1. Wie passt Dennis Schröder zu den Lakers?

Dennis Schröder wird in der kommenden Saison an der Seite von LeBron James spielen. Noch ist der Trade nicht durch, aber laut übereinstimmenden Medienberichten aus den USA haben sich die Lakers und die Oklahoma City Thunder auf einen Trade des deutschen Nationalspielers geeinigt. Im Gegenzug erhält OKC Danny Green und den 28. Pick des anstehenden Drafts.

Diesen Pick werden die Lakers allerdings noch selbst durchführen, da sie bereits ihren Erstrundenpick 2021 nach New Orleans getradet haben und es nicht möglich ist, zwei First Rounder in aufeinanderfolgenden Jahren zu traden. Somit wird es noch ein paar Tage dauern, bis der Trade endgültig offiziell gemacht werden kann.

Der Grundgedanke für die Lakers, diesen Trade zu machen, ist simpel. Schröder wird mit seiner Ankunft der drittbeste Scorer hinter LeBron James und Anthony Davis ( wenn dieser einen neuen Vertrag unterschreibt ) sein. Der deutsche Nationalspieler soll kontantes Scoring von der Bank bringen, mit durchschnittlich fast 19 Punkten pro Spiel deutete Schröder dies für die Thunder in der vergangenen Saison an.

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Dennis Schröder: Die neue dritte Option

Bei den Lakers sollte diese Rolle eigentlich Kyle Kuzma übernehmen, doch der 25-Jährige war im vergangenen Jahr nicht konstant genug, um wirklich die dritte Option sein zu können. In Schröder haben die Lakers das gefunden. Nicht nur ist der Braunschweiger ein guter Scorer, sondern kann LeBron im Spielaufbau entlasten und gleichzeitig offene Dreier treffen.

In der vergangenen Saison traf Schröder über 40 Prozent seiner Spot-Up-Dreier, was einen elitären Wert darstellt. Die Frage wird sein, ob Schröder dieses Niveau auch tatsächlich bestätigen kann. Übrigens: Schröder verwandelte in 2019/20 125 Dreier für OKC, bei den Lakers traf nur LeBron mehr.

Gleichzeitig hilft Schröder auch beim Attackieren des Korbes, der Spezialität des früheren Nr.17-Picks. L.A. ging trotz des Titels bisweilen die Dynamik ab, vor allem den Rollenspielern, mit Schröder sollte das behoben sein. Problematisch könnte es jedoch defensiv werden. Bei aller Kritik an Green war dieser über die kompletten Playoffs ein wichtiger Faktor am hinteren Ende des Feldes.

Mit 33 Jahren war er zwar kein Stopper mehr, aber eben ein solider Spieler, der es auch den Stars schwer machen kann. Schröder ist dies nicht, auch wenn seine Saison defensiv die beste seit Jahren für ihn war. Im Prinzip erscheint eine Rolle wie in OKC realistisch. Da war DS17 kein Starter, dafür stand er fast immer in der Crunchtime auf dem Feld und hatte den Ball oft in der Hand. So werden auch die Lakers ihn nutzen wollen.

2. Wie geht es mit Rajon Rondo weiter?

Der Trade für Schröder kann auch als Versicherung gegen einen möglichen Abgang von Rajon Rondo gedeutet werden. Der 34-Jährige wird seine Spieler-Option in Höhe von 2,6 Millionen Dollar nicht ziehen und will nach guten Playoffs sicherlich noch einmal bezahlt werden.

Marc Stein von der New York Times berichtete nach dem Schröder-Trade, dass man bei den Lakers davon ausgehe, dass Rondo das Team in der Free Agency verlassen werde. Brad Turner ( L.A. Times ) brachte vor einigen Wochen das Interesse der Clippers auf , im Zuge des Schröder-Trades verwies er auch auf die Atlanta Hawks als mögliche Rondo-Destination.

Inwieweit die Lakers Rondo vermissen werden, ist schwer einzuschätzen. Während der Regular Season war der Veteran kaum ein Faktor und gar Zankapfel unter den Fans, in den Playoffs spielte er nach einer Handverletzung plötzlich wieder groß auf und erinnerte an den Rondo, der bei den Boston Celtics in der Big-Three-Ära für Furore gesorgt hatte.

Im Gegensatz zu Schröder ist der 34-Jährige kein klassischer Scorer, dafür aber ein Floor General der alten Schule, der es wie kaum ein anderer verstand, seine Mitspieler um sich herum besser zu machen.

Dem zweifachen Champion bleiben nun zwei Optionen. Entweder schließt er sich einem anderen Contender an, um im Spätherbst seiner Karriere einen weiteren Ring abzustauben oder er wählt das Geld, welches zum Beispiel Atlanta anbieten könnte, und fungiert als Mentor/Coach für einen Youngster wie Trae Young. Nicht wenige sehen in Rondo einen künftigen Coach, so könnte er zumindest einmal Werbung für sich machen.

3. Werden die Lakers Dennis Schröder langfristig halten?

Als Basis hier einmal die Zahlen von Schröders Vertrag. Am 26. Oktober 2016 unterschrieb der Nationalspieler damals eine vorzeitige Vertragsverlängerung in Atlanta über vier Jahre und 70 Millionen Dollar. Dieser Vertrag hat noch immer Bestand, in dieser Saison wird Schröder noch einmal 15,5 Millionen Dollar kassieren, bevor er erstmals in seiner NBA-Karriere auf den freien Markt kommen wird.

Was Schröders Wert betrifft, wird man abwarten müssen, ob der Braunschweiger seine starke Saison replizieren kann, als er nur knapp nicht den Award für den besten sechsten Mann der Spielzeit gewann. Für Schröders Reputation war dies enorm hilfreich, auch weil er in seiner Rolle als Scorer von der Bank aufblühte.

Mit dann knapp 28 Jahren wird Schröder in seiner Blüte stehen, vielleicht auch langfristig bei den Lakers. Das Kalkül hinter dem Trade ist nicht nur kurzfristig. Die Lakers besitzen nun die sogenannten Bird Rights an Schröder und können bei einer Verlängerung über den Cap gehen, ein nicht zu unterschätzender Umstand.

Es wird sich zeigen, was Schröder dann wichtig ist. Er wurde in der Vergangenheit nicht müde zu betonen, wie wichtig ihm Gewinnen sei, auch das war ein Grund für sein etwas unrühmliches Ende in Atlanta. Nun wird er beim amtierenden Champion spielen. Eine bessere sportliche Situation wird er nicht bekommen. Überzeugt Schröder, dürfte er sich 2021 sein Team aussuchen können.

4. Welche Baustellen haben die Lakers noch in der Offseason?

Durch den Abgang von Green dürfte nun, nach einer Verlängerung von Davis, die Flügel-Position Priorität besitzen. Kentavious Caldwell-Pope dürfte dabei zur Schlüsselfigur werden. Ihn müssen die Lakers unbedingt halten, um kein allzu großes Loch entstehen zu lassen. Das wiederum dürfte KCPs Kassen einmal mehr klingen lassen.

Stand jetzt stehen für die Forward-Positionen nur James, Kuzma sowie Youngster Talen Horton-Tucker zur Verfügung. Selbst mit einer KCP-Verlängerung werden die Lakers noch einmal nachladen müssen. Womöglich warten einige Kandidaten bereits, unter anderem wird Wesley Matthews von den Milwaukee Bucks gehandelt, der seine Spieler-Option für die kommende Spielzeit nicht wahrnehmen wird.

Sicherlich gibt es genug Spieler, die gerne an der Seite von LeBron und Davis um die Meisterschaft spielen würden, vermutlich auch zum Discount-Preis. Ansonsten stehen mit Alex Caruso und möglicherweise Avery Bradley (Spieler-Option über 5 Mio.) ein paar solide Alternativen im eigenen Kader.

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Viel mehr bietet der Kader für den Moment aber nicht. Sollten Bradley und JaVale McGee ihre Optionen ziehen, stehen lediglich acht Spieler im Kader. Davis wäre Nummer neun, wodurch die Lakers bereits bei gut 111 Millionen Dollar stehen würden und immer noch sechs Kaderplätze besetzen müssten. Dieses Team könnte also sehr schnell sehr teuer werden, wobei die Mid-Level Exception (9,3 Mio.) nun das wertvollste Tool ist.

Durch den Trade von Green haben die Lakers keinen Vertrag zwischen 10 und 20 Millionen, der als Trade-Chip genutzt werden kann, auch der 28. Pick war das Letzte, was L.A. nach OKC traden konnte. So dürfte der Kader wieder vermehrt mit Minimumspielern aufgefüllt werden, das taten die Lakers auch im vergangenen Jahr und hatten damit durchaus Erfolg. Der Schröder-Trade hat an der Ausgangslage nicht viel verändert, dafür aber die Parameter bzw. die Bedürfnisse der Lakers etwas verschoben.

5. Was bedeutet der Trade für die Oklahoma City Thunder?

Die Thunder werden durch diesen Trade zwar (auf dem Papier) schlechter, doch stören wird es innerhalb des Teams wohl niemanden. Stattdessen angeln sich die Thunder mal wieder einen Erstrundenpick und das mit einem Spieler, der ein gutes Stück von einem All-Star Game entfernt ist. Das klingt nicht nur nach einem guten Deal, das ist auch einer.

Danny Green ist ein netter Bonus für OKC. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass die Thunder ihn halten wollen, wäre Green für den Flügel sogar so etwas wie eine Optimallösung und der erste Thunder-Forward seit dem Umzug aus Seattle, der das Prädikat 3-and-D-Spezialist tatsächlich auch einmal verdient.

An der Seite von Chris Paul und Shai Gilgeous-Alexander wäre er eine sinnvolle Ergänzung. Realistischer ist jedoch, dass OKC Green früher oder später zu einem Contender weiterreichen und damit eine weitere Chance haben wird, einen Pick zu holen. Wir haben nachgezählt, zwischen den Drafts 2020 und 2026 dürfen die Thunder nun unfassbare 16-mal in der ersten Runde ziehen.

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Oklahoma City: Chris Paul ist wohl der Nächste

Mit diesen Anhängseln und vor allem SGA soll das Team der Zukunft aufgebaut werden. Im Moment haben die Thunder in Gilgeous-Alexander, Hamidou Diallo, Luguentz Dort oder Darius Bazley nur wenige junge Spieler, durch die Picks soll das Team Stück für Stück ergänzt werden.

Gleichzeitig dürften die Thunder auch noch einige Veteranen abstoßen, womöglich sogar in den kommenden Tagen. Chris Paul soll wohl Gespräche mit den Phoenix Suns wegen eines Trades führen (dazu sind sicher auch andere Teams interessiert), Danilo Gallinari ist Free Agent und wird nicht nach OKC zurückkehren. Ähnlich wie Schröder geht auch Center Steven Adams in sein letztes Vertragsjahr, der Neuseeländer ist ebenso seit Monaten in Trade-Gerüchten.

Der Schröder-Trade könnte also nur der Anfang eines Frühjahresputzes in Oklahoma City sein. Auch wenn es sich wie eine gebrochene Schallplatte anhört, sind die Thunder mit all diesen Picks bestens auf die Zukunft vorbereitet und gehen freiwillig in den Rebuild, während gefühlt alle anderen Teams im Westen nach den Playoffs greifen.