die Doppelrolle Mutter und Profisportlerin entschieden hat, sind die Olympischen Spiele 2026. „Bis dahin sind es noch zwei Jahre, da kann ich noch einiges aufholen“, sagt sie. „Es liegt ja auch an mir, ich muss einfach besser planen.“ Nur zur Vorstellung: In den Kindergarten-Ferien trainiert Hiemer, bevor die Kinder wach sind. „Ich bin mit den Kindern von halb neun bis zum Abend unterwegs – und hab davor schon trainiert“, sagt sie. Das soll sich nun bei der Europameisterschaft bezahlt machen.
Hiemer ist aber nicht die einzige weiß-grüne Athletin bei der Europameisterschaft. Armin Höfl, Nils Oberauer und Julian Tritscher halten die steirischen Farben in der Allgemeinen Klasse hoch, Elias Peer startet in der U18. Gerade bei Höfl ist ungewiss, wie gut er in Form ist: „Ich hatte in den letzten Tagen zuerst mit Rückenproblemen und dann mit einer Erkältung zu kämpfen, so dass ich mein Vorbereitungsprogramm nicht komplett durchziehen konnte. Daher muss ich meine Erwartungen für die EM wohl ein wenig zurückschrauben, weil es jetzt einfach ein wenig zu früh kommt. Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich mich auch schnell wieder zurückkämpfen kann. Ich werde alles geben und die Saison ist ja noch lang.“