Mika Vermeulen ist kein Freund der Herumdrückerei. Er sagt, was er denkt, und geht dabei oft hart ins Gericht. Auch und vor allem mit sich selbst. Nach der vergangenen Saison hat sich der Ramsauer zum ersten Mal in seiner Karriere für ein paar Wochen zurückgezogen, regeneriert und reflektiert. „Ich habe immer ein großes Gosch‘n gehabt und gesagt, ich will Großes und kein Statist sein. Aber ehrlich gesagt: Ich war ein Statist. Ich habe mich nicht wie ein Sieger verhalten.“ Er kam zu dem Schluss, härter und besser arbeiten zu müssen und sich nicht mehr ablenken zu lassen. „Ich habe für österreichische Verhältnisse hart trainiert. Aber mit österreichischen Verhältnissen erreicht man im Weltcup nichts.“ Am Samstag beginnt der Weltcup, bei der Generalprobe in Beitostoelen (NOR) belegte er in den FIS-Rennen die Plätze 7 (Freistil) und 14 (Klassisch). „Das waren zwei der besten Rennen, die ich je gelaufen bin. Jeder, der sich im Langlauf auskennt, weiß, dass diese Rennen in Norwegen Weltcup-Niveau haben.

Vermeulen ließ dem Körper nach dem Saisonende Zeit, die „Mitbringsel“ loszuwerden, trainierte dann akribischer denn je. „Ich kann nur durch harte Arbeit zum Erfolg kommen, und ich wage zu behaupten, dass es nicht viele gibt, die härter trainiert haben. Am Ende zahlt sich die Arbeit immer aus. Im Sommer trainierte er in seiner Wahlheimat Lillehammer, fuhr aber auch für ein paar Wochen nach Livigno in die Höhe. Gut 95 Prozent seines Trainings absolvierte er allein. „Ich habe Ablenkungen vermieden, alles, was links und rechts von mir passiert ist, ist mir am A... vorbeigegangen. Und wenn man so viel allein und mit sich ist, dann ist man auch richtig bei der Sache.“ Der aufgeschlossene Ramsauer hat sich dabei auch selbst besser kennengelernt. „Ich habe in dieser Zeit gemerkt, dass ich mehr Einzelgänger bin, als ich dachte.“ Er trainierte, auch wenn er müde war, suchte keine Ausreden mehr und fasste für sich einen Entschluss: „Du willst wie ein Großer behandelt werden? Dann verhalte dich auch so! Ich denke, ich bin erwachsen geworden.“ Die Olympia-Medaille 2026 in Mailand und Cortina ist nach wie vor sein großes Ziel und auf den Start in Ruka hat er „richtig Bock. Ich bin bereit. Ich habe das Selbstvertrauen und kann mir nichts mehr vorwerfen.“

Guter Kontakt zu Ski Austria

Vermeulen reist direkt von Lillehammer nach Ruka und trifft dort auf das Team von Ski Austria. Mit dem neuen Kadertrainer Falk Göpfert pflegt Vermeulen einen guten Austausch. „Das Verhältnis ist sehr gut, aber ich bin für mich selbst verantwortlich.“ Als Athlet kümmert er sich intensiv um die Trainingssteuerung, stimmt sich aber eng mit seinem Vater Vincent ab. „Ich habe ihm zu Beginn des Trainings meinen Plan gezeigt und er sagte: Das ist ähnlich wie vor Peking. Wenn du so gut sein willst wie in Peking, dann reicht das. Wenn nicht, musst du mehr machen. Und der Sohn tat es. „Im Sport braucht man ehrliche Ansagen.“