"Wenn man die Geschichte des Spiels sieht, haben wir gegen extrem viele Widerstände kämpfen müssen. Der zweite Elfmeter war aus meiner Sicht überhaupt keiner. Da hätte ich mir schon gewünscht, dass sie das mit dem Videoassistenten zusammen korrigiert hätten", sagte Schalkes Trainer Manuel Baum nach dem Abpfiff.

Sportvorstand Jochen Schneider platzte nach dem Spiel der Kragen und fragte sich, was da in Köln in dem Moment los ist": "Wir fühlen uns benachteiligt. Ich weiß nicht, was da in Köln im Moment los ist."

Mainz 05 - Schalke 04: Die Analyse

Insgesamt acht Änderungen in der Startelf nahm Trainer Baum bei Schalke 04 im Vergleich zum Pokalsieg am Donnerstag gegen Schweinfurt vor, unter anderem gab Kabak sein Comeback nach abgesessener Sperre (5 Spiele). Lediglich Ludewig, Nastasic und Schöpf blieben in der Schalker Anfangsformation. Kurzfristiger Erfolg wollte sich jedoch nicht einstellen, ganz im Gegenteil.

Schalke, wie gewohnt mit einer Dreierkette agierend, verschlief die Anfangsminuten und so folgte schon nach fünf Minuten die nächste kalte Dusche. Nastasic hatte Burkhardt elfmeterreif gefoult, der VAR griff ein und Brosinski besorgte vom Punkt die frühe Führung der Rheinhessen.

Es war der dringend benötigte Weckruf für die Königsblauen, die fortan klar den Ton angaben und besonders durch schnelle tiefe Bälle auf die Doppelspitze Paciencia und Uth zu zwei bis drei klaren Torchancen kamen. Diese vergaben die Knappen jedoch teils fahrlässig und im Falle von Uth in der 22. Minute sogar kläglich.

Einen Querpass vom wunderbar von Nastasic in Szene gesetzten Paciencia hätte er nur noch einschieben müssen, trat jedoch über den Ball. Mainz, das sich im 4-2-3-1-System formierte, verlegte sich mit der Führung im Rücken darauf, über Konter Nadelstiche zu setzen.

Einen daraus resultierenden harten Abschluss von Fernandes entschärfte Rönnow, der den Vorzug vor dem im Pokal so überzeugenden Fährmann erhalten hatte, sicher (23.). Schalke spielte es jedoch auch danach nicht schlecht und überraschte durchaus mit einer guten Breite im eigenen Spiel, überlegten Seitenverlagerungen und ansehnlichen Kombinationen aus der eigenen Defensive heraus.

Eine solche über Kabak, Harit und Paciencia führte zu einem Freistoß aus 16 Metern, den der zuvor noch so unglückliche Uth traumhaft in den Winkel schlenzte. Der verdiente Ausgleich! Doch was sich S04 spielerisch durchaus ansehnlich aufbaute, machten sich die Knappen selbst wieder kaputt.

Schalke-Coach Baum platzt der Kragen: "Das ist unglaublich!"

Burkhart steckte kurz vor der Pause auf Mateta durch, den Kabak im Laufduell fällte. Wieder Elfmeter und wieder drin (45.). S04-Trainer Baum tobte anschließend an der Seitenlinie - und das nicht zu Unrecht. Vor dem Kontakt von Kabak an Mateta hatte der Mainzer Angreifer die Hand im Gesicht des S04-Innenverteidigers. "Das ist unglaublich. Das ist so einseitig. Einseitig!", rief er Schiedsrichter Ittrich ständig zu, der anschließend die Gelbe Karte zückte.

Kurz vor der Pause bewahrte Rönnow mit einer Riesenparade gegen Mateta Schalke in diesem aufregenden Kellerduell vor dem vorzeitigen K.o.. Die Serie der Rückschläge für die Königsblauen ging jedoch auch nach der Pause weiter: Den vermeintlichen Ausgleich durch Kabak kurz nach Wiederbeginn revidierte der VAR richtigerweise. Der Innenverteidiger hatte vor seinem Abstauber den Ball unabsichtlich mit der Hand gestoppt (50.).

Nachdem Rönnow die Schalker gegen Burkhardt im Eins-gegen-eins erneut vor dem 1:3 bewahrte, machte Baum endgültig auf. Raman und Skrzybski kamen für Ludewig und Harit, Ibisevic kam für den starken Kabak. Schalke suchte die Tiefe über die beiden schnellen Joker, kam jedoch nicht mehr entscheiden durch. Am Ende waren es ein von Schalke erzwungenes Eigentor von St. Juste und die starke Leistung von Rönnow, das Schalke vor einer bitteren Pleite bewahrte.

Mainz 05 - Schalke 04: Die Aufstellungen

  • Mainz 05: Zentner - St. Juste , Kilian , Niakhate , Brosinski (46. Öztunali) - Barreiro (79. Kunde) , Latza , Burkardt (66. Onisiwo) , Fernandes , Boetius - Mateta (79. Ji)
  • Schalke 04: Rönnow - Kabak (81. Ibisevic) , Sane , Nastasic - Ludewig (71. Skrzybski) , Oczipka , Mascarell , Schöpf (63. Bozdogan) , Harit (71. Raman) - Paciencia , Uth

Die Daten des Spiels 1. FSV Mainz 05 gegen FC Schalke 04

  • Tore: 1:0 Brosinski (FE/6.), 1:1 Uth (36.), 2:1 Mateta (FE/45.), 2:2 St. Juste (ET, 82.)
  • Mateta erzielte in dieser Saison vier Bundesliga-Tore, der Rest des Mainzer Kaders kommt auf deren drei (Onisiwo, Quaison und Brosinski).
  • Mark Uth erzielte vier seiner letzten fünf Tore aus der Distanz (zwei direkte Freistosstore, zwei Weitschüsse aus dem Spiel) - dazwischen ein Elfmetertreffer.
  • Schalke trifft erstmals seit dem letzten Sieg (2:0 gegen Gladbach am 17. Januar) in einem BL-Spiel doppelt!
  • Mit Schalke (22) und Mainz (20) haben erstmals in der Bundesliga seit 1976/77 zwei Teams in den ersten 7 Partien einer Spielzeit 20 oder mehr Gegentore kassiert. Damals der Fall bei Rot-Weiss Essen (20 Gegentore) und Tennis Borussia Berlin (30 - BL-Negativrekord nach 7 Spielen).
  • Die zweitlängste Sieglosserie der Bundesliga-Geschichte ist bei 23 Spielen angelangt. Der FC Schalke 04 holte in diesen 23 Spielen nur 9 von möglichen 69 Punkten (9 Remis, 16 Niederlagen).

Der Star des Spiels: Frederik Rönnow (Schalke 04)

Obwohl Ralf Fährmann im Pokal gegen Schweinfurt glänzend hielt, bekam Rönnow von Baum in der Liga abermals das Vertrauen - und zahlte das mit einer ganz starken Leistung zurück. Beim Stand von 1:2 aus Schalker Sicht war er es, der gegen Mateta kurz vor der Pause eine Weltklasseparade zeigte und Schalke so vor dem vorzeitigen K.o. in diesem Kellerduell bewahrte, auch nach der Pause rettete er in höchster Not gegen Burkhardt. Parierte insgesamt fünfmal und hatte auch bei hohen Bällen in den Sechzehner alles im Griff. Ein bockstarker Auftritt des Schalker Schlussmannes.

Der Flop des Spiels: Moussa Niakhate (Mainz 05)

Kam mit Paciencia ein ums andere Mal überhaupt nicht zurecht und verlor einige wichtige Laufduelle gegen den Portugiesen. Im Glück, als Gegenspieler Kabak der Ball vor dem vermeintlichen 2:2 an die Hand sprang. Hatte außerdem Dusel, dass ein Zweikampf von ihm gegen Paciencia im eigenen Sechzehner von Schiedsrichter Ittrich weder geahndet noch vom VAR kontrolliert wurde. Kein gutes Spiel des Mainzer Verteidigers.

Der Schiedsrichter: Patrick Ittrich

Hatte gleich in der Anfangsphase eine kritische Entscheidung zu treffen: Zunächst verweigerte er Mainz einen Foulelfmeter nach einem Tritt von Nastasic gegen Burkhardt, wurde jedoch vom VAR noch einmal gebeten, sich die Szene anzuschauen und entschied sich richtigerweise um. Den zweiten Mainzer Elfmeter nach Laufduell zwischen Kabak und Mateta pfiff er sofort, eine durchaus vertretbare Entscheidung, allerdings hatte Mateta zuvor die Hand im Gesicht von Kabak. Daher hätte die Szene eigentlich anders bewertet werden müssen - als Freistoß für Schalke. Den vermeintlichen Schalker Ausgleich von Kabak gab er, wurde jedoch abermals vom VAR überstimmt. Ittrich hatte ein Handspiel des Innenverteidigers übersehen. In der Schlussphase sorgte ein Zweikampf zwischen Niakhate und Paciencia im Mainzer Strafraum für Aufsehen, Ittrich pfiff nicht und schaute sich die Szene auch nicht nochmal an. Eine weitere Fehlentscheidung des Unparteiischen, der einen schlechten Tag erwischt hatte.