Kampf um L.A.: Clippers schlagen zurück

Tag eins ging im Kampf der L.A.-Teams deutlich an die Lakers. Der Champion schnappte dem Rivalen in Montrezl Harrell den Sixth Man of the Year weg, dazu ersetzten die Lakers den getradeten Danny Green mit Wesley Matthews - und das zu einem deutlich besseren Preis (3,6 Mio. Dollar).

Tief in der Nacht sorgten nun aber die Clippers für ihren ersten Splash, indem sie Serge Ibaka für 2 Jahre und 19 Millionen Dollar erfolgreich lockten. Der 31-Jährige passt womöglich sogar besser ins Konzept der Clippers als Harrell und verleiht dem Team von Neu-Coach Ty Lue mehr Flexibilität. Ibaka kann an der Seite von Ivica Zubac agieren, er kann auf der Fünf starten oder aber direkt von der Bank kommen. Der eingebürgerte Spanier ist vielleicht nicht mehr die Blockmaschine vergangener Jahre, dafür bleibt er ein guter Verteidiger und hat sich als guter Schütze aus der Mitteldistanz und auch von Downtown etabliert.

Somit sollten die Clippers in der Lage sein, über ein komplettes Spiel gute Center-Minuten zu bekommen. Das ist im Westen essentiell, wie die vergangenen Playoffs zeigten. L.A. verlor nicht zuletzt gegen Denver, weil Harrell gegen Nikola Jokic nicht den Hauch einer Chance hatte, gegen die Lakers mit Anthony Davis wären die Probleme ähnlicher Natur gewesen.

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L.A. Lakers mit Cap-Problemen

Sollten die Clippers nun keinen Trade mehr einfädeln, kann der Kader nur noch mit Minimal-Verträgen aufgefüllt werden. Stand jetzt sind elf Spieler fest garantiert, mit Joakim Noah und Justin Patton stehen noch zwei weitere Akteure unter Vertrag, die keinerlei Garantie für ihr Geld haben. Womöglich wird noch ein Spielmacher zum Minimum dazustoßen, hier klafft hinter Patrick Beverley noch ein großes Loch.

Rajon Rondo, den die Clippers umgarnten, wird es hingegen nicht. Er schließt sich den Atlanta Hawks an. Die Lakers haben ihn mit Dennis Schröder bereits mehr als vernünftig ersetzt, nun verlängerte der amtierende Champion außerdem mit Kentavious Caldwell-Pope um drei Jahre und rund 40 Millionen Dollar.

Der Deal hat jedoch einen großen Haken. Die Lakers können nun nur noch vier Minimum-Verträge aufnehmen, wenn man davon ausgeht, dass Anthony Davis für das Maximum von 32,7 Millionen Dollar unterschreibt. Das Team von LeBron James wäre dann "hard capped" und könnte nur 14 Spieler im Kader haben, ähnlich wie es bei den Golden State Warriors in der vergangenen Saison der Fall war.

Charlotte Hornets: Was zum Henker?

Wir müssen dringend über Charlotte reden, das kommt in einer NBA-Saison nicht allzu häufig vor. Die Hornets waren vermutlich das einzige Team, welches auf die Idee kam, Gordon Hayward mit einem Vertrag über vier Jahre und 120 Millionen Dollar auszustatten.

Natürlich, Hayward war 2017 ein verdienter All-Star und bekleidet die womöglich wichtigste Position in der heutigen NBA, allerdings absolvierte der 30-Jährige in seinen drei Jahren in Boston nur knapp die Hälfte aller möglichen Spiele und machte nie den Anschein, dass er nach seiner schweren Fußverletzung zum Saisonstart 2017/18, wieder zu seinem alten Leistungsniveau zurückkehren könnte.

Es stellt sich auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Charlotte war zwar im Osten "Best of the Rest" und verpasste die Teilnahme an der Bubble knapp, allerdings zählte das Team von Coach James Borrego beim Blick auf die Statistiken pro 100 Ballbesitze zu den vier schlechtesten Mannschaften der NBA (nur Atlanta, Cleveland und Golden State waren schwächer).

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Hornets: Warum nicht einfach tanken?

Nach dem Abgang von Kemba Walker, den man nicht maximal bezahlen wollte, deutete alles auf einen längeren Neuaufbau hin, nach nur einem Jahr scheint Besitzer Michael Jordan aber einmal mehr ungeduldig geworden zu sein. Das zeigt auch, dass man wegen der Hayward-Verpflichtung nun Nicolas Batum entlassen will.

Der Franzose, der keine Rolle mehr spielte, wäre 2021 Free Agent geworden, so verteilt man seine 27 Millionen durch die Stretch Provision über drei Jahre. Im Prinzip kostet der Hayward-Deal die Hornets nun drei Jahre fast 40 Millionen Dollar per anno.

Vieles passt einfach nicht zusammen, auch weil Nr.3-Pick LaMelo Ball schon aus politischen Gründen viele Minuten erhalten sollte und dem Team sicherlich nur bedingt helfen wird, Spiele zu gewinnen. Dabei ist 2020/21 die perfekte Tanking-Saison. Die Halle muss nicht gefüllt werden, da ohnehin (zunächst) keine Zuschauer erlaubt sind. Dazu sind sich Experten einig, dass die kommende Draft-Klasse um Welten besser sein wird als die aktuelle.

Doch wie es scheint, haben die Hornets keinerlei Lehren aus der vergangenen Dekade gezogen, als man es fertigbrachte, ganze 3 (in Worten: drei) Playoff-Spiele zu gewinnen. So dürfte es einmal mehr heißen: Stuck in the middle with MJ!

Boston Celtics verstärken die Bank

Die Celtics verlieren mit Hayward nach Al Horford im Sommer 2019 den zweiten Großverdiener ohne Gegenwert. Das ist gewissermaßen bitter, da das Team auch ohne Hayward über dem Salary Cap operiert und somit nur durch Exceptions und Minimum-Deals die Mannschaft punktuell verstärken kann.

Mit Tristan Thompson angelte sich der Rekord-Champion immerhin den benötigten zweiten Big Man neben Daniel Theis. Der Preis dafür ist jedoch hoch, schließlich verwendete General Manager Danny Ainge die komplette Mid-Level Exception für den früheren Cavs-Spieler. Zum Vergleich: Zum gleichen Preis erhielten die Clippers den variableren Ibaka.

Als weitere Ergänzung holten sich die Celtics Jeff Teague, der die Backup-Rolle hinter Kemba Walker ausfüllen soll. Auf dem Papier ist das eine Verbesserung zu Brad Wanamaker ( schließt sich den Warriors an ), allerdings zeigte Teague in Minnesota und auch nach seiner Rückkehr nach Atlanta recht wenig. Die Konditionen sind noch nicht bekannt, aber ein Minimal-Vertrag ist hier wahrscheinlich.

Gute Nachrichten gibt es übrigens auch für Daniel Theis: Zwar bekommt der Deutsche mit Thompson nun mehr Konkurrenz, dafür wurde sein Vertrag über 5 Millionen Dollar für die kommende Saison nun garantiert. Gleiches gilt für Semi Ojeleye, der Hayward wohl ein paar Dankeskarten schicken wird, weil die Celtics ihn sonst nicht gehalten hätten.

Jeff Green sammelt weiter Teams

Ketzer würden behaupten, dass die Brooklyn Nets bereits gestern die Championship verspielt haben. Jeff Green kommt zum Minimum und lernt nun bereits die elfte Stadt (Na, wer kann sie alle nennen? Auflösung folgt!) in seiner NBA-Karriere kennen. Es ist Team Nummer acht in den vergangenen fünf Jahren, was für eine eindrucksvolle Quote.

Aber mal im Ernst: Für die Nets ist definitiv eine Verstärkung, da man auf dem Flügel etwas schwach auf der Brust war. In Houston präsentierte der 35-Jährige zudem ungeahnte Spielmacher-Qualitäten und half auch auf der Fünf aus. Mehr Minuten für Green bedeuten aber auch weniger Minuten für Taurean Prince, der in Brooklyn bisher enttäuschte.

Und hier wie versprochen die komplette Liste an Städten, in denen Green NBA-Basketball gespielt hat: Seattle, Oklahoma City, Boston, Memphis, Los Angeles, Orlando, Cleveland, Washington D.C., Salt Lake City, Houston und nun eben New York.

Das nächste Eigentor der Milwaukee Bucks

Pleiten, Pech und Pannen, so kann man die bisherige Offseason der Bucks beschreiben. Ja, Jrue Holiday ist eine Verstärkung, aber fünf Erstrundenpicks waren ein (zu) hoher Preis für den einmaligen All-Star. Dies ist gefühlt eine Ewigkeit her, schließlich bestimmte das Fiasko um Bogdan Bogdanovic in der Folge die Schlagzeilen. Der Serbe hat zwar weiterhin kein Team, Milwaukee wird es aber mit Sicherheit nicht.

Die Bucks-Offseason gleicht nun eher einem Flickenteppich. Giannis Antetokounmpo hat noch keinen Supermax-Vertrag unterschrieben, die Zugänge von D.J. Augustin und Bobby Portis werden das Pendel auch nicht auf die eine oder andere Seite schwingen lassen.

Und dann ist da noch die Verlängerung mit Pat Connaughton, welche das derzeitige Chaos in Milwaukee wunderbar unterstreicht. Der Shooting Guard hatte zunächst einem Zweijahresvertrag über 8 Millionen Dollar zugestimmt, Jahr zwei sollte eine Spieler-Option enthalten.

Blöd nur: Laut CBA muss ein Vertrag mit "Early-Bird-Rechten" (wie im Fall von Connaughton) mindestens zwei Jahre lang sein und darf keine Option enthalten. Also ging es zurück an den Verhandlungstisch und am Ende stand ein Deal über 3 Jahre und 16 Millionen Dollar. Gut für Connaughton, blöd für die Bucks.

Die hatten nämlich kurz zuvor Augustin dank der Mid-Level Exeception für 3 Jahre und 21 Millionen gebunden. Geld, welches sie auch für Connaughton hätten gebrauchen können. Es läuft einfach nicht für die Bucks.

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Phoenix mischt den Westen auf

Die Phoenix Suns sind schon jetzt einer der Gewinner der Free Agency, selbst wenn sie im Draft etwas unnötig Jalen Smith mit dem zehnten Pick auswählten. Hier mal kurz der bisherige Kader der Suns:

Point Guard Shooting Guard Small Forward Power Forward Center Chris Paul Devin Booker Mikal Bridges Jae Crowder Deandre Ayton Cameron Payne Jevon Carter Abdel Nader Cameron Johnson ?? Elie Okobo Jalen Smith

Der Steal des zweiten Tages war Jae Crowder, den Phoenix den Miami Heat wegschnappte und für drei Jahre und 30 Millionen Dollar band. Der Forward passt perfekt in das System der Suns, welches Shooting von allen Positionen des Feldes priorisiert. Mit Jevon Carter konnte zudem ein solider Reserve-Guard (3 Jahre, 11,5 Mio.) gehalten werden.

Nun bleibt sogar noch ein wenig Raum, um die letzten Plätze zu füllen. Mit den eigenen Free Agents Dario Saric oder auch Aron Baynes könnte bald eine Einigung erzielt werden. So oder so sieht das aber bereits sehr fein aus, Phoenix wird auf jeden Fall im Playoff-Rennen sein. Für ein Team, welches seit zehn Jahren beständig die Playoffs verpasst, ist dies keine Selbstverständlichkeit.