Hradecky lief Richtung Mittellinie und nahm Aleksandar Dragovic voller Dankbarkeit in den Arm. Danach spielte der Torhüter von Bayer Leverkusen dem Siegtorschützen noch einmal vor, wie ihm dieses unglaubliche Eigentor passieren konnte, das es garantiert in jeden Bundesliga-Jahresrückblick schaffen wird.
"Die Leute dürfen ein bisschen lachen. Das gibt einige Youtube-Clips und einige Memes", sagte Hradecky etwas verlegen bei Sky : "Die Mannschaft und Dragovic haben mir geholfen. Mein Bier wird mir heute schmecken."
Der Finne war ungewollt der Mann des Tages auf der Bielefelder Alm, obwohl sein spektakulärer Fauxpas in der 47. Minute letztlich nicht ins Gewicht fiel: Bayer gewann mit 2:1 (1:0) beim immer tiefer sinkenden Aufsteiger Arminia Bielefeld und rückte nach dem fünften Sieg in Folge bis auf einen Punkt an Rekordmeister Bayern München heran.
Leon Bailey (27.) und Dragovic (88.) erzielten die Tore für die Rheinländer, die ihrem Trainer Peter Bosz zu dessen 57. Geburtstag die nächsten drei Punkte schenkten.
Bayer Leverkusen fehlt häufig das Tempo
Die erschreckend harmlosen Ostwestfalen von Trainer Uwe Neuhaus kassierten dagegen die bereits sechste Niederlage in Serie und könnten am Sonntag erstmals in dieser Saison auf einen Abstiegsplatz abrutschen. "Für unser Offensivspiel müssen wir uns schleunigst etwas einfallen lassen, das ist zu wenig", wetterte Neuhaus nach 1:10 Torschüssen und 0:10 Ecken.
Das ersatzgeschwächte Bayer, das unter anderem ohne den an Corona erkrankten Edmond Tapsoba antreten musste, kontrollierte die Begegnung auf der Alm zu Beginn. Allerdings schoben sich die Gäste vor der vielbeinigen Arminia-Defensive die Bälle zunächst nur hin und her. Raumgewinn: Fehlanzeige.
Es entwickelte sich ein zähes Spiel mit wenigen Höhepunkten - auch, weil die Arminia im Vergleich zum 0:5 bei Union Berlin vor der Länderspielpause vor allem im Zweikampfverhalten ein anderes Gesicht zeigte. Bayer musste sich in Geduld üben, mehr als ein harmloser Abschluss aus spitzem Winkel von Moussa Diaby (15.) sprang in der Anfangsphase nicht heraus.
Dem Spiel der Gäste fehlte oft das Tempo. Als es dann einmal schnell ging, brachte Bailey Bayer in Front. Nach einem Doppelpass mit Florian Wirtz tauchte der Jamaikaner im Arminia-Sechzehner auf und schoss den Ball hart und hoch ins kurze Ecke.
Bielefeld blieb insgesamt viel zu harmlos. Bayer selbst brachte die Bielefelder dann zurück ins Spiel. Hradecky traf bei einem kontrollierten Rückpass von Sinkgraven den Ball nicht richtig und beförderte das Spielgerät so ins eigene Tor. Zu allem Überfluss mussten aufseiten der Gäste außerdem sowohl Lars Bender nach einem Pferdekuss bereits zur Pause, als auch Bruder Sven kurz nach dem Wechsel verletzt ausgewechselt werden.
Bielefeld schöpfte neuen Mut, Bayer suchte nach dem Fehlstart in den zweiten Durchgang noch nach seinen Kombinationen und blieb zunächst ungefährlich. Nach und nach nahm auch die Härte in den Zweikämpfen zu, sodass sich eine spannende und umkämpfte Schlussphase entwickelte - in der Joker Dragovic goldrichtig stand und abstaubte.
Arminia Bielefeld - Bayer Leverkusen: Aufstellungen
Bielefeld: Ortega - Brunner, Pieper, van der Hoorn, Lucoqui - Seufert (80. Kunze), Prietl - Doan, Hartel (89. Voglsammer), Yabo (80. Soukou) - Klos (63. Schipplock)
Leverkusen: Hradecky - Lars Bender (46. Weiser), Tah, Sven Bender (50. Dragovic), Sinkgraven - Baumgartlinger - Wirtz, Amiri (80. Demirbay) - Bailey, Alario (68. Schick), Diaby (80. Bellarabi)