Für Rafael Nadal hat sich in Malaga ein Kreis geschlossen. Zwei Niederlagen musste der Superstar in seiner gesamten Davis-Cup-Laufbahn hinnehmen: Die erste bei seinem allerersten Antreten für Spanien im Februar 2004, die zweite 20 Jahre später nun in Malaga gegen Botic van de Zandschulp. Das 4:6, 4:6 besiegelte zugleich das Karriereende des Tennis-Matadors. Dass die Iberer am Ende auch das Viertelfinalduell gegen die Niederländer mit 1:2 verloren, tangierte an diesem Abend kaum jemanden.
Die Emotionen gehörten einzig Nadal, der mit 38 Jahren, 22 Grand-Slam-Titeln und 92 Turniersiegen insgesamt seine Schläger unwiderruflich an den Nagel gehängt hat. Ein Tag, der einmal kommen musste. Ein Tag, auf den man sich lange vorbereiten konnte. Und trotzdem war es ein Tag, der die Tenniswelt in eine Art Schockstarre versetzt hat. Der Abtritt des Königs von Paris (14 Titel) wird eine Riesenlücke hinterlassen. Dabei hat sich der „Weiße Sport“ noch vor gar nicht langer Zeit erst vom „Pfiat eich“ Roger Federers erholt – und das „Farewell“ von Novak Djokovic steht erst noch bevor.
Die Tenniswelt wird sich weiterdrehen – so, wie sie es noch nach jedem Rücktritt einer Legende getan hat. Dessen ist sich auch „Rafa“ bewusst: „Die Art und Weise, wie ich in Erinnerung bleiben will, ist als eine gute Person aus einem kleinen Dorf auf Mallorca“, sagte Nadal bei seiner Abschiedszeremonie im Palacio de Deportes José María Martín Carpena zu Malaga, die erst nach Mitternacht begann. „Ich gehe mit der Gewissheit, ein sportliches und persönliches Vermächtnis hinterlassen zu haben, auf das ich stolz sein kann. Ich hatte das Glück, so viel Zuneigung aus der ganzen Welt zu erfahren, besonders hier in Spanien.“
Videogrüße von Federer, Djokovic und anderen Sportgrößen wurden eingespielt – sie alle zollten dem scheidenden Superstar höchsten Respekt. „Ich habe versucht, ein guter Mensch zu sein, und ich hoffe, ihr habt das bemerkt. Ich war ein Kind, das seinen Traum verfolgt und das mehr erreicht hat, als ich mir je erträumt hätte“, sagte der Altstar, der schlussendlich in das im Publikum längst ausgebrochene Tränenmeer einstimmte.
Dass Nadal längst nicht mehr im Besitz seiner einstigen Tenniskräfte ist, hat das Match gegen Van de Zandschulp deutlich aufgezeigt. Sein letzter Triumph (Roland Garros 2022) liegt schon zweieinhalb Jahre zurück, seitdem hielt der Spanier seine Karriere nur noch mit Operationen und langen Verletzungspausen am Leben, konnte das Ende aber natürlich nicht verhindern. Beachtlich genug, dass der ehemalige Weltranglistenerste (209 Wochen) seinen aufgrund des aggressiven Spielstils geschundenen Körper überhaupt so lange von einem Eck ins andere hetzen konnte. „Mein Körper hat mir gesagt, dass er nicht mehr Tennis spielen will, und das muss ich akzeptieren.“ So wie auch all seine Fans und die gesamte Tenniswelt.