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NFL Mailbag - Week 11 im Recap

Die Burrow-Verletzung und die NFL Rookie Watch nach Woche 11

Keine Frage: Die Verletzung von Joe Burrow am Sonntag war ein Tiefschlag.

Für Burrow selbst sowieso. Für Bengals-Fans, die nach mehreren relativ trostlosen Jahren endlich wieder Hoffnung hatten. Nun jedoch blicken Burrow und die Bengals erstmals auf eine ungewisse Zukunft. Im Normalfall müsste Burrow nach seinem Kreuz- und Innenbandriss zum Saisonstart wieder fit sein, aber garantiert ist das keineswegs, da eine Genesung nach solchen Verletzungen schon mal sechs bis acht Monate dauern kann, je nach Fall vielleicht sogar länger.

Aber irgendwo auch für die neutralen Beobachter der NFL insgesamt. Burrow kam mit einer enorm hohen öffentlichen Erwartungshaltung in die NFL , immerhin hatte er gerade eine der besten College-Saisons eines Quarterbacks aller Zeiten gespielt. Und mit Ausnahme des Ravens-Spiels in Woche 5 wurde Burrow dieser Erwartungshaltung gerecht, weit mehr als das.

Burrow trug seine häufig desolate Offensive Line, er glänzte gegen Pressure, er verteilte den Ball intelligent, er übernahm Protection-Verantwortungen aus den zahlreichen Empty Sets und man konnte ihm förmlich dabei zuschauen, wie er immer cleverer aus der Pocket wurde. Kurzum: Burrow hat nicht die physischen Möglichkeiten, die Justin Herbert hat, und sein gesamter Spielstil ist auch komplett anders. Aber in der Gesamtabrechnung hätte Burrow vor diesem Spieltag noch immer meine Stimme für den Offensive Rookie des Jahres erhalten.

Diese Debatte um zwei junge Quarterbacks, die in der bisherigen Saison jede Menge Spaß gemacht haben, fand mit Burrows Verletzung ein jähes Ende. Herbert dürfte für die meisten jetzt der klare Favorit auf den Award sein.

Aber wer könnte ihn noch herausfordern? Und wie sieht es auf der defensiven Seite des Balls vor dem Endspurt der Regular Season aus?

Die Rookie-Watch nach Woche 11, mit Fokus auf Kandidaten für die Auszeichnung zum Rookie des Jahres.

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NFL Offensive Rookie of the Year - der weitere Ausblick

1. Justin Herbert, Quarterback, Los Angeles Chargers

Mein großes Problem mit Herbert habe ich bereits einige Male angesprochen. Es ist die Down-für-Down-Konstanz, das konstante Bewegen der Offense, lange, kontinuierliche Drives hinzulegen, die Defense auch mal im Kurzpassspiel zu sezieren. Darin sehe ich auch einen Grund dafür, dass die Chargers immer wieder eine hohe Führung aus der Hand geben: Herberts Big Plays sind absolut eindrucksvoll, was er als Rookie im vertikalen Passspiel zeigt, ist spektakulär.

Es wird schwer sein, das aufrecht zu erhalten, wenn wir in der kommenden Offseason über den Chargers-Ausblick sprechen - aber im Moment ist er eben eine Big-Play-Maschine, und das (fast) Woche für Woche. Und das trotz Pressure hinter einer oftmals ganz schwachen Offensive Line und eben auf der schwierigsten Position auf dem Platz.

Die spannendste Frage für mich ist hier fast, wie die Chargers um Herberts Qualitäten herum weiter bauen. Ähnlich wie bei Burrow ist auch hier eine verbesserte Offensive Line Pflicht. Und dann wird es spannend sein zu sehen, wo nach oben hin das Limit für Herbert ist.

2. Justin Jefferson, Wide Receiver, Minnesota Vikings

Der Hype um die Wide-Receiver-Klasse war im Vorfeld des vergangenen Drafts enorm und nach elf Spieltagen muss man sagen: er war mehr als gerechtfertigt.

Vielleicht nicht unbedingt erwartet hatten die meisten, mich definitiv eingeschlossen, Justin Jefferson an der Spitze dieser Klasse, was die Leistungen in der Rookie-Saison angeht. Herbert ist der Quarterback und der Schwierigkeitsgrad der Position sollte hier für mich schon berücksichtigt werden. Aber was Minnesotas Rookie-Receiver spielt, ist schon absolut herausragend.

Jefferson ist ein exzellenter Route-Runner, der eben nicht nur Lücken gegen Zone Coverage findet - das war im College oft genug zu beobachten - oder nur Underneath im Kurzpassspiel punktet, auch das machte sein LSU-Tape überdeutlich.

Jefferson wirft mit seinen vertikalen Routes und den Cuts an der Spitze der Route erfahrene Cornerbacks Woche für Woche komplett aus der Bahn, er kreiert im Schnitt fast exakt genau so viel Separation wie sein Teamkollege Adam Thielen und über 32 Prozent der Air-Yard-Targets der Vikings gehen zu Jefferson. Kein Rookie ist hier besser. Seine Catch-Quote von über 76 Prozent ist ebenfalls ein absoluter Top-Wert, nicht nur auf die Rookie-Receiver bezogen.

Die Vikings sind ein nicht unerhebliches Risiko eingegangen, indem man sich von Stefon Diggs schließlich - wenn auch zu einem fairen Preis - trennte und die Position ausschließlich mit einem Rookie besetzte. Nach den ersten elf Spieltagen scheint es, als würde sich dieses Risiko voll auszahlen.

3. Chase Claypool, Wide Receiver, Pittsburgh Steelers

Es ist in dieser Receiver-Klasse schwierig, die Plätze hinter dem alles überragenden Justin Jefferson zu füllen. Tee Higgins spielt eine sehr gute Saison, der Ausfall von Burrow dürfte aber auch ihn aus dem Rennen um den Award werfen. Denzel Mims hatte bei den Jets zuletzt einen sehr vielversprechenden Start in seine NFL-Karriere, verpasste zuvor allerdings die erste Saisonhälfte.

CeeDee Lamb in Dallas und auch Jerry Jeudy in Denver zeigen das enorme Potenzial, das sie auch im College bereits aufs Feld gebracht hatten; beide aber leiden unter Quarterback-Problemen, genau wie der ebenfalls starke Brandon Aiyuk in San Francisco. Michael Pittman wird nach seiner überstandenen Zwangspause mehr und mehr eine tragende Säule in der Colts-Offense und falls Indianapolis die Division gewinnt, könnte auch er hier noch klettern.

Ich habe mich letztlich für Claypool entschieden, einfach weil er eine derartige Big-Play-Waffe ist. Drei Touchdowns bereits bei Pässen über mindestens 20 Yards, er gewinnt regelmäßig Eins-gegen-Eins-Duelle und hat als Rookie direkt die Rolle des X-Receivers eingenommen, der Pittsburgh letztes Jahr so gravierend gefehlt hat. Schon jetzt gehen über 30 Prozent der Team-Air-Yard-Targets in Claypools Richtung und wenn man bedenkt, wie limitiert seine Rolle letztlich noch ist, könnten angesichts der physischen Möglichkeiten nach oben noch einige Entwicklungsstufen möglich sein.

Wer könnte noch aufholen? Tristan Wirfs, OT, Buccaneers; James Robinson, RB, Jaguars; Jedrick Wills, OT, Browns; Michael Onwenu, OT/OG, Patriots.

NFL Defensive Rookie of the Year - der weitere Ausblick

1. Chase Young, Edge, Washington Football Team

Young ging als haushoher Favorit auf diesen Award in die Saison, und niemand hat ihn so in den Schatten gestellt, dass sich das geändert haben dürfte. Im Gegenteil, man kann absolut argumentieren, dass Washingtons Pass-Rusher der beste Defense-Rookie dieser Saison ist, auch fernab aller Vorschusslorbeeren. Er ist nicht nur schon jetzt im Pass-Rush auffällig und kann generell mit seiner Physis Offensive Linemen in der NFL vor ernsthafte Probleme stellen.

Young ist auch gegen den Run stabil - und hatte sogar schon eine Handvoll Coverage-Snaps, die in Ordnung waren. Es wird schwer sein, ihn über die verbleibenden Wochen vom Thron zu stoßen, auch weil wenige Spieler derart konstant auffallen.

2. Julian Blackmon, Safety, Indianapolis Colts

Blackmon hat sich bei mir über die letzten Wochen nochmal nach oben geschoben. Auch gegen die Packers war er wieder auffällig, er passt perfekt in diese Colts-Defense. Ein extrem sicherer Tackler, wenn er aus seiner tiefen Rolle Run-Gaps ausfüllen muss, solide in Coverage. DeForest Buckner war das fehlende Puzzleteil für diese Defense, dabei bleibe ich - aber ohne Blackmon würde Indianapolis defensiv eine ganze Ecke schlechter aussehen.

3. Antoine Winfield, Safety, Tampa Bay Buccaneers

So etwas wie ein Abtasten oder eine "Warmlauf-Phase" sucht man bei Antoine Winfield vergebens - in seinem Spiel, aber auch generell mit Blick auf seine Rookie-Saison. Der 22-Jährige schlug von Anfang an ein wie eine Rakete, und auch wenn die Bucs ihn nicht mehr ganz so gut als Blitzer einsetzen wie zu Saisonbeginn: Winfield ist unheimlich physisch gegen den Run und passt perfekt in die Defense von Todd Bowles. Trotzdem ist es für mich auch hier eine klare Hackordnung, Blackmon hat Winfield über die vergangenen Wochen überholt.

Wer könnte noch aufholen? Derrick Brown, DT, Panthers; A.J. Terrell, CB, Falcons; Isaiah Simmons, LB, Cardinals.

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Der Einfluss guter Defense - läuft die AFC der NFC davon?

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jens_1990 : Welchen Einfluss auf den Erfolg hat die Defense deiner Meinung nach noch? Geht es nur noch über High-Scoring-Offenses a la Chiefs? Ein kurzes Top 3 Defense Ranking?

Ich denke, man kann das aus zwei Richtungen angehen, auch wenn wir von der generellen Kaderplanung sprechen sowie darüber, wo wie viele Ressourcen rein gesteckt werden.

Man kann gezielt versuchen, eine dominante Defense aufzubauen. Indem man entweder immer wieder hohe Picks und anderweitige Ressourcen in die Defensive Line steckt (49ers, Steelers, Bears, Eagles, Colts), oder eine vielseitige, tiefe Secondary aufbaut, um dann über Blitzing zum Quarterback zu kommen und die Offense so aus der Bahn zu werfen (Ravens, Dolphins, Patriots, Buccaneers).

Hieraus lassen sich auch die Top-3-Defenses zusammenstellen. Für mich gehören Pittsburgh, die Rams, Tampa Bay, Baltimore und auch Chicago in diese Diskussion, Miami zumindest in der Pass-Defense. Aber letztlich Woche für Woche eben mit der Frage im Hinterkopf: Wie gut ist die Offense, gegen die es als nächstes geht?

Das führt zum generellen Einfluss der Defense, und das wäre meine einfachste Antwort: Eine Top-Defense kann ein Spiel entscheiden - ohne eine zumindest gute Offense führt das ultimativ aber nirgendwo hin. Einer Top-Offense auf der anderen Seite aber reicht eine durchschnittliche Defense als Komplementärstück, um ganz oben mitzuspielen. Ganz davon zu schweigen, dass echte defensive Dominanz selten länger als zwei, maximal drei Jahre anhält. Wenn überhaupt.

Ich selbst vertraue letztlich den defensiv geprägten Top-Teams einer jeweiligen Saison auch deshalb weniger, weil die Defense ultimativ stärker von der Offense abhängig ist als umgekehrt. Auch das haben wir allein dieses Jahr mehrfach gesehen; wenn es gegen eine Top-Offense geht, wird die vermeintliche Elite-Defense plötzlich komplett ausgehebelt.

Eine gute Defense kann ein Team durch die Regular Season tragen, gerade weil sie reicht, um schwache gegnerische Offenses komplett zu dominieren. Und das ist nicht unerheblich, hier werden immerhin die Karten für die Playoffs gemischt. Aber je kleiner das Teilnehmerfeld wird, je höher das Niveau wird, desto kleiner wird für mich der Einfluss der Defense auf den Ausgang der Partie.

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NilleSB : Welche Teams im Mittelfeld brauchen nur noch ein bis zwei richtige Teile und welche sollten einen größeren Umbruch machen?

Das "Liga-Mittelfeld" ist von der Interpretation her natürlich ein großer Spielraum, deshalb picke ich einfach mal ein paar Kandidaten raus:

  • Die Minnesota Vikings werden die Saison vermutlich mit sieben oder acht Siegen beenden, was wir von der Passing-Offense sehen, macht aber Mut. Die Vikings brauchen defensiv dringend Upgrades, im Pass-Rush, aber auch auf Cornerback. Wenn dann die offensive Herangehensweise passt, kann man Minnesota nächstes Jahr wieder definitiv zu den Playoff-Kandidaten zählen.
  • Die Las Vegas Raiders finde ich aktuell extrem spannend. Derek Carr spielt eine sehr gute Saison, man erkennt einen klaren Plan in der Zusammenstellung dieser Offense - und der macht sich bezahlbar. Was ist das Ceiling von diesem Konstrukt? Vielleicht ist das sogar die falsche Frage, sondern die Herangehensweise müsste eher sein: Wenn die Raiders nur Spiele gewinnen können, indem die Offense konstant am Limit spielt, ist das keine Erfolgsformel. Las Vegas braucht Pass-Rusher und Cornerbacks, um defensiv zumindest eine gewisse Base Line zu haben. Wenn Carr und die Offense dann ihr aktuelles Level halten können, wäre Las Vegas auch vor der kommenden Saison ein klarer Playoff-Kandidat - und in der Postseason sehe ich die Raiders auch dieses Jahr schon.
  • Die Baltimore Ravens rutschen mehr und mehr ins Mittelfeld ab, sollten aber vergleichsweise einen klaren Plan in der Offseason haben. Baltimore braucht Outside-Receiver, um das Feld offensiv wieder zu öffnen, sowie Upgrades in der Offensive Line, um auch gegen Stacked Boxes wieder laufen zu können. Beides dürfte machbar sein, und dann sind die Ravens womöglich schnell auch wieder ein Titelkandidat.
  • Kritischer steht es letztlich um all die Teams, die vor allem dank einer guten Defense oder guter offensiver Umstände im Mittelmaß stehen, aber eben eine Quarterback-Antwort finden müssen. Chicago, Denver, womöglich auch Cleveland, und etwas weiter gedacht vielleicht auch San Francisco. Einen wirklich radikalen Umbruch würde ich unter diesen Teams nur den Bears anraten , aber klar ist auch: gute Umstände reichen nicht, wenn der Quarterback nicht zumindest gut genug ist, das sehen wir Jahr für Jahr.

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VerPutzer : In den letzten Jahren war immer die Rede davon, dass die NFC so viel stärker war als die AFC. Mit Ausnahme der Eagles hat aber fast immer das AFC-Team den Super Bowl gewonnen. Sind die Kräfteverhältnisse aktuell umgekehrt? Ist das von Dauer? Warum? Und gewinnt jetzt die NFC den SB regelmäßiger?

Bei der NFC hatte ich über die letzten Jahre meist den Eindruck, dass die Spitzengruppe breiter ist. Es gab, gewissermaßen, Jahr für Jahr mehr Teams, die ernsthafte Titelkandidaten waren, während es in der AFC zumeist eine kleine, klar definierte Spitze und dann eine große Lücke zum Rest der Conference gab. Aber diese kleine Spitze war qualitativ eben immer mindestens auf Augenhöhe mit der breiten Spitzengruppe in der NFC - und mehrfach sogar noch darüber.

Was die Zukunft angeht, erwarte ich eher noch eine stärkere Verschiebung des Gleichgewichts Richtung AFC; denn perspektivisch sehe ich nicht nur die Spitze, sondern eben auch die Breite in der Spitze in der AFC besser.

In der NFC wird es über die nächsten zwei bis drei Jahre Umbrüche geben. Aaron Rodgers, Drew Brees, Tom Brady, Matt Ryan, Matt Stafford - Teams werden neue Quarterbacks finden müssen und das geht zumeist mit einer generellen internen Neusortierung einher, selbst wenn man einen guten Übergang hinbekommt.

Die AFC dagegen hat über die letzten Jahre einen enormen Boost in puncto Quarterback-Qualität bekommen: Patrick Mahomes, Deshaun Watson und Lamar Jackson wären die drei prominentesten Namen, doch auch dahinter der Aufstieg von Josh Allen, die furiosen Rookie-Saisons von Justin Herbert und Joe Burrow - wenn man die Superstar-Quarterbacks der nächsten zehn Jahre sucht, dann findet man die meisten aussichtsreichen Kandidaten in der AFC. Und aller Voraussicht nach wird auch Trevor Lawrence, eines der größten Quarterback-Talente der letzten Jahre, in der AFC (Jets/Jaguars) landen.

Was hat die NFC da entgegen zu setzen? Dak Prescott wäre so jemand, Russell Wilson sollte noch einige Jahre auf Top-Niveau haben, Kyler Murray könnte sich perspektivisch in der Liga-Spitze etablieren. Aber sonst? Wenn wir selbst nur die Quarterbacks für die nächsten fünf Jahre gegenüberstellen, ist die AFC mehrere Stufen über der NFC, und das dürfte sich dann auch sportlich doch deutlich bemerkbar machen.

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Steelers-Hype - und was wird aus Jameis Winston?

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OnLy_GB , jens_1990 : Haben die Steelers eine realistische Chance, den Dolphins-Rekord zu brechen? Warum gibt es bei 10-0 keinen medialen Hype in Deutschland um die Steelers, so wie es bei anderen Teams wie beispielsweise den Patriots, Seahawks, Chiefs der Fall wäre?

Wo ich zustimmen würde, ist, dass Pittsburgh für ein 10-0-Team tatsächlich relativ wenig Hype bekommt. Vielleicht wäre das bei anderen Teams anders, die Frage wäre dann natürlich: wie kommen diese anderen Teams dahin? Pittsburgh hat eine starke Defense, keine Frage; doch selbst da reden wir von Top-3, aber keiner alles dominierenden Defense wie sie die Jaguars vor drei und die Bears vor zwei Jahren hatten.

Und die Offense ist eben Liga-Durchschnitt. Big Ben spielt in Ordnung, wäre für mich aber unter Quarterbacks eher knapp außerhalb als knapp innerhalb der Top 10 für die bisherige Saison. Die Steelers haben spannendes Talent auf Wide Receiver und sind hier auch für die Zukunft bestens aufgestellt, die Offensive Line dagegen ist nicht mehr ganz so dominant wie in früheren Jahren, das merkt man ganz besonders im Run Game, und das Play-Calling wurde nicht erst einmal in dieser Saison kritisiert.

In der Summe funktioniert das, nur um das klar zu stellen, man gewinnt nicht allein mit Glück und Zufall die ersten zehn Spiele. Aber es steht eben auch auf wackligen Füßen, weil man letztlich davon abhängig ist - zumindest gegen die guten Teams - dass dieses Gesamtkonstrukt aus kontrollierender Offense und dominanter Defensive Line greift. Bröckelt auch nur ein kleiner Teil, kann das eine Schieflage des ganzen Teams zur Folge haben.

Wir haben das in Teilen schon gesehen, in der zweiten Hälfte gegen Tennessee, gegen Houston, gegen die Cowboys. Ich würde Pittsburgh in der Analyse ganz genau so sehen, wenn sie einige dieser knappen Spiele verloren hätten und 7-3 statt 10-0 stehen würden. Vielleicht ist das die beste Erklärung dafür, warum der ganz große "10-0-Hype" ausbleibt.

Was eine mögliche 16-0-Saison angeht: Ich erwarte noch eine Steelers-Pleite im letzten Saison-Drittel. Das könnte bereits an diesem Donnerstag gegen Baltimore kommen, die Ravens-Pleite im ersten Spiel kam in allererster Linie aufgrund der eigenen Turnover. Lamar Jackson und Co. konnten den Ball am Boden sehr gut bewegen, und falls Baltimore sich nicht wieder dermaßen selbst im Weg steht, ist ein Sieg sicher möglich. Buffalo zwei Wochen später sowie die Colts wiederum zwei Wochen danach wären noch weitere Alternativen.

15-1, vielleicht sogar 14-2 sehe ich im Vergleich deutlich realistischer als eine Saison ohne Niederlage.

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Kevin Penning : Wie siehst du die Zukunft von Jameis Winston? 2021 das Duell mit Hill um den Starting-Posten in New Orleans - oder ein neues Team mit Starting-Garantie?

Ganz platt gesagt: ich vermute, dass die Saints sich ein solches Duell 2021 gar nicht leisten können. Kein Team steht Cap-technisch vor einer größeren Herausforderung in der kommenden Offseason, und Hill hat für die kommende Saison bereits über 16 Millionen garantiert. Winston auf der anderen Seite hat dieses Jahr deutlich unter seinem Marktwert unterschrieben; auch, um in New Orleans zu lernen und sicher mit der Hoffnung im Hinterkopf, dass er im Falle einer Brees-Verletzung die Bühne bekommen würde.

Nicht nur ist Letzteres ganz offensichtlich nicht der Fall, ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Winston ein zweites Jahr in Folge derart günstig irgendwo unterschreibt, und damit wären die Saints dann vermutlich auch schon aus dem Rennen.

Für Winston selbst sollte es Möglichkeiten geben. Nicht unbedingt mit Startplatz-Garantie, die wird er sich erarbeiten müssen - aber mit einer guten Aussicht auf einen Startplatz. In Chicago wäre er um Welten ein deutliches Upgrade, hier ist sicher die Frage, was sich Matt Nagy weiter vorstellt. Foles mit dem Argument "er kennt das System" zu holen, war ein klarer Fehlgriff, doch die generelle Bereitschaft, es mit Foles zu probieren, zeigt zumindest, dass man gegenüber einer gewissen Risikobereitschaft auf der Quarterback-Position nicht abgeneigt ist.

Die Jets und Jaguars klammere ich hier ein wenig aus, da ich bei beiden von Quarterback-Picks in der Top 3 des kommenden Drafts ausgehe. Vielleicht könnte Winston in Atlanta eine Übergangslösung sein, sollten die Falcons den radikalen Umbruch wählen und sich von Matt Ryan trennen, auch wenn ich das weiter nicht erwarte. Washington sollte einen offenen Spot haben und fällt gerade aus der Draft-Spitze raus. Und Überraschungen wird es auch in der kommenden Offseason geben.

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Ramily Radio : Mit wem werden die Bengals nach dem Burrow-Ausfall jetzt weiter machen? Free Agent oder aus dem Kader jemand?

Ich gehe davon aus, dass Ryan Finley starten wird. Der durfte bereits im Vorjahr (sehr, sehr überschaubarer Erfolg) unter Zac Taylor ran, und aus Bengals-Sicht ergibt es nicht sonderlich viel Sinn, sich jetzt um eine ernsthafte Alternative zu bemühen. Vielleicht wird ein Veteran zur Absicherung als Backup geholt, mehr erwarte ich hier allerdings nicht.

Für die Bengals ist Burrows Verletzung im ersten Moment wahnsinnig bitter, keine Frage - auf den zweiten Blick aber bieten sich jetzt auch ganz neue Szenarien mit Blick auf den kommenden Draft.

Ich gehe nicht davon aus, dass Cincinnati mit Finley - oder einem anderen verfügbaren Quarterback - noch mehr als ein Spiel im weiteren Saisonverlauf gewinnt. Die Top-3-Draft-Reihenfolge könnte, ausgehend von dieser These, schon fast feststehen:

  1. New York Jets
  2. Jacksonville Jaguars
  3. Cincinnati Bengals

In der Annahme, dass in diesem Szenario mit den ersten beiden Picks Quarterbacks gedraftet werden dürften, wäre Cincinnati in einer glänzenden Position: Man könnte das Riesen-Tackle-Talent Penei Sewell mit dem dritten Pick nehmen - oder aber den Pick an das meistbietende Team, das unbedingt den dritten Quarterback haben will, abgeben.

Die Bengals könnten so in der Position sein, mehrere Löcher mit dem kommenden Draft zu stopfen und sich so perspektivisch für 2022 und 2023 glänzend aufstellen, wenn im Idealfall die heißen Jahre eines möglichen ersten Titelfensters mit Burrow anstehen.

All das ist noch ferne Zukunftsmusik, aber Cincinnati hat definitiv die Chance, mit den Drafts 2020 und 2021 eine gigantische Weichenstellung Richtung Zukunft hinzulegen.