Während sich die ATP Finals seit Jahrzehnten als konstantes Tennis-Festival präsentieren (nach zwölf Jahren in London ist das am Sonntag startende Saisonfinale seit 2021 in Turin beheimatet), zeigte sich die WTA bei der Herbergssuche für ihren saisonalen Showdown in den vergangenen Jahren sehr sprunghaft. Vor allem auch, weil sich nur schwer eine Stadt fand, die sich um die Austragung bemühte. 2021 etwa sprang das mexikanische Guadalajara im letzten Moment ein, Fort Worth im Jahr darauf war auch nur eine Notlösung. 2023 gingen die WTA Finals quasi im Regen von Cancun unter, ehe man heuer und bis einschließlich 2026 mit dem Tross in Riad aufschlug.
Für die Beteiligten eine Win-win-Situation: Die WTA-Tour ist mit dieser Lösung zumindest für die nahe Zukunft alle Sorgen los und wird obendrein mit Öl-Dollars überschüttet. Und die Saudis sind ihrem Ziel, sich nach der Formel 1, dem Fußball und dem Golfsport auch im Tennis zu etablieren, wieder einen entscheidenden Schritt näher. Und es scheint auch nur noch eine Frage der Zeit, bis der Wüstenstaat sein angepeiltes Masters-Event zugesprochen bekommen wird – ATP-Bord-Direktor Herwig Straka bestätigte diesbezüglich erst kürzlich intensive Verhandlungen.
Dass Saudi-Arabien mit der Anhäufung von schwindelerregend hoch dotierten Sport-Spektakeln von Menschenrechtsverletzungen und Frauen-Diskriminierung ablenken und ein Schlaraffenland-Dasein vermitteln will, ist kein Geheimnis. Eine Tatsache, mit der die Tennisprofis unterschiedlich umgehen. So gestand etwa Carlos Alcaraz, dass er sich im Oktober vom exorbitanten Preisgeld zum „Six Kings Slam“ nach Riad locken ließ. Dort gab es für jeden Teilnehmer 1,5 Millionen Dollar Startgeld, Sieger Jannik Sinner bekam zudem den bis dato dicksten Scheck in der Tennis-Historie über sechs Millionen Dollar überreicht.
Fortschritte machen Mut
Anders geht Coco Gauff mit dem Thema Saudi-Arabien um. Zwar sagte die Amerikanerin ihre Teilnahme an den WTA Finals nicht ab, doch betonte die 20-Jährige bei einer Pressekonferenz, dass sie 2025 wohl nicht in das Land zurückkehren würde, wenn sie das Gefühl hätte, dass sich im Land keine Veränderungen vollziehen würden. „Ich möchte es selbst sehen und feststellen, ob sich etwas ändert“, betonte die Weltranglistendritte und fügte hinzu, dass die Fortschritte, die sie bisher gesehen habe, ihr Mut gemacht hätten.
Dabei geht es Gauff vorrangig um gesellschaftliches Engagement und ein von den Saudis versprochenes Tennisprogramm, wonach bis 2030 eine Million Menschen im Königreich Tennis spielen sollen. „Mir ist klar, dass wir nicht hierherkommen und alles verändern können. Aber ich glaube, dass Sport den Menschen Türen öffnen kann“, sagt die Amerikanerin, die sich auch in ihrer Heimat für die Rechte der Afroamerikaner und der LGBTQ+-Community einsetzt.