"Wir hatten gute Phasen und schlechte Phasen, auch in der zweiten Halbzeit. Am Ende haben wir aber noch mal eine ganze Schippe draufgelegt und dann letztlich auch verdient gewonnen," sagte Jerome Boateng, dessen Tor zum 3:2 den Salzburger Widerstand gebrochen hatte. Leroy Sane sagte: "Wir haben uns schwerer getan, als das Ergebnis aussagt."

Bayern-Trainer Hansi Flick sah "für den neutralen Zuschauer mit Sicherheit ein Top-Spiel, für die Trainer nicht ganz so top". Zwar höre sich das Ergebnis "sehr klar an, war es aber nicht. Wir haben zum Schluss unsere Stärke gezeigt. Ich bin mit der Mentalität meiner Mannschaft sehr zufrieden."

Mit einem Sieg im Rückspiel gegen Salzburg Ende November kann der FC Bayern den Einzug ins Achtelfinale vorzeitig perfekt machen. Am Samstag (18.30 Uhr) kommt es zum Bundesligaspitzenspiel bei Borussia Dortmund.

FC Salzburg - FC Bayern München: Die Analyse

Flick änderte seine Startelf im Vergleich zum 2:1-Sieg in Köln auf fünf Positionen. Verzichten musste er auf den an Corona erkrankten Süle und die verletzten Davies und Goretzka, zurück kehrten unter anderem die zuletzt geschonten Lewandowski und Alaba.

Zwei Tage nach dem vom FC Bayern öffentlich zurückgezogenen Vertragsangebot an Alaba präsentierte er sich genau wie seine Verteidiger-Kollegen in der Anfangsphase unsicher und etwas überrascht von Salzburgs mutiger Spielweise. Die Gäste begannen ohne den verletzten Topstürmer Daka in einem zentrumslastigen 4-3-2-1-System druckvoll und gingen durch Berisha früh in Führung (4.).

Anschließend entwickelte sich ein zwar fehlerhaftes aber unterhaltsames Spiel mit etlichen Strafraumszenen auf beiden Seiten - die besseren Chancen hatte dabei der FC Bayern. Hernandez wurde ein von Schiedsrichter Makkelie zunächst gegebener Elfmeter letztlich zu Recht verwehrt (11.); zehn Minuten später holte Müller einen tatsächlichen heraus, den Lewandowski verwandelte. Zwischendurch erzielte Gnabry ein Tor, das wegen Abseits aber zurecht nicht gegeben wurde (15.).

Der FC Bayern kam immer wieder durch tief in der gegnerischen Hälfte erzwungene Ballgewinne zu Chancen, bei Salzburg war der umtriebige Szoboszlai mit seinen präzisen Flanken ein steter Gefahrenherd. Mit zunehmender Spieldauer stellten sich die beiden Mannschaften besser aufeinander ein, die Dichte an Chancen nahm bis zur Halbzeit ab.

Kurz vor der Pause lenkte Kristensen eine Müller-Flanke aber doch noch zum 2:1 ins Tor (45.). Der Treffer war jedoch äußerst umstritten, da Lewandowski im Vorfeld wohl knapp im Abseits stand.

Die zweite Halbzeit begann wie die erste: Salzburg griff druckvoll an, die Defensive des FC Bayern zeigte sich unsicher. Neuer drehte einen Mwepu-Schuss gerade noch um den Pfosten (46.). Bald übernahm der FC Bayern aber wieder die Kontrolle über das Spielgeschehen und erspielte sich einige gute Chancen auf das 3:1, die besten vergaben Gnabry und Coman.

Der wenige Sekunden davor eingewechselte Okugawa bestrafte den Chancenwucher und erzielte in der 66. den Ausgleich - doch dann drehte der FC Bayern auf. Flick wechselte Sane ein, ehe Boateng (79.), Sane selbst (83.), Lewandowski (88.) und Hernandez (90.+2) mit einem späten Viererpack für das deutliche Endergebnis von 6:2 sorgten.

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FC Salzburg - FC Bayern München: Die Aufstellungen

Salzburg: Stankovic - Kristensen, Andre Ramalho, Wöber, Ulmer - Camara, Junuzovic (65. Okugawa) - Mwepu, Szoboszlai - Berisha (76. Onguene), Koita (65. Okafor).

FC Bayern: Neuer - Pavard (74. Sarr), Jerome Boateng, Alaba, Hernandez - Kimmich, Tolisso (74. Martinez) - Gnabry (90.+1 Douglas Costa), Thomas Müller (90.+1 Musiala), Coman (75. Leroy Sane) - Lewandowski.

FC Salzburg - FC Bayern München: Die Daten des Spiels

Tore: 1:0 Berisha (4.), 1:1 Lewandowski (21. Foulelfmeter), 1:2 Kristensen (45., Eigentor), 2:2 Okugawa (66.), 2:3 Boateng (79.), 2:4 Sane (83.), 2:5 Lewandowski (88.), 2:6 Hernandez (90.+2)

  • Thomas Müller absolvierte sein 547. Pflichtspiel für den FC Bayern und zog mit Katsche Schwarzenbeck gleich. Das toppt seit dem Bundesligaaufstieg 1965 nur ein Feldspieler: Gerd Müller mit 565 Pflichtspielen.
  • Der FC Bayern geriet unter Flick erstmals in einem Champions-League-Spiel in Rückstand. Letztmals war das im Oktober 2019 unter Kovac der Fall. Damals gab es noch ein 3:2 bei Piräus.
  • Lewandowski verwandelte seine letzten zwölf Pflichtspiel-Elfmeter allesamt - und außerdem alle seine zwölf Versuche in der Champions League.
  • Hernandez erzielte im 34. Pflichtspiel sein Debüttor für den FC Bayern.

Der Star des Spiels: Joshua Kimmich (FC Bayern)

Lange fand Kimmich nicht so wirklich ins Spiel, ehe er - wie so oft in den vergangenen Wochen - da war, als es wirklich drauf ankam. In der Schlussphase gab er die Assists zu den Treffern zum 3:2 und 4:2. Kimmich brachte knapp 92 Prozent seiner Pässe an den Mann und gewann knapp 70 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Flop des Spiels: Enock Mwepu (FC Salzburg)

Mit einem völlig überflüssigen Foul verschuldete Mwepu den Elfmeter, den Lewandowski zum 1:1 verwandelte. Im Angriffsspiel zeigte sich der Mittelfeldspieler zwar bemüht, aber äußerst fehlerhaft. Seine Pass- und Zweikampfquoten zählten zu den schlechtesten bei Salzburg.

Der Schiedsrichter: Danny Makkelie (Niederlande)

Nach Studium der Videobilder am Spielfeldrand nahm Makkelie richtigerweise den ersten Elfmeter für den FC Bayern zurück, zurecht gab er den zweiten. Richtig war es auch, Gnabrys vermeintliches Tor wegen Abseits nicht gelten zu lassen - wohl eher falsch aber, das 2:1 des FC Bayern zu geben.