"Es hat nichts funktioniert. Nichts in unserer Defensive, nichts in unserer Offensive", sagte der sichtlich angefressene Löw nach dem Abpffi bei der ARD .

"Nach dem 0:1 haben wir unser ganzes Konzept über den Haufen geworfen. Die Spanier waren schneller, spielstärker, dynamischer. Aber es war ein rabenschwarzer Tag für uns. Wir hatten keine Organisation, keine Nähe zum eigenen Spieler, keine Kommunikation."

Der Druck auf Löw wächst. Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff betonte indes, mit dem Bundestrainer weitermachen zu wollen. Das Vertrauen in ihn sei "vollkommen da".

"Wir gewinnen und verlieren zusammen", sagte Kapitän Neuer, sprach aber von "einer der bittersten Niederlagen" in seiner Karriere. Kroos meinte: "Spanien hat uns alles vorgemacht - mit Ball, ohne Ball. Wir haben es heute nicht hinbekommen. Wir müssen und werden dieses Spiel analysieren. Man sieht ja: Es gibt einiges zu tun."

Alle Stimmen zum Spiel in der Übersicht.

Spanien - Deutschland: Die Analyse

Löw blieb seinem zuletzt praktizierten 4-3-3 treu und nahm im Vergleich zum 3:1 gegen die Ukraine am Samstag nur eine Startelf-Veränderung vor: Kroos kam für den gesperrten Rüdiger in die Mannschaft, wodurch Koch von der Sechs in die Innenverteidigung rückte.

Bedeutete auch: Neuer stieg endgültig zum Torhüter mit den meisten Einsätzen für das DFB-Team (96) auf.

Aufseiten der Spanier setzte Coach Enrique ebenfalls auf ein 4-3-3 und zum dritten Mal in Folge auf Torhüter Simon. Der 23 Jahre alte Profi von Athletic Bilbao sollte aber über 90 Minuten keine einzige Gelegenheit bekommen, sich auszuzeichnen. Von der ersten bis zur letzten Minute ging es nur auf das Tor von Neuer zu, der zwar einige Male stark parierte, den Ball aber schon vor der Pause dreimal aus seinem Netz fischen musste.

Hauptgrund dafür war die völlig indisponierte deutsche Defensive, die nicht nur mit dem Pressing der energisch zu Werke gehenden Spaniern überfordert war, sondern auch jegliche Aggressivität und Abstimmung im Zweikampf vermissen ließ.

Enriques Elf traf durch Morata (17.) und Rodrigo (38.) zweimal per Kopf nach einer Ecke, zudem verwertete Torres einen von Olmo an die Latte beförderten Kopfball mit einem exzellenten Volley (33.). "Ich bin sprachlos, wenn ich dieses Abwehrverhalten sehe", sagte Ex-Nationalspieler Schweinsteiger in der Halbzeitpause bei der ARD .

Eine Reaktion nach dem Seitenwechsel blieb aus. Im Gegenteil: Der vor dem Spiel schon über Knieschmerzen klagende Süle wich für Tah und die Lücken, die das wehrlose Mittelfeld-Trio Kroos-Gündogan-Goretzka nicht zu stopfen gedachte, wurden noch größer. Torres, Spaniens Stärkster, trug sich zwei weitere Male in die Torschützenliste ein (55., 72.), Oyarzabal machte das halbe Dutzend voll (88.).

Von der zuletzt viel gelobten deutschen Offensive kam - einen Lattenschuss von Gnabry in der 77. Minute ausgeklammert - übrigens überhaupt nichts. Am Ende stand eine historische Niederlage, die aufgrund der vielen weiteren Chancen der Spanier sogar zu niedrig ausfiel.

Nations League: Die deutsche Gruppe

Platz Mannschaft Sp. S U N Tore Diff. Pkt. 1 Spanien 6 3 2 1 13:3 10 11 2Deutschland623110:13-39 3 Ukraine 5 2 0 3 5:10 -5 6 4 Schweiz 5 0 3 2 6:8 -2 3

Spanien - Deutschland: Die Aufstellungen

  • Spanien: Unai Simon - Sergi Roberto, Sergio Ramos (43. Eric Garcia), Pau Torres, Gaya - Rodri, Koke, Canales (12. Fabian Ruiz) - Dani Olmo (73. Asensio), Morata (73. Gerard Moreno), Ferran Torres (73. Oyarzabal)
  • Deutschland: Neuer - Ginter, Süle (46. Tah), Koch, Max - Kroos, Goretzka (61. Neuhaus), Gündogan - Gnabry, Sane (61. Waldschmidt), Werner (76. Henrichs)

Spanien - Deutschland: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Morata (17.), 2:0 Torres (33.), 3:0 Rodri (38.), 4:0 Torres (55.), 5:0 Torres (72.), 6:0 Oyarzabal (88.)

  • Löws höchste Niederlagen zuvor? Zweimal ein 0:3 - 2007 gegen Tschechien, 2018 gegen die Niederlande.
  • Mit seinem 101. Einsatz zog Kroos mit Thomas Häßler gleich und erreichte Platz elf in der Liste der DFB-Rekordspieler.

Der Star des Spiels: Ferran Torres (Spanien)

Der stärkste von vielen starken Spaniern erlebte seinen bisher größten Abend auf internationaler Bühne. Der vor der Saison zum FC Valencia zu Manchester City gewechselte Außenstürmer schenkte Neuer drei Treffer ein und erwies sich auch abgesehen davon als ständiger Unruheherd für die Deutschen.

Der Flop des Spiels: Ilkay Gündogan (Deutschland)

Auch wenn alle enttäuschten: Gündogan stand an diesem schwarzen Abend sinnbildlich für das wehrlose Auftreten der Löw-Elf. Er ließ die Spanier beim 0:2 laufen, verweigerte beim 0:3 praktisch den Zweikampf und sah auch bei den weiteren Gegentoren nicht gut aus. Ebenfalls schwach: sein Mittelfeldpartner Kroos.

Der Schiedsrichter: Andreas Ekberg (Schweden)

Gäbe es in der Nations League einen Videobeweis, wäre Ekberg schon in der 5. Minute korrigiert worden. Der Schwede entschied nach einem Foul von Gündogan an Olmo fälschlicherweise auf Freistoß statt Elfmeter, was ihm laute Proteste vonseiten der Spanier einbrachte. Ansonsten trat Ekberg nicht mehr nennenswert in Erscheinung.