Zu denken, Mika Vermeulen wäre womöglich ein Luftikus, weil er bei Interviews gerne auf den Putz haut, wäre ein fataler Fehler. Zwar haftet ihm durch die erfrischende Ehrlichkeit in seinen Aussagen eine Lockerheit an, doch ist er, wenn er mit sich und seinem Sport ist, ein akribischer Arbeiter, ein Tüftler und ein konsequenter Athlet. „Es gibt genug Leute, die im Interview immer das gleiche G‘satzerl sagen und nicht das, was sie wirklich denken. Da könnte ich mich anhängen und der vorhersehbare Mika sein. Aber sollte man nicht in diesen reflektierenden Momenten ehrlich sein?“

Vermeulen hat sich mit einer gewissen Askese und einem gnadenlosen Fokus einen Platz an der Weltspitze des Langlaufsports erarbeitet. „Mika von Großmaul hat gezeigt, dass er nicht nur eine große Gosch‘n hat.“ Mit viel Verzicht in der Vorbereitung lief er im Vorjahr auf den siebten Platz im Gesamtweltcup und erstmals auf ein Podest (2. Platz). In diesem Sommer drehte er weiter an den Justierschrauben im Training. „Es muss so viel zusammenpassen, um vorne mitspielen zu können. Man kann nicht alles beeinflussen und darum bin ich der Meinung, dass man das, was man beeinflussen kann, bis ins Detail beeinflussen muss.“ So wird auf sein Dazutun in diesem Winter gelegentlich ein Koch dabei sein und das ÖSV-Team kann den Gang zu Buffets oder in Hotelspeisesälen vermeiden und ein Ansteckungsrisiko verringern. Apropos Essen. Auch da ordnet Vermeulen den Genuss der Vernunft unter. „Mein Essen schmeckt mir die meiste Zeit gar nicht, aber es ist gut für mich.“