Lakers vs. Clippers: Der Kampf um Los Angeles geht in die nächste Runde

Es kam in der vergangenen Saison nach mehr als einem Jahr Vorfreude nicht zum Duell zwischen den Lakers und den Clippers, die zum ersten Mal überhaupt beide zu den Topfavoriten auf den Titel gehört hatten. Das bedeutet natürlich aber nicht, dass sich die beiden Stadtrivalen nicht nach wie vor argwöhnisch beäugen, schließlich gehören beide auch 2021 zum Favoritenkreis.

In der Offseason nun haben die Lakers den ersten Punch gelandet - und den zweiten, vielleicht sogar den dritten. Dennis Schröder war der erste wichtige Neuzugang, in der Free Agency folgten nun Wes Matthews und Montrezl Harrell, seines Zeichens in der vergangenen Saison der wichtigste Bankspieler der Clippers. Diese waren ob seines Wechsels zum Stadtrivalen "geschockt", hieß es.

Da stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Mehr als einmal war nach dem Playoff-Kollaps der Clippers von Unzufriedenheit bei Harrell die Rede, Beobachter der Clippers wiederum hatten ihn als eine der größten Schwachstellen des Teams gegen Denver identifiziert. Es gab von beiden Seiten wohl verständliche Gründe für eine Trennung.

Dass es nun die Lakers wurden? Das überrascht auch nur auf dem Papier. Harrell hätte in Charlotte mehr Geld verdienen können, aber ein Titel würde im Zweifelsfall auch beim nächsten Vertrag helfen. Und dann ist da noch das Thema Klutch: Harrell unterschrieb 2019 bei der Agentur von LeBron-Kumpel Rich Paul, die bei den Lakers bekanntlich mindestens den kleinen Finger im Spiel hat.

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Lakers-Fans zelebrieren nun bereits: Zum einen, weil die verhassten Clippers geschwächt sind, die neben Harrell ja auch noch JaMychal Green an Denver verloren, und zum anderen, weil die eigene Offense signifikant vielseitiger geworden ist. Schröder und Harrell waren die besten Bankspieler der vergangenen Saison, Matthews ist ein zumindest solider Ersatz für Danny Green.

Die Defense hat eindeutig gelitten, zumal Dwight Howard auf chaotische Weise bei den Philadelphia 76ers landete. Da Harrell in einigen Playoff-Matchups de facto kaum spielbar ist, werden die Lakers noch einen defensivstarken Big Man brauchen, unter anderem fiel in diesem Zusammenhang der Name Marc Gasol.

Gut möglich, dass es auch dabei ein Duell mit den Clippers gibt. Diese haben - wieder mal - ähnlichen Bedarf, und auch bei ihnen wird das Überbezahlen von Marcus Morris nicht die letzte Aktion der Offseason bleiben. Für den Moment wirken die Lakers trotzdem wie Gewinner, auch wenn ihre Free Agents (Anthony Davis und Kentavious Caldwell-Pope) noch nicht unterschrieben haben.

Twitter-Legende Magic Johnson in jedem Fall ist schon jetzt ziemlich begeistert von der Arbeit seines früheren Kollegen und "Verräters" Rob Pelinka.

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Detroit macht den Big Man wieder sexy

Es ist schon ein wenig paradox: Ein verdienter Ex-Superstar wie Howard, der vergangene Saison noch ein wichtiger Teil eines Championship-Teams war, bekommt jetzt wieder nur einen Minimalvertrag, bei Gasol könnte es ähnlich laufen. Robin Lopez war günstig zu haben, generell gilt die Fünf als die Position, für die Teams derzeit am wenigsten Geld ausgeben.

Das hat nur niemand den Pistons gesagt, wie es scheint. Detroit ließ zwar den eigenen (jungen und vielversprechenden) Big Christian Wood ziehen, dafür machte man allen anderen großen Jungs schöne Augen, die sich nicht bei drei selbst als Baum getarnt hatten. Bezieht man den Draft mit ein, haben die Pistons innerhalb von zwei Tagen fünf Center geholt!

Da wären: Nr.16-Pick Isaiah Stewart, vermutlich der Center der Zukunft. Tony Bradley, ein Backup, der am Drafttag von den Jazz geholt wurde. Und nun die Neuzugänge Dewayne Dedmon (kam per Trade aus Atlanta), Jahlil Okafor (2 Jahre, 4 Mio.) und vor allem Mason Plumlee, der in den kommenden drei Jahren 25 Mio. Dollar überwiesen bekommt.

Abgesehen davon, dass der Vertrag für Plumlee schon im Vakuum irre anmutet: In der modernen NBA braucht eigentlich niemand mehr als drei Center, von denen zwei tatsächlich Teil der festen Rotation sind. Alle fünf Spieler sind nicht abwärtskompatibel, können also eher nicht auf die Vier ausweichen.

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Es ist gut möglich, dass der neue General Manager Troy Weaver weitere Deals plant - gerade Dedmon sollte ohne Probleme weiterverschifft werden können, Plumlee und der ebenfalls verpflichtete Jerami Grant könnten sogar theoretisch in ein Sign-and-Trade für Blake Griffin involviert werden (auch wenn Denver das angeblich schon abgelehnt hat). Besser wäre es!

Ansonsten bleibt die Vorstellung von einem Giganten-Team, das Rookie Killian Hayes beschützen kann und vorne regelmäßig an den 50 Punkten kratzt.

Lernt Werfen, liebe Kinder!

Bigs stehen auf der einen, Shooter auf der anderen Seite - wie gesagt, außerhalb von Detroit. Denn der erste Tag der Free Agency hat vor allem mal wieder bewiesen, wie viel Geld Teams mittlerweile gewillt sind, für elitäres Spacing auszugeben, selbst dann, wenn die Rollen der jeweiligen Spieler ansonsten relativ limitiert sein können.

Das gilt vor allem für Davis Bertans. Der "Latvian Laser" hat unterm Strich eine richtig gute Saison als Volume-Shooter eines objektiv schlechten Teams hinter sich und wurde dafür nun mit 80 Millionen Dollar über fünf Jahre belohnt. Bertans kann kaum verteidigen und ist offensiv abseits des Wurfes limitiert, trotzdem ist nicht einmal viel Kritik an dem Deal zu lesen. Es ist eben so wertvoll, wenn jemand zehn Dreier pro Spiel nehmen und vier oder fünf davon treffen kann.

Joe Harris ist der andere prominente Fall. Dem Swingman, der fairerweise auch selbst den Korb attackieren und ein wenig kreieren kann, zahlten die Nets 75 Millionen Dollar über vier Jahre, und es spricht für ihn, dass das wie ein fairer Deal klingt. Harris bewegt sich gut, kann sehr effektiv sein, ohne dabei den Ball in der Hand zu brauchen, und ist einer der besten Schützen der Liga. Außerhalb der Star-Kategorie zählen solche Spieler zu den wertvollsten der Liga.

Der OKC-Ausverkauf geht weiter

Auch die OKC Thunder sind sich in der Nacht auf Samstag treu geblieben und haben die nächsten Picks abgesahnt. Diesmal war es Steven Adams, der OKC Richtung New Orleans Pelicans verließ und dafür einen geschützten Erstrundenpick sowie zwei weitere Zweitrundenpicks in der Zukunft zurückbrachte. Erneut ein guter Value-Deal für OKC, selbstverständlich.

Die Thunder haben nun vier ihrer fünf Topscorer der Vorsaison verschifft und der einzige Spieler im Kader, der noch mit Russell Westbrook zusammenspielte, ist Hamidou Diallo (falls Andre Roberson nicht gehalten wird), der seit zwei Jahren für OKC spielt. Das nennt man Abriss. Zumal damit zu rechnen ist, dass noch weitere Deals folgen werden.

Sam Presti will um Shai Gilgeous-Alexander (wenn er diesen denn behält) ein völlig neues Team aufbauen und sich offensichtlich richtig viel Zeit lassen. Es ist schwer, den Überblick zu wahren, wie viele Erstrundenpicks OKC nun bis 2026 haben wird. 16? 18? 20? Das Ziel scheint zu sein, eines Tages eine komplette Runde durchzupicken. Presti ist das zuzutrauen, wenn es so weitergeht.

Der GM hat dabei bisher nahezu jeden Trade "gewonnen", seitdem er Westbrook und Paul George abgegeben hat. Das gilt wohl auch für den Adams-Deal und verdient Respekt. Gleichzeitig ist klar: Der schwere Teil beginnt jetzt erst, OKC muss damit schließlich auch die richtigen Spieler draften. Aber sie werden dafür vermutlich auch mehr Chancen erhalten als jedes andere Team vor ihnen.

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Wo geht's hin, Trevor Ariza?

Wo wir schon bei OKC sind: Die Thunder sind Stand jetzt (Samstagmorgen, 10.48 Uhr MEZ) der Arbeitgeber von Trevor Ariza. Wahrscheinlich sind sie es aber nicht mehr lange. Das liegt zum einen an ihrem eigenen Ansatz (siehe oben) und zum anderen daran, dass Ariza in dieser wilden Woche einfach bei jedem Team kurzzeitig vorbeischauen muss.

Es ist dem Armen nur zu wünschen, dass er sein Handy vor rund einer Woche verloren oder ausgemacht hat. Denn schon für Außenstehende ist es schwer, den Ariza-Transaktionen zu folgen - wie muss es dann erst für ihn sein?

Die Kurzform:

  • Montag: Trade von den Portland Trail Blazers zu den Houston Rockets
  • Dienstag: Trade von den Houston Rockets zu den Detroit Pistons
  • Samstag: Trade von den Detroit Pistons zu den OKC Thunder

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Beim letzteren Deal war der Veteran Teil eines 3-Team-Trades und zur Verwirrung aller schrieb ihn ESPN -Insider Adrian Wojnarowski zunächst zu den Dallas Mavericks, bevor er seinen Fehler bemerkte und korrigierte: Es war OKC. Für den Moment jedenfalls. Wir bleiben dran.