Es sind nicht die einfachsten Zeiten, die Carlos Alcaraz derzeit durchlebt. Mit Vorschusslorbeeren überhäuft, wurde der Spanier schnell den Erwartungen gerecht und lachte im September 2022 erstmals von der Spitze der Weltrangliste. Auch heuer überzeugte der Ausnahmekönner aus El Palmar mit den Grand-Slam-Titeln in Paris und Wimbledon, die Trophäe für die Nummer-eins-Position am Jahresende bekam nun in Turin aber Rivale Jannik Sinner überreicht.
Neben den beiden Major-Trophäen holte Alcaraz heuer noch die Titel in Indian Wells und Peking, allerdings leistete sich der Schützling von Juan Carlos Ferrero auch immer wieder überraschend frühe Niederlagen wie zuletzt in Paris-Bercy (Achtelfinale) oder auch bei den US Open oder in Cincinnati (jeweils 2. Runde). Zu oft machte dem 21-Jährigen sein Körper mit Verletzungen oder Erkrankungen einen Strich durch die Rechnung.
So wie auch jetzt bei den ATP Finals in Turin, wo er zum Auftakt gegen Casper Ruud eine deutliche 1:6, 5:7-Abfuhr ausfasste. Verantwortlich für den Umfaller sei laut Alcaraz eine Magenverstimmung gewesen. „Ich spreche nicht gerne über solche Dinge, weil es wie eine Ausrede klingt und ich nichts von dem wegnehmen möchte, was Casper geleistet hat. Aber wenn ich mich schlecht fühle, fühle ich mich schlecht. Das war diesmal der Fall“, erklärte der Iberer, der nach der langen Saison auch bereits eine mentale Müdigkeit verspüre.
Trotzdem sollen für den Spanier die Finals nicht vorzeitig enden, im heutigen zweiten Gruppenspiel gegen Andrej Rublew (der Russe verlor seinen Auftakt gegen Alex Zverev 4:6, 4:6) will Alcaraz mit einem Sieg seine Halbfinalchance wahren. Würde er das Turnier gewinnen, wäre er der erste spanische Sieger seit Alex Corretja 1998.
Nach Turin geht es für Senior Alcaraz noch zum Davis-Cup-Finalturnier nach Malaga, nach einem Kurzurlaub startet dann die Vorbereitung auf 2025. Und da will der 16-fache Turniersieger gleich zu Beginn des Jahres zuschlagen, fehlt ihm von den Grand Slams doch nur noch der Titel bei den Australian Open. Sollte ihm der Coup gelingen, würde er diesen Erfolg auch mit einem Tattoo feiern.
Nach seinem Sieg bei den US Open 2022 ließ er sich das Motto seines Großvaters, „Cabeza, corazon, cajones“ (Kopf, Herz, Bass), tätowieren. Seit dem Wimbledon-Triumph 2023 ziert in Anlehnung an die kulinarische Tradition des Turniers eine Erdbeere seinen rechten Knöchel, heuer ließ er sich nach seinem French-Open-Titel einen Eiffelturm stechen. Und die Würdigung für einen möglichen Sieg in Melbourne? „Ein Känguru“, verriet Alcaraz in Turin.