Warum erfreut sich American Football, allen voran die NFL, hierzulande immer größerer Beliebtheit? Ein Grund ist die Spannung in der US-amerikanischen Profiliga. Während etwa in der österreichischen Fußball-Bundesliga seit Jahren Meister Salzburg dominiert, sind Seriensieger und Starmannschaften in den Staaten äußerst selten. So dürfte es etwa den NFC-Champion San Francisco 49ers in dieser Konstellation eigentlich gar nicht geben. Denn bei dem Franchise aus der Bay Area reiht sich Superstar an Superstar. Christian McCaffrey ist für viele der beste Runningback in der NFL, die Wide Receiver Brandon Aiyuk und Deebo Samuel ebenfalls Spitzenklasse – genauso wie Tight End George Kittle. Die Defensivabteilung rund um Ausnahmespieler Nick Bosa sucht ebenfalls seinesgleichen. Teuer ist diesbezüglich auch schon das ideale Wort, um das Phänomen San Francisco zu beschreiben.
Nulltarif
Denn die NFL hat mit dem Salary Cap, einer Art Gehaltsobergrenze für den gesamten Kader, einen Mechanismus in der Liga installiert, um für Chancengleichheit zu sorgen. Jedes Team hat im Grunde dieselbe Menge an Geld zur Verfügung, um Spieler unter Vertrag zu nehmen. Investiert man bewusst in einen Superstar, muss man einen anderen oftmals ziehen lassen. In San Francisco trifft diese nur bedingt zu, da das Team auf der mit Abstand teuersten Position des Quarterbacks praktisch einen Spieler zum Nulltarif unter Vertrag hat.
Während Patrick Mahomes in dieser Saison bei den Kansas City Chiefs ein Grundgehalt von gut 40 Millionen Dollar bekommt, wirft Brock Purdy bei den 49ers für knapp eine Million Dollar Pässe. Möglich macht das die Geschichte des jungen Quarterbacks. Der 24-Jährige wurde im Draft 2022 an letzter Stelle gewählt, bekam den nicht gerade schmeichelhaften Titel „Mister Irrelevant“ verliehen. Diesen legte er aber bereits im Vorjahr ab, als er von der Drittbesetzung zum Einser-Spielmacher avancierte. Mittlerweile zählt er zu den Besten seiner Zunft, könnte sich mit dem Titel in der Nacht von Sonntag auf Montag nicht nur in San Francisco unsterblich machen. Doch selbst wenn es nicht gelingen sollte, dürfte es für ihn in naher Zukunft einen großen Zahltag geben. Spätestens dann wird es die 49ers-Startruppe Stück für Stück zerreißen. Matthias Janisch