Gleich die erste Offensivaktion der Dortmunder nutzte Hazard zum Tor und zog den zu Beginn frech agierenden Brüggern den Zahn. Auch Haaland war bei seinen beiden Treffern mal wieder gnadenlos effektiv. Aus sechs Torschüssen in der ersten Halbzeit machte der BVB drei Treffer.

Das genügte zum zweiten Saisonsieg in der Champions League im dritten Spiel und zur Eroberung der Tabellenführung in der Gruppe F. Das dürfte dem BVB wenige Tage vor dem Bundesliga-Gipfel gegen Bayern München ein gutes Gefühl geben. Auch, weil die zentrale Achse aus dem sehr starken Aushilfsverteidiger Witsel, Dahoud und Haaland funktionierte, Thomas Meunier langsam beim BVB anzukommen scheint - und Trainer Favre mit seinen Personalentscheidungen richtig lag.

"Es war eine Intuition, heute zu viert hinten zu spielen und Axel Witsel neben Akanji zu stellen. Axel hat sehr clever gespielt. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung", sagte Favre bei Sky hinterher. Die Mannschaft habe "sofort gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Die erste Halbzeit war gut, wir haben das gut gemacht", sagte Favre.

"Das Wichtigste heute war, dass wir hinten die Null gehalten haben. Vorne haben wir die Qualität, die Tore zu schießen. Das Spiel war sehr früh klar durch die Tore, die zweite Halbzeit war nicht mehr ganz so spektakulär, aber wir haben die Null hinten gehalten", sagte Manuel Akanji. Für den BVB war es bereits das siebte Spiel in dieser Saison ohne Gegentor.

"Die ganze Mannschaft verteidigt sehr gut. Im neuen System mit der Viererkette fühlen wir uns sehr wohl. Manchmal reicht ein kleiner Wechsel, dass es gleich besser läuft", sagte Akanji, der seinen Nebenmann Witsel lobte: "Axel hat einen sehr guten Job gemacht neben mir, er hat viele Zweikämpfe gewonnen, wusste, wo er stehen musste, ich musste ihm nicht sehr helfen."

Club Brügge - BVB: Die Analyse

Nach dem Ausfall von Mats Hummels - der Abwehrchef laboriert an einer Muskelverletzung, will aber am Samstag im Bundesliga-Gipfelspiel gegen die Bayern wieder dabei sein - setzte Trainer Lucien Favre auf eine Viererkette. Axel Witsel, nominell defensiver Mittelfeldspieler, verteidigte im Abwehrzentrum neben Manuel Akanji, den aktuell letzten gesunden Innenverteidiger im Kader.

Eine gute Wahl Favres, Witsel verteidigte in der ersten Halbzeit alles weg, was es zu verteidigen gab, Akanji glänzte mit zwei ebenso starken wie wichtigen Grätschen und vereitelte so gute Brügger Gelegenheiten schon ehe sie gefährlich wurden.

Überhaupt bewies Favre in Brügge ein goldenes Händchen. Auf den Außenpositionen in der Viererkette setzte der Schweizer auf den früher auch mal in Brügge aktiven Thomas Meunier, der die Vorlage zum 2:0 gab, und auf den gewohnt druckmachenden Raphael Guerreiro. Das zentrale defensive Mittelfeld besetzten Thomas Delaney und Mo Dahoud, die beide glänzend aufgelegt waren.

Und in der Sturmspitze spielte der unvermeidliche Haaland, der schon in der ersten Halbzeit seine Champions-League-Treffer 13 und 14 im elften Spiel machte. Haaland baute damit seine eigene Rekordmarke weiter aus.

Doch so klar wie die Angelegenheit auf dem Papier aussah, war sie zunächst nicht. Der BVB zwar von Beginn an mit den höheren Spielanteilen, doch Brügge agierte überaus frech. Aus einer 4-1-4-1-Grundordnung heraus machten die Belgier das Spiel schnell und lang, immer wieder spielten sie in die Schnittstelle der BVB-Abwehr und suchten Vanaken, Vomer und vor allem Diatta.

Dennis agierte ganz vorne als Brecher. Vor allem bei Hereingaben wirkte die BVB-Abwehr alles andere als sattelfest. In der 10. Minute erreichte Clinton Mata mit dem Kopf fast das Tor. Aber der BVB ging mit seiner ersten Toraktion in Führung: Delaney flankte genau in die Mitte, Meunier verpasste zwar, aber Hazard traf in der 14. Minute.

Der BVB profitierte dabei auch von der Indisponiertheit des belgischen Keepers Simon Mignolet, der bei Delaneys Flanke durch den Strafraum irrte und nur mit einer Hand an den Ball kam, so dass der erst richtig gefährlich wurde.

Keine vier Minuten später stellte Haaland mit seinem dritten Tor in dieser Champions-League-Saison aus kurzer Distanz im Nachsetzen auf 2:0. Witsel hatte Delaneys präzisen Eckball verlängert. Wieder sah Mignolet nicht ganz glücklich aus, als er Haalands ersten Versuch aus kurzer Distanz nur genau wieder auf den Norweger prallen lassen konnte.

Doch Brügge blieb gefährlich, in der 23. Minute musste Roman Bürki sich sehr lang machen, um Vormers Schlenzer von der rechten Seite die Gefährlichkeit zu nehmen. Nach einer halben Stunde musste dann Akanji als letzter Mann mit einer Monstergrätsche einen Brügger Konter vereiteln, im Gegenzug stellte Haaland nach einem tollen öffnenden Ball von Dahoud und einer präzisen Weitergabe von Thomas Meunier souverän auf 3:0.

Dortmund nahm danach den Druck heraus, auch nach der Pause spielte der BVB mit recht geringer Intensität. Brügge konnte das aber nicht richtig für sich nutzen. Auch weil Dennis Schuss in der 55. Minute von Bürki abgewehrt werden konnte; Meunier hatte zuvor mehrere Male darauf verzichtet, den Stürmer aggressiv zu attackieren.

Der BVB nahm zwar auch danach nicht den Schongang raus und überließ Brügge weiter mehr Spielanteile, verteidigte aber etwas umsichtiger. Nach 70 Minuten nahm Brügge mit Vormer einen Offensiven runter und brachte den defensiv orientierten Balanta. Die Belgier schienen sich mit dem Ergebnis zufriedenzugeben.

Club Brügge - BVB: Die Aufstellungen

  • Club Brügge: Mignolet - Clinton, Kossounou, Deli, Sobol - Rits - Lang (76. fr Ketelaere), Vormer (70. Balanta), Vanaken (Schrijvers), Diatta - Dennis (85. Krmencik)
  • Borussia Dortmund: Bürki - Meunier (74. Morey), Witsel, Akanji, Guerreiro - Dahoud, Delaney (72.Bellingham) - Hazard, Brandt (72. Reus), Reyna (77. Passlack) - Haaland (84. Reinier)

Club Brügge - BVB: Die Daten des Spiels

Tore: 0:1 Hazard (14.), 0:2 Haaland (18.), 0:3 Haaland (32.)

  • Erstmals seit neun Spielen und dem Pokalspiel in Duisburg erzielte der BVB ein Tor innerhalb der ersten halben Stunde.
  • In seinen ersten elf CL-Spielen erzielte Haaland 14 Tore - mehr als je irgendein Spieler vor ihm. Bisher hielten Roberto Firmino, Sadio Mane und Adriano den Rekord mit 10 Toren in ihren ersten elf Einsätzen.
  • Dortmund blieb wettbewerbsübergreifend in sechs der letzten sieben Spiele ohne Gegentor (das 1-3 bei Lazio als Ausnahme). Das war das vierte Pflichtspiel in Folge ohne Gegentreffer, was der BVB letztmals zu Beginn der Saison 2017/18 unter Peter Bosz geschafft hatte.
  • In allen acht Spielzeiten, in denen die Dortmunder zur Halbzeit der Gruppenphase sechs oder mehr Punkte gesammelt hatten, zogen die Schwarz-Gelben auch in die nächste Runde ein.
  • Auch im 21. Anlauf kann ein belgisches Team in der Champions League nicht gegen einen Klub aus Deutschland gewinnen.

Der Star des Spiels: Erling Haaland (Borussia Dortmund)

Wenn es diesen Torjäger nicht gäbe, hätte an dieser Stelle getrost auch Mo Dahoud stehen können. Oder Manuel Akanji oder Thomas Delaney. Doch Erling Haaland überstrahlte in einer grundsolide agierenden Dortmunder Mannschaft mal wieder alle. 14 Champions-League-Tore in seinen ersten elf Spielen in der Königsklasse schaffte vor ihm keiner. Ronaldo Nazario und Adriano etwa schafften in ihrer ganzen Karriere nicht mehr.

Der Flop des Spiels: Simon Mignolet (Club Brügge)

Bis 2019 gehörte Mignolet dem Kader des FC Liverpool an - und lieferte sich einen erbitterten Zweikampf ums Tor mit Loris Karius. In Brügge ist der Belgier unumstritten. Beim ersten Gegentor sah er aber sehr unglücklich aus, beim zweiten auch noch ein bisschen.

Der Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien)

Der Final-Schiedsrichter von 2019 erlebte einen sehr kurzen Abend in Brügge. Nach 12 Minuten ließ sich Skomina auswechseln. Offenbar hatte er sich einen Muskelfaserriss zugezogen. Dragoslav Peric, eigentlich als Vierter Offizieller eingeteilt, übernahm. Er pfiff, was er pfeifen musste und ließ laufen, was er laufen lassen konnte. Die beiden Mannschaften machten es ihm aber auch recht leicht.