Die Sprache im Land eines neuen Arbeitgebers zu sprechen, ist für ihn eine Frage des Respekts, sagt Antonio Herrera. Viele Anwesende staunten nicht schlecht, als sie den minutenlangen Begrüßungsworten des Spaniers lauschten, als er im "Bulls Home", der Heimat der Kapfenberg Bulls, als neuer Trainer vorgestellt wurde. "Guten Tag, wie geht es Ihnen?", eröffnet er charmant wie astrein, "herzlich willkommen zur Pressekonferenz". Herrera sagt, er ist "wirklich begeistert" und hat mit der Übernahme des Traineramts in Kapfenberg jetzt "eine große Herausforderung" vor sich – er spricht sogar vom "größten Schritt in meiner Karriere". Dabei hat Herrera in seiner Vita namhafte Klubs stehen: Bei Real Madrid trainierte er den Nachwuchs, in Malaga leitete er die Geschicke der Akademie, zuvor war er beim Eurocup-Sieg Assistenz-Trainer der Andalusier.

Ein beachtliches Profil, das genau den Geschmack der Kapfenberger Verantwortlichen getroffen hat. Michael Schrittwieser, der zuletzt Trainer war und dem künftig als General Manager wieder die strategische Entwicklung obliegt, meinte: "Wir wollten jemanden, dem die Entwicklung von Spielern wichtig ist – und der das auch kann. Wir wollten jemanden, der uns hilft, uns international zu etablieren, der das Niveau kennt. Und jemanden, der alte Muster durchbricht und uns mit einer neuen Philosophie in eine andere Richtung bringt." Dass es gelungen ist, einen Trainer aus dem Land der Nummer eins der Basketball-Weltrangliste nach Kapfenberg zu lotsen, ist einerseits dem Draht zu und von Ex-Kapfenberger und Rekord-Teamspieler Thomas Schreiner geschuldet, andererseits auch der Tatsache, dass sich die Bulls nicht nur auf dem Trainersektor völlig neu aufgestellt haben: Mit "OCS Capital" hat man erstmals seit 2018 wieder einen ein neuen Titelsponsor an Bord.

Bei Europe-Cup-Sieg winkt Prämie

Tatsächlich schlagen die Kapfenberg Bulls ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte auf. Die ausgerufene "Mission 2026" soll den Klub bis zum 50-Jahr-Jubiläum in drei Jahren wieder Titel bescheren. Dabei wird man alte und neue Gesichter sehen: Um die jungen Akademie-Absolventen rund um Tobias Schrittwieser, David Vötsch und Co. wird ein Team aufgebaut – tatsächlich gibt Herrera sogar vor, sie keinesfalls innerhalb Österreichs abzugeben. Auch Führungsspieler Nemanja Krstić bleibt, vier Neue werden noch gesucht – dabei wird Herrera sein Netzwerk einbringen. "Ich wollte ein Team trainieren, das in der Liga und international spielt. Und ich will etwas aufbauen. Hier gefällt mir die Vision", erklärt Herrera seinen Schritt nach Kapfenberg. Eine Motivation bildet auch das Bekenntnis der Bulls, sich auf europäischem Parkett etablieren zu wollen. Ein Vertragsdetail, das Schrittwieser verrät, untermauert die Ambition Herreras: Er hat sich für den Sieg im FIBA Europe Cup eine Prämie in den Vertrag verhandelt.