Vor gar nicht langer Zeit reichte es für den SK Sturm aus, seine Generalversammlung in der Zentrale des Sponsors in Raaba abzuhalten. Da hatte sich Präsident Christian Jauk zum Ziel gesetzt, jedes Mitglied persönlich per Handschlag zu begrüßen. Ein Ansinnen, das unmöglich geworden ist. In zwölf Jahren ist die Zahl der Mitglieder von 1300 auf nunmehr 13.549 explodiert. Dementsprechend wanderte die Generalversammlung in den Raiffeisen Sportpark in die Hüttenbrennergasse, dort fanden sich weit über 1000 Menschen, darunter auch die Witwe von Ivica Osim, Asima, ein, 957 davon waren auch stimmberechtigt. Einer fehlte: Ehrenpräsident Hans Fedl konnte erstmals seit langer Zeit aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein.
„Wir waren nie gut im ankündigen“
Beschenkt wurden sie auch: War es vor einem Jahr die Verlängerung von Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker, die beklatscht wurde, so brachte Jauk diesmal die Halle mit der Ankündigung der Verlängerung eines Teams zum Kochen: Die Verträge von Christian Ilzer und seines gesamten Betreuerstabes wurden um ein Jahr bis Sommer 2026 verlängert.
Ilzer hat die Sturm-Elf seit Sommer 2020 in 159 Pflichtspielen betreut, unter ihm hält das Team bei einem Punkteschnitt von 1,83, Erfolge in ÖFB-Cup, Europa-League-Gruppenphase, Aufstieg ins Achtelfinale der Conference League, in dem kommende Woche Lille wartet und zwei Vizemeistertitel. Was folgt? „Wir waren nie gut im Ankündigen, wir wollen umsetzen, Tag für Tag“, sagte Christian Ilzer bescheiden, nachdem die Verlängerung großer Jubel aufgebrandet war.
Sturm, versprach Schicker im Anschluss, werde den eingeschlagenen Weg weitergehen. Eine klare Spielidee mit jungen Spielern, die sich durch die vertikale Anlage auch gut entwickeln können und in weiterer Folge auch Erlöse auf dem Transfermarkt versprechen. Wie gut es um die „Schwoazn“ bestellt ist, zeigt ein Blick auf die Länderspielpause: Bis zu 17 (!) Teamspieler zählt der Kader. Und Vertragsverlängerungen wie jene von Ilzer versprechen sogar auf diesem Gebiet erlöse, wenn die immer lauter werdenden Rufe von Klubs aus dem Ausland doch einmal Gehör finden sollten.
„Sturm ist die Summe seiner Mitglieder, da ist kein Investor, kein Renditenjäger, keine Politik. Wir sind unabhängig, wir sind der SK Sturm Graz. Und 13.549 Mitglieder sind ein Statement als größter Verein der Stadt und des Landes“, sagte Jauk und verwies einmal mehr darauf, dass Sturm mit einer Wertschöpfung von 42 Millionen Euro und einer allein „siebenstelligen Gewinnsteuer“ aus den beiden Kapitalgesellschaften des Profi- bzw. des Vermarktungsbetriebes auch viel bewegt, mittlerweile zum größten Veranstalter des Landes aufgestiegen sei.
Eine Menge, die Jauk auch gerne und wiederholt als Druckmittel einsetzt, ja einsetzen muss, wenn man an den desolaten Zustand des Grazer Stadions denkt, in dem man nur Mieter sein darf. Ein Erfolg seiner dauerhaft gut platzierten, berechtigen Forderungen wurde schon vor der Generalversammlung publik: Die Stadt Graz investiert 3,1 Millionen Euro in den Ankauf des Geländes in Graz-Puntigam. Dort, wo einst Golf das sagen hatte, soll nun endlich das dringend benötigte neue Trainingszentrum entstehen. Das Land Steiermark wird 4,8 Millionen Euro beisteuern, Sturm wird mit einem Partner („Bei Immobilien reden wir nicht von einem Investor“) 7,5 Millionen aufbringen, um drei Trainingsplätze zu errichten und eine Heimat für die Frauen-Akademie zu schaffen. Und auch für den GAK scheint sich zumindest in Bezug auf Trainingsflächen in Weinzödl eine Lösung anzubieten, auch hier wird die Stadt mithelfen.
Agenda 2028
Und dann gewährte Christian Jauk noch einen Blick in seine Visionen, getragen von Sätzen wie „Euphorie darf nicht zu Risikofaktor werden“. Man wolle nicht überziehen, die Kluft zum Branchenprimus Salzburg, der über ein Budget von über 100 Millionen Euro verfügt, sei trotz aller Erfolge riesig. Und man könne nicht davon ausgehen, Jahr für Jahr in die Gruppenphase des Europacups einzuziehen. „Aber einen Verein macht dann aus, dass man auch zusammensteht, wenn man nicht oben steht.“
Das Lieblingsthema des Präsidenten bleibt aber das Stadion. Und er machte der „Sturm-Familie“ den Mund wässrig: Zum einen mit dem Bekenntnis, dass Sturm in Liebenau bleiben wolle („Wir sind der Stadtverein“), das Stadion sei dem Klub ans Herz gewachsen. Der Verein wolle keine Investoren („Das brauchen wir nicht, wir wollen die nächsten hundert Jahre Sturm Graz bleiben“), man wolle das Stadion aber nach wie vor kaufen. Die Pläne des Umbaus: Statt des ungeliebten Grabens würde die Spielfläche nach unten wandern, dafür die Sitzreihen wie in England bis an den Rasen gezogen. Und: Die „weiße Wand“ der Ultras soll dann, weil auch einige Reihen nach oben gegangen wird, 5000 Fans fassen. Und Jauk erneuerte das Angebot, entweder das Stadion zu kaufen, oder zumindest das Baurecht zu erwerben. Abschlusswunsch des Präsidenten: „Ich will, dass wir heuer zusammen den Besucherrekord in der 115-jährigen Geschichte des SK Sturm brechen.“ Der liegt seit 1997/98 bei 14.270 – momentan ist der Schnitt in dieser Saison um rund 500 Fans höher. . .
Eine Neuerung gibt es auch: Vizepräsident Michael Münzer schied aus, will sich ganz auf „seinen“ SK Voitsberg konzentrieren und mit diesem in die zweite Liga aufsteigen. Für ihn rückten der Grazer Stefan Stücklschweiger, Gründer des 15-Seconds-Festivals, und Jörg Siegel, erfolgreicher Geschäftsmann aus Bad Gleichenberg, nach.