Bevor der Montag kommt, kommt auf Puls4 seit mehr als zehn Jahren bekannterweise die NFL mit Michael Eschlböck und Walter Reiterer. Was kommt für Sie in Zukunft, bevor der Montag kommt?
WALTER REITERER: Jetzt einmal die Offseason der NFL, was danach ist, wissen wir noch nicht genau. Es gibt ein paar Ideen, aber nichts Handfestes. Ich weiß nur fix, dass ich irgendwann einen Tauchkurs im Roten Meer machen werde.
Und wenn die NFL-Saison dann wieder startet?
MICHAEL ESCHLBÖCK: Vielleicht schauen wir die Spiele dann gemeinsam im Wirtshaus oder gemütlich zu Hause mit Knabberzeug. Das haben wir auch schon gemacht und da haben uns die Leute, die dabei waren, gesagt, dass es genauso ist wie im Fernsehen und wir uns gegenseitig einfach erzählen, was gerade im Spiel passiert.
REITERER: Diese Frage habe ich mir eigentlich noch nicht gestellt. Doch zu Thanksgiving haben wir in den letzten Jahren schon immer im Wirtshaus geschaut und Freunde dort getroffen, da wir die Spiele nicht übertragen haben. Da gibt es sogar drei Spiele, die ersten zwei schauen wir uns sicher an, beim dritten dürften wir dann aber schon zu Hause sein.
Apropos zu Hause. Wo fand denn eigentlich die Romy aus dem Jahr 2015 Platz?
REITERER: Bei mir steht sie im Büro, wandert aber auch einmal gerne herum.
ESCHLBÖCK: Ich habe sie im Wohnzimmerregal stehen.
Zum Super Bowl wird auch das Puls4-Studio ein letztes Mal zum "Wohnzimmer" für Football-Fans. Was haben Sie sich für den letzten TV-Auftritt überlegt?
ESCHLBÖCK: Es werden mehr als 250 Gäste im Studio sein und wir werden gemeinsam auf 14 Jahre NFL auf Puls4 zurückschauen, resümieren und einen Schwank zu den Anfangszeiten machen. Ich weiß aber nicht, ob der Sender noch irgendetwas plant - die Rolling Stones werden aber wohl nicht kommen.
REITERER: Wissen tue ich es auch nicht, aber ich befürchte, dass die Herren in der Redaktion sich schon etwas überlegen. Da gab es schon öfter etwas Lustiges. Am wichtigsten ist aber, dass es eine schöne Sendung wird und ein super Spiel, erstmals seit Corona wieder vor Publikum.
Wie sehr haben sie Studiopublikum in den vergangenen Jahren vermisst?
REITERER: Ich habe es schon stark vermisst. Vor fünf Jahren warst du noch in der Albert-Schultz-Halle mit 5000 Leuten und plötzlich sitzt du alleine im Studio und sogar der Kameramann geht teilweise raus.
ESCHLBÖCK: Das sind schon immer besondere Sendungen für uns.
Zu den Beginnzeiten der TV-Übertragungen auf Puls4 war aber weder von 240 noch 5000 Gästen im Studio zu denken, oder?
ESCHLBÖCK: Wir waren damals in einem Keller im Museumsquartier, mussten das Studio selbst leerräumen, einen Bananentisch aufstellen und zwei Hocker hinbringen, von denen einer kaputt war. Zum Glück hat den meistens der Walter erwischt, der dann im Laufe der Sendung immer weiter versunken ist, bis er mit dem Kinn auf der Tischoberkante anstand.
REITERER: Das Studio hat nicht einmal uns gehört, sondern der Sendung "Pink". Von dort dann den Sprung in die Schultz-Halle zu schaffen, mit Show und Band, hätte ich mir nie gedacht. Das war schon surreal, als wir reingekommen sind und die Leute unsere Namen rufen. Das war sehr schön und ich werde das vermissen, diese Nähe zum Publikum, das macht auch ein bisschen wehmütig.
Was überwiegt denn nun: Wehmut über das Ende oder Freude über die gemeinsame Zeit in den vergangenen Jahren?
REITERER: Ich freue mich schon mehr, dass es so lange gedauert hat. 13 komplette Saisonen, 14 mit dem Super-Bowl-Spiel. Du musst einmal dieses Glück haben, so lange eine Sportart zu kommentieren, normalerweise wechseln die TV-Rechte ja viel schneller.
ESCHLBÖCK: Meine zwei Visionen habe ich mir selbst erfüllt. Ich wollte einmal am Feld des Super Bowl stehen, das ist mir 1999 bei Super Bowl 33 in Miami gelungen. Außerdem bin ich in Zeiten der großen TV-Shows aufgewachsen, wo ein Moderator die Halle betritt und tausende Leute applaudieren. Das wollte ich auch erleben und in der Albert-Schultz-Halle war es dann so weit.
Neben den rekordverdächtigen Studio-Shows war Halloween immer ein Hingucker. Von wem kam die Idee, sich bei diesen Übertragungen immer aufwendig kostümiert und geschminkt vor die Kamera zu setzen?
REITERER: Es war meine Idee, denke ich zumindest. Die Damen im Styling waren total motiviert und konnten bei diesen Kostümen ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Da gab es schon ein paar Highlights, so wie die Kiss-Geschichte oder Michi als Batman, ich als Joker und der Phillip als Robin, obwohl mir der Michi leidgetan hat, mit seinem dicken Schaumstoffkostüm bei so vielen Scheinwerfern.
ESCHLBÖCK: Batman war anstrengend, das weiß ich noch. Wir haben das Ganze abgeleitet von unseren auffälligen Anzügen, die wir zu bestimmten Sendungen anhatten. Freddy Krueger hat mir auch extrem gut gefallen, da waren wir zwar stundenlang in der Maske, aber meine Frau war als Freddy Kruegerin auch live im Studio.
Der einzige Besuch Ihrer Frauen im Studio?
ESCHLBÖCK: Nein. Wir durften auch einmal gemeinsam mit Frauen und Freunden im Studio Silvester feiern, haben auch Weihnachten zusammen im Studio verbracht. Da haben wir fast nichts ausgelassen, das war schon eine schöne Zeit.
REITERER: Genau, da wurde dann oft in den Pausen kurz getanzt und dann sofort weiter kommentiert.
Was haben Sie, auch bei so privaten Momenten, von- und übereinander gelernt in den letzten Jahren?
REITERER: Da fällt mir sofort eine Szene ein, wo Michi mich anschaut und sagt: "Heast Lustiger, du weißt ganz genau, was los ist". Er hatte noch den Mund voll und wir waren schneller aus der Werbung zurück, als gedacht. Dann habe ich ihm zu schnell eine Frage gestellt, obwohl er noch sein Jausenbrot gegessen hat. Dazu muss man sagen, dass er hauptsächlich während den Sendungen gegessen hat. Grundsätzlich würde ich aber sagen, dass ich ein Probefanatiker bin und alles einmal auf Funktion überprüfen möchte, Michi ist da etwas lockerer.
ESCHLBÖCK: Natürlich war auch ich manchmal mitunter unrund, wenn gewisse Sachen gefehlt haben, meistens war ich aber ruhig und gelassen. Eine Sendung habe ich aber in Erinnerung, vor der ich mit meiner Frau Urlaub gemacht habe und uns in Miami fast ein Hurrikan erwischt hatte und dann auch noch die "Ryanair" eingegangen ist. Deshalb gab es keinen Direktflug nach Wien, mit Umwegen über Indianapolis, Washington und Istanbul und der Hilfe von Freunden und Fans, die uns am Flughafen abgeholt haben, sind wir Minuten vor Sendungsbeginn vor dem Studio angekommen. Ich hatte zwar mein Gewand schon 36 Stunden an, wir waren aber Punkt On Air.
Haben sich die Sendungen für euch im Laufe der Jahre verändert? Vom "Bildungsfernsehen" mit viel Basiswissen und Erklärungen zu einer Übertragung für NFL-Experten?
ESCHLBÖCK: Wir haben immer versucht, ein Mittelding zu finden und das schien nicht so schlecht funktioniert zu haben. Oft bekommt man gesagt, dass die Leute den Sport schleichend verstanden haben, sozusagen von Sendung zu Sendung, obwohl sie es eher nur aus Unterhaltung angeschaut haben. Beim Super Bowl war es aber ohnehin immer anders, da kommen immer viele Einsteiger dazu. Die Vollfreaks schauen sich die Spiele ohnehin im Gamepass an.
REITERER: Aber auch dazu haben wir etwas beigetragen, da sie oft sagen, dass Michi und ich sie zum Football gebracht haben und sie jetzt voll verankert sind im Sport. Diese Leute verlierst du dann eben nach vorne, es sind aber immer wieder welche nachgekommen. Das Schöne ist, dass diese Menschen zu den Play-offs oder Super Bowl zurückkommen, weil sie da gerne den Michi und den Walter sehen möchten.
Und ganz nebenbei haben Sie Ihren Teil zum Aufschwung des American Footballs in Österreich gemacht. Mit Bernhard Raimann wurde der erste heimische Athlet in die NFL gedraftet, im vergangenen Jahr fand unweit der Grenze auch ein Spiel in München statt. Hätten Sie das vor zehn Jahren überhaupt für möglich gehalten?
ESCHLBÖCK: Meine Vision vor 20 Jahren war, auch in meiner Funktion als Verbandspräsident, dass wir American Football überhaupt einmal in die Medien bringen, wenn auch nur mit Ergebnissen und daran habe ich hart gearbeitet. Dann wollte ich Österreicher in die NFL bringen und wenn man jetzt einen Sandro Platzgummer, Bernhard Seikovits oder Bernhard Raimann sieht, ist man schon stolz.
REITERER: Als du die Vision damals hattest, war alles noch ganz weit weg. Mich hat es also gewundert, wie schnell es in den vergangenen Jahren gegangen ist. Diese Entwicklung hat einen Boost ausgelöst, auch bei der Medienarbeit heimischer Vereine oder generell im Nationalteam.
Im Football wird auch immer heiß diskutiert. Wie gehen Sie damit um, dass es in den Sozialen Netzwerken oft heißt, Sie wären ein Fan des einen Teams und würden den ein oder anderen Spieler verteufeln?
REITERER: Lustig ist, dass mir zuletzt nachgesagt wurde, ich mag die Green Bay Packers nicht. Dabei ist es genau umgekehrt, ich habe sogar ein Shirt zu Hause. Vielleicht war es auch eine Überreaktion von mir, damit man es nicht merkt. Einer hat mich damit aber schon sehr bedrängt und oft geschrieben, da habe ich einen Kommentar von ihm auf Facebook gespeichert und als Titelbild auf meinem Profil genommen. Da stand dann: "Schade um die GIS-Gebühren bei dir."
ESCHLBÖCK: Diese Leute gibt es überall, denen sind wir zu alt, zu dick, zu lustig oder egal was, da sind Geschmäcker verschieden. Es ist nicht oft vorgekommen und man kommt auch drauf, dass wir im Großen und Ganzen respektiert werden. Auch wenn wir den ein oder anderen Verein als nicht so gut aufgestellt bezeichnen und einen anderen schon.
Aus dieser sportlichen Sicht gesehen: Welches Team, welcher Spieler, welcher Moment hat Sie in den letzten Jahren NFL am meisten beeindruckt?
REITERER: Für mich war es der Moment beim Super Bowl im Jahr 2018 in der Schultz-Halle, als ich gedacht habe, das Spiel ist zu Ende. Ich war der Überzeugung, Atlanta ist durch, wenn ein Team mit 28:3 führt und der Owner schon mitfeiert. Michi hat mir aber immer gesagt, "warte ab, das ist noch nicht um" und dann kam Tom Brady mit Julian Edelman, bringt die Patriots in die Overtime und schließlich zum Sieg. Ich habe viel gelernt in diesem Spiel.
ESCHLBÖCK: Das war schon der TV-Moment, der in Erinnerung bleibt. Und dafür verantwortlich war nicht nur Brady oder Edelman, sondern auch geniales Coaching von Bill Belichick. Es ist faszinierend, wie schnell es im Football gehen kann. Wenn man dann auch noch in einer Halle mit ein paar tausend Leuten kommentiert, macht es noch mehr Spaß.
Vielleicht prägt sich ja auch der letzte Super Bowl auf Puls4 in der Nacht auf Montag sportlich ins Gedächtnis ein. Daher die Fragen aller Fragen: Wer gewinnt?
REITERER: Wetten würde ich nicht, auf keines der Teams. Ich hoffe, dass der Herr Mahomes fit ist und seine Magie ins Spiel bringt. Aufgrund der originelleren Spielweise gehe ich mit den Chiefs, kann mich aber auch voll täuschen.
ESCHLBÖCK: Wir tippen unabhängig, aber ich bin da voll bei Walter, auch die Gründe decken sich. Wetten werde ich auch nicht, glaube aber auch an einen knappen Sieg der Chiefs in einem Spiel, in dem durchaus über 60 Punkte fallen könnten.