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NFL Mailbag - Week 10 im Recap

Dolphins, Ravens, Titans, Browns: Playoff-Rennen in der AFC

Das Playoff-Bild spitzt sich nach Woche 10 zunehmend zu, und während es in der NFC eher innerhalb der Divisions zur Sache geht, ist es in der AFC ein Playoff-Picture-Gesamtkunstwerk.

Insbesondere im oberen Mittelfeld ist die AFC deutlich breiter besetzt als die NFC, allein dadurch, dass es keine Totalausfall-Division wie die NFC East gibt. Und auch in der NFC North drängt sich abgesehen von den Packers kein Playoff-Team auf, was das Bild insgesamt vergleichsweise klarer macht.

Das AFC Playoff Picture nach Woche 10:

Team Bilanz Aktueller Platz im AFC-Playoff-Rennen Pittsburgh Steelers 9-0 Nummer-1-Seed, Platz 1 in der AFC North Kansas City Chiefs 8-1 Nummer-2-Seed, Platz 1 in der AFC West Buffalo Bills 7-3 Nummer-3-Seed, Platz 1 in der AFC East Indianapolis Colts 6-3 Nummer-4-Seed, Platz 1 in der AFC South Las Vegas Raiders 6-3 Nummer-5-Seed, Platz 2 in der AFC West Miami Dolphins 6-3 Nummer-6-Seed, Platz 2 in der AFC East Baltimore Ravens 6-3 Nummer-7-Seed, Platz 2 in der AFC North Cleveland Browns* 6-3 Nummer-8-Seed, Platz 3 in der AFC North Tennessee Titans* 6-3 Nummer-9-Seed, Platz 2 in der AFC South

*Nur sieben Teams (vier Division-Sieger, drei Wildcards) kommen in die Playoffs. Cleveland und Tennessee wären nach aktuellem Stand dementsprechend nicht in der Postseason mit dabei.

In der AFC dagegen sind zwei Punkte erwähnenswert: Es gibt zwei glasklare Division-Favoriten, mit den Steelers im Norden und den Chiefs im Westen. Die Bills bleiben zudem für mich der Favorit im Osten, auch wenn Miami hier die Lücke beachtlich schloss. Dahinter aber ist sehr viel offen, und nach Woche 10 umso mehr.

Damit gilt es also, drei Wildcard-Tickets sowie das Rennen in der AFC South einzuordnen.

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  • Indianapolis Colts: Mit dem Sieg in Tennessee haben sich die Colts in eine exzellente Ausgangslage gebracht. Die Colts könnten in zwei Wochen zuhause den Titans-Sweep perfekt machen, und wären dann in der Pole Position für den Division-Titel. Auch machbare Spiele wie gegen Jacksonville und zwei Mal gegen Houston stehen noch auf dem Programm. Indianapolis hat eine hohe Base Line, dadurch, dass die Colts defensiv sehr sicher agieren, aber auch mal Spiele dominieren können, wie gegen die Titans und vereinzelt gegen die Ravens gerade zu sehen war. Und offensiv hat man nach wie vor den Eindruck, dass die Colts noch längst nicht ihr volles Potenzial aufs Feld bringen. Hier könnte sogar eine Steigerung möglich sein. Predicition: Playoff-Platz als Division-Sieger.
  • Las Vegas Raiders: Die Raiders haben sich mit den jüngsten Siegen in eine sehr gute Ausgangslage gebracht: Las Vegas steht 3-0 in der eigenen Division und 4-2 in der AFC, es ist von all den 6-3-Teams die beste Conference-Bilanz. Das könnte sich mit dem Rückspiel gegen die Chiefs in der kommenden Woche bereits ändern, doch danach ist der Schedule sehr machbar: Atlanta, die Jets, die Chargers und die Broncos warten unter anderem noch, mit zudem direkten Duellen gegen Indianapolis und Miami. Die Raiders sind gerade offensiv ein sehr unangenehmes Team und hatten zuletzt auch einige bessere Auftritte der eigenen Defense. Prediction: Playoff-Platz als Wildcard-Team.
  • Miami Dolphins: Ich hatte es Montag bereits geschrieben , die Dolphins sind ein absolut unangenehmes Team, weil sie aktuell in allen drei Mannschaftsteilen Probleme bereiten und punkten können. Return-Touchdowns, geblockte Punts, defensive Scores; das ist keine langfristig stabile Erfolgsformel, im Moment funktioniert es aber für die Dolphins und, dass die Defense dominant sein kann, steht außer Frage. Unter dem Strich sehe ich die Dolphins und ganz konkret die Offense um Tua noch nicht ganz so weit, und der Schedule ist auch hart. Buffalo, Kansas City, die Raiders, die Patriots - ich sehe Miami am Ende eher bei neun Siegen und knapp außerhalb der Postseason. Prediction: Kein Playoff-Platz.
  • Baltimore Ravens: Der Schedule sollte den Ravens helfen. Dallas, Jacksonville, die Giants und Bengals warten da unter anderem noch, allein vier Siege hier könnten schon reichen für die Wildcard und es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, dass Baltimores Defense die Ravens in diesen Spielen trägt. Die erste klare Weichenstellung ist aber bereits in der kommenden Woche gegen die Titans. Hier könnte Baltimore einen direkten Konkurrenten distanzieren, seine magere Conference-Bilanz (4-3) aufbessern und sich für den Schlussspurt in Position bringen. Prediction: Playoff-Platz als Wildcard-Team.
  • Tennessee Titans: Wirklich viel Grund für Optimismus geben die Titans aktuell nicht. Die Offense ist inkonstant, die Defense viel zu anfällig. Und trotzdem sehe ich noch ein gewisses explosives Ceiling mit diesem Team, die Offense bringt eine gewisse Erfahrung mit und die Defense wurde mit Desmond King schon jetzt merklich aufgewertet. Sehen wir irgendwann auch noch Adoree' Jackson? Das wäre auf jeden Fall hilfreich. Jacksonville, Detroit und Houston sind die Must-Wins, und dann gilt es, über die kommenden drei Wochen gegen Baltimore, Indianapolis und Cleveland die Weichen zu stellen. Hier sind zwei Siege mehr oder weniger Pflicht. Prediction: Playoff-Platz als Wildcard-Team.
  • Cleveland Browns: Wenn bei den Browns alles zusammenläuft - im wahrsten Sinne des Wortes - dann kann Cleveland absolut ins Rollen kommen. Das betrifft eben insbesondere das Run Game, und wenn die Browns Spiele auf diesem Weg kontrollieren können, können sie viele Teams ärgern. Aber wenn dieser Plan A nicht klappt, sehe ich weiter zu viele Wackler bei Baker Mayfield und zu viele mögliche Schwachstellen in der Defense, so gut Myles Garrett auch spielt. Immerhin: Mit noch ausstehenden Spielen gegen die Titans und Ravens kann Cleveland sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Jacksonville, die Giants und die Jets sind dann Pflichtsiege, will man in die Postseason. Prediction: Kein Playoff-Platz.

Prediction-Zusammenfassung: Neben den Division-Siegern Pittsburgh, Kansas City, Indianapolis und Buffalo lösen die Raiders, Baltimore und als Playoff-"Schlusslicht" Tennessee die drei Wildcard-Tickets. Browns und Dolphins verpassen die Postseason knapp.

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Simon , davey : Wie schätzt du den Trade für Jamal Adams mittlerweile ein?

Es ist generell ein hohes Risiko, derart große Ressourcen in einen individuellen Nicht-Quarterback - selbst in einen Elite-Verteidiger - zu investieren.

Es sind nicht nur die First-Round-Picks, sondern durch die Umstände eben auch die Tatsache, dass Seattle Adams mit diesem teuren Trade mehr oder weniger mit einem Blankoscheck an den Verhandlungstisch für den neuen Vertrag gesetzt hat. Wir haben die Situation gerade mit den Bears, und während Khalil Mack die Bears-Defense auf eine Art und Weise transformiert hat, von der Jamal Adams in Seattle noch ein gutes Stück entfernt ist, steht Chicago in puncto Roster-Building vor einer Herkulesaufgabe.

Die Argumentation für den Adams-Trade im Sommer war maßgeblich darauf aufgebaut, dass die Seahawks, im Gegensatz zu den Bears, definitiv einen Elite-Quarterback und damit auch ein potenziell immer geöffnetes Titelfenster haben. Adams also gewissermaßen als "finales Puzzleteil" - und schon da muss man eigentlich kritisch hinterfragen. In wie weit kann ein Safety das überhaupt sein? Kann Jamal Adams überhaupt dem hohen Preis gerecht werden, den Seattle für ihn zahlen musste?

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Schon hier tendiere ich klar zu einem Nein. Diesen Standpunkt hatte ich bereits im Sommer ausführlicher dargelegt , und das aus verschiedenen Blickwinkeln. Die im Trade aufgegebenen Draft-Ressourcen sind schlicht enorm und so verhindert Seattle, dass neues Talent nachkommt. Dazu kommt die generelle defensive Inkonstanz in der NFL, zusätzlich zu der Erkenntnis, dass Defenses deutlich mehr von der Qualität in der Breite, nicht der Qualität in der Spitze abhängig sind.

Vor allem aber: Die gesamte Argumentation damals beruhte noch auf der Annahme, dass Adams' Value in Seattle zumindest maximiert wird. Dass er der Elite-Spieler sein wird, der er 2018 und 2019 bei den Jets war und, dass er defensiv eine absolute Säule sein wird.

Bislang ist aber nicht einmal das der Fall. Und ja, das ist mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten, immerhin ist die Sample Size noch sehr klein, da Adams fast die Hälfte der bisherigen Saison verletzt verpasst hat. Aber was sich weitestgehend durchzieht, ist die Tatsache, dass Adams extrem anfällig in Coverage ist und das in einem Ausmaß, dass Offenses ihn gezielt attackieren. Er ist kein tiefer Safety, er ist vor allem rund um die Line of Scrimmage zuhause und das allein reduziert seinen sportlichen Wert.

Seine beste Rolle bisher scheint als eine Art blitzender Box-Freelancer zu sein, der wie eine Art freie Variable agiert. Das aber ist vielleicht ein gutes Paket für einige spezifische Situationen in einer Partie - aber nicht als generelle Idee, wie man sein neuestes ultra-teures Prunkstück einsetzen kann. Da muss noch deutlich mehr kommen, von beiden Seiten.

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NFC Mini Power Ranking - Nächste Head-Coach-Kandidaten

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OnLy_GB : Sind die Bucs mittlerweile tatsächlich das beste NFC-Team, nachdem sowohl die Packers, als auch die Seahawks gefühlt immer mehr abbauen?

Tampa Bay hat auf dem Papier das beste Team in der NFC, dabei bleibe ich. Aber was sie davon auf dem Platz abrufen, geht mir noch immer zu häufig zu weit davon weg und so sehe ich - sofern Drew Brees jetzt nicht länger fehlt - die Saints aktuell an der Spitze der Conference.

1. New Orleans Saints: Auch New Orleans hat einen durchaus kompletten Kader, jetzt wo offensiv endlich alle Waffen zur Verfügung stehen und gleichzeitig die Defensive Front signifikante Fortschritte über die letzten Wochen gemacht hat. Die Saints können so offensiv - mit Brees' Präzision, mit der Offensive Line, mit Alvin Kamara und den beiden Wide Receivern - Spiele komplett kontrollieren und dann defensiv die Line of Scrimmage gewinnen. Nicht die schlechteste Erfolgsformel. Allerdings macht die Brees-Verletzung die Saints eben doch zu einer Wundertüte.

2. Tampa Bay Buccaneers: Im Wissen, mich hier zu wiederholen: Tampa hat alle individuelle Qualität, die man braucht, um zu dominieren - aber in puncto Coaching zumindest auf der offensiven Seite des Balls wird dieses Potenzial einfach nicht in voller Stärke auch aufs Feld gebracht. Tampa hat so immer einen gewissen Deckel nach oben hin, und mehr Ungewissheit. Wenn mal alles zusammenläuft, sind die Bucs neben Kansas City das gefährlichste Team der Liga, weil eben auch die Defense dann mal eben ein Spiel komplett an sich reißen kann. Aber dass alles so richtig zusammenläuft, hängt eben maßgeblich davon ab, in wie weit offensiv die individuelle Klasse dominiert und in wie weit defensiv das Matchup passt. Aber die Base Line sehe ich bei den Saints aktuell eine Stufe über Tampa.

3. Green Bay Packers: Inzwischen ist relativ klar ersichtlich, was für eine Art Team die Packers sind. Ein Team mit einer äußerst wackligen Defense, ganz besonders aber nicht nur gegen den Run. Das setzt die eigene Offense Woche für Woche unter enormen Druck, und weil man Aaron Rodgers in Topform (meistens jedenfalls), eine exzellente Offensive Line und einen der absolut besten Wide Receiver der Liga in Davante Adams hat - zusätzlich zu Matt LaFleur, der als Play-Caller eine der großen positiven Überraschungen dieser Saison ist. Wenn die Offense ins Rollen kommt, ist es ein echtes Problem, allerdings sind die Packers eben insbesondere gegen gute Teams auch darauf angewiesen, dass die Offense derart rollt.

4. NFC West Team der Woche: Hier kann man wöchentlich austauschen. Die Rams sind potenziell das kompletteste Team, Arizona und Seattle haben mehr Upside, insbesondere offensiv, sind aber jeweils definitiv inkonstant. Hier stehen noch sehr viele direkte Duelle an, Arizona und die Rams etwa haben noch gar nicht gegeneinander gespielt. Diese direkten Division-Duelle werden letztlich auch den Division-Sieger bestimmen. Aktuell sehe ich, auch wenn sie auf sehr unterschiedlichen Wegen dahin kommen, Rams, Seahawks und Cardinals nahezu komplett auf Augenhöhe.

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Tino reukauf , GermanDraftNerd93 und Nimod#89 : Nach der Hälfte der Saison sollte klar sein, dass einige Head-Coach-Posten neu besetzt werden. Wer sind für dich aktuell die aussichtsreichen Kandidaten aus College und NFL?

Jede Liste in dieser Richtung wird dieses Jahr vermutlich mit Eric Bieniemy anfangen, und das zu Recht. Der Offensive Coordinator der Chiefs hätte schon letztes Jahr ein absoluter Top-Kandidat sein müssen, die Browns, Cowboys, Giants, Panthers und auch das Football Team aus Washington entschieden sich für andere Kandidaten.

Mit offensiv gut besetzten Teams wie den Falcons oder Texans, die bereits auf der Suche sind, gibt es für Bieniemy mehrere mögliche Spots und es wäre schon eine echte Überraschung, sollte der kommende Januar abermals ohne einen Head-Coach-Posten für Andy Reids rechte Hand verlaufen.

Eine Stufe hinter Bieniemy würde ich Greg Roman setzen, den Offensive Coordinator der Ravens. Die erste Frage bei Roman wird sein, ob jedes Team ihn als passenden Kandidaten für die eigene Offense sieht. Die zweite Frage wird sein, für wie anpassungsfähig Teams Roman halten, der gerade in Baltimore mit seiner Option-Offense einige ähnliche Probleme wie schon vor Jahren in San Francisco hat. In Baltimore konnte er über die vergangenen Jahre in jedem Fall von einem der besten Head Coachs der Liga lernen.

Mindestens gleichauf mit Roman, und potenziell auf der Überholspur ist Buffalos Offensive Coordinator Brian Daboll . Daboll leistet dieses Jahr bei den Bills fantastische Arbeit, nicht nur mit seinen offensiven Designs, den Game Plans und dem generellen Play-Calling, sondern vor allem dahingehend, dass er Josh Allen ideale Möglichkeiten verschafft, um sich zu entwickeln und um trotz seiner Schwachstellen gut auszusehen. Und erfolgreich einen Quarterback weiterentwickeln sowie um dessen Qualitäten herum planen, ist mit die am stärksten gesuchte Coach-Eigenschaft in der heutigen NFL.

Spannend ist die Frage, ob ein Team Todd Bowles noch eine Chance gibt. Dessen Amtszeit bei den Jets war nicht gerade vom Glück verfolgt, im direkten Vergleich mit Adam Gase aber erscheint sie schon wieder ein wenig in einem anderen Licht. Gleichzeitig hat Bowles davor in Arizona und jetzt in Tampa Bay eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was er defensiv drauf hat. Bereits gescheiterter, defensiver Head Coach - oder ein exzellenter Coordinator, der aus seiner ersten Head-Coach-Amtszeit gelernt hat? Je nachdem, wo Teams ihn hier einordnen, wird sich entscheiden, ob Bowles eine neue Chance bekommt.

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Baltimores Defensive Coordinator Don Martindale könnte ebenfalls ein spannender Kandidat sein, genau wie Greg Roman hatte auch er letztes Jahr bereits mehrere Interviews. Auch Josh McDaniels (OC Patriots) und Robert Saleh (DC 49ers) waren letztes Jahr im Rennen und könnten im kommenden Januar abermals mehrfach gehandelte Kandidaten sein. Auch Colts-DC Matt Eberflus halte ich hier für denkbar, Eberflus soll in Liga-internen Kreisen bereits seit einer Weile einen exzellenten Ruf haben, und in Indianapolis leistet er gerade exzellente Arbeit. Wer Interesse an einem Kandidaten aus der Wide-Zone-Play-Action-Schule hat, könnte zudem bei Titans-OC Arthur Smith anfragen.

Mit die größte Wildcard für mich ist Joe Brady . Nachdem er bei LSU gemeinsam mit Joe Burrow maßgeblich mitverantwortlich für eine der großartigsten Passing-Saisons im College aller Zeiten war, leistet Brady aktuell in Carolina ebenfalls großartige Arbeit und ist schon jetzt einer der spannendsten offensiven Play-Caller in der NFL.

Brady ist erst 31 Jahre alt, und auch wenn er mit den Saints, LSU und jetzt den Panthers bereits eine eindrucksvolle Coaching-Vita hat: ist er schon bereit für diesen großen Schritt? Auf der anderen Seite könnte ein Team ohne Zweifel zu dem Schluss kommen, dass man lieber jetzt das Risiko mit Brady eingeht, als sich nach einer weiteren guten Saison gegen zahlreiche Mitbewerber durchsetzen zu müssen.

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MVP-Rennen - und drei Playoff-Teams in der NFC West?

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Burton77767 : Verlässt Russell Wilson das MVP-Rennen?

"Verlässt" ist mir auch nach diesem Spiel zu hart, wenngleich natürlich unbestreitbar ist, dass die Fehler inzwischen ein alarmierend konstantes Thema sind, während die direkten Konkurrenten gerade auch in der Kategorie eben auf einem ganz anderen Level spielen.

"Direkte Konkurrenten" ist allerdings auch zu optimistisch gesagt, denn um das ganz klar zu stellen: Vor dem letzten Drittel dieser Regular Season gibt es einen glasklaren MVP-Favoriten, und das ist Patrick Mahomes. Aaron Rodgers wäre meine Nummer 2 dahinter, aber auch Rodgers hatte zuletzt einige durchwachsene Auftritte mit ungewohnten Fehlern. Mahomes zieht für mich wieder einsam an der Spitze seine Kreise.

Wilson, um die Frage abzuschließen, ist dann auf der Stufe dahinter, gemeinsam mit Rodgers, ehe man in das breitere Verfolgerfeld übergeht. Da habe ich dann Kyler Murray und auch Tom Brady ganz weit oben. Wilson in puncto Value ist noch immer in einer Ausnahmesituation, weil der Dropoff für die Seahawks so gigantisch wäre, würde man Wilson rausnehmen - auch im Vergleich mit Rodgers oder Mahomes bei ihren jeweiligen Teams.

Aber aktuell schadet Wilson eben, bei allem Value den er noch immer mitbringt, seinem Team zu häufig und selbstverschuldet. Er müsste im weiteren Saisonverlauf schon ordentlich aufholen, um im MVP-Rennen ganz oben nochmals anzugreifen

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Almigurd von Ehrenmann : Wie sicher sind die Jobs von Lynn, Pederson, Nagy und Fangio?

  • Anthony Lynn (Chargers): Bei Anthony Lynn bekomme ich mehr und mehr den Eindruck, dass er ein guter Anführer ist, auch einer, der ein Team als CEO leiten kann - aber eben keiner, der sportlich überzeugt. Das In-Game-Management ist nicht gut, das Play-Calling ist häufig nicht gut, die Anpassungen innerhalb eines Spiels vermisst man viel zu häufig. Die Chargers, das darf man hier ja nicht vergessen, waren schon im Vorjahr mit einer 5-11-Bilanz eine krasse Enttäuschung. L.A. könnte am Start eines hochspannenden Fensters stehen, wenn Justin Herbert sich weiter entwickelt und man über die nächsten Jahre um ihn herum ein Team aufbauen kann. Ich glaube nicht, dass Lynn der richtige Mann dafür ist und um das mögliche Fenster mit Herbert auch wirklich zu nutzen, müssen die Chargers diese Entscheidung über die nächsten zwei Monate treffen.
  • Doug Pederson (Eagles): In meinen Augen wackelt Pederson noch nicht, aber die Einschläge rücken näher. Über das erste Saisonviertel stand - völlig zu Recht - Carson Wentz in der Kritik, weil er einfach absolut furchtbar gespielt hat, Umstände hin oder her. Inzwischen hat Wentz sich halbwegs stabilisiert, und insbesondere das Spiel gegen die Giants war alarmierend: Den Eagles fehlt offensiv einfach zu häufig ein klar erkennbarer Plan, die "einfachen" Plays, die klar definierten Matchups, der sichtbare Versuch, spezifische Schwachstellen beim Gegner zu attackieren. Ich sehe Pederson auch 2021 weiter im Amt, aber wenn die Saison so weiter läuft, reden wir im Vorfeld der kommenden Spielzeit über einen Head Coach unter Zugzwang.
  • Matt Nagy (Bears): Nagy sollte wackeln, und dass er jetzt die offensive Play-Caller-Verantwortung abgegeben hat, spricht einerseits für ihn, andererseits unterstreicht es aber irgendwo auch, dass er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Für mich muss er angezählt sein, für mich aber müsste Chicago generell über einen ernsthaft groß angelegten Rebuild nachdenken . Nur ist es schlicht unwahrscheinlich, dass das passiert, da in dem Fall Nagy und auch GM Ryan Pace selbst vermutlich den Aufschwung-Part dieses Umbruchs nicht mehr in Chicago erleben würden. Also ja, Nagys Stuhl sollte im Kontext der Gesamtsituation aber eben auch was die Weiterentwicklung seiner Offense angeht wackeln - realistisch denke ich, dass er diese Saison noch nicht zittern muss.
  • Vic Fangio (Broncos): Für mich der sicherste Kandidat in dieser Gruppe. Weil Denvers Defense trotz teilweise gravierender Ausfälle dieses Team in so vielen Spielen im Rennen gehalten hat und Fangio zumindest von außen betrachtet wie ein guter Head Coach wirkt, der sich anpassen und selbst hinterfragen kann. Sollte Drew Lock eben nicht die Antwort sein, gehe ich davon aus, dass Fangio noch ein "Quarterback-Fenster" bekommt. Allein auch aufgrund der Tatsache, dass John Elway sich nicht noch angreifbarer machen kann, indem er den Head Coach abermals feuert. Aber unabhängig davon hat Fangio diese Chance in meinen Augen verdient.

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JaCKDaNiiELs : Werden wir drei Teams aus der NFC West in den Playoffs sehen?

Das ist mein klarer Tipp, ja. Die große Gefahr für die NFC West ist, dass sich die Teams im weiteren Saisonverlauf gegenseitig noch einige Siege in den direkten Duellen wegnehmen - aber selbst damit im Hinterkopf sehe ich einfach keine echte Konkurrenz.

Die NFC South wird zwei Teams in die Postseason schicken, womit zwei Wildcard-Tickets noch bleiben. Über die NFC East müssen wir dabei nicht reden, und im Norden halte ich Chicago für graues Mittelmaß, auch wenn der Schedule für die Bears (unter anderem geht es noch gegen Houston, Detroit und Jacksonville) durchaus machbar ist.

Sofern wir nicht noch einen irrsinnigen Nick-Foles-Run erleben, schätze ich Chicago letztlich dennoch als 8-8- oder maximal 9-7-Team ein, und das wird am Ende nicht reichen.