Der Fall Michael Ballack 2005
Was war das Problem? Michael Ballack, damals noch unumstrittener Capitano der Nationalmannschaft (beim FC Bayern trug Oliver Kahn die Binde), zierte sich zu lange, seinen 2006 auslaufenden Vertrag beim deutschen Rekordmeister um weitere vier Jahre zu verlängern. 36 Millionen Euro hätte dem 29-Jährigen der neue Kontrakt gebracht, zu jener Zeit ein absolutes Topgehalt. Ballack und sein Berater Michael Becker kokettierten mit Offerten von Manchester United, Real Madrid, Juventus und dem AC Milan, sprich: Mit Ausnahme des FC Barcelona sollte jeder der absoluten Top-Vereine der damaligen Zeit am Mittelfeldspieler interessiert sein.
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Wie laut ging es zu? Sehr laut. Noch während der Vertragsverhandlungen griff Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Ballacks Berater Michael Becker an. "Wir bedauern es, wie Ballack angeboten wird. Wenn man mitbekommt, welche Bemühungen Michaels Berater Dr. Becker unternimmt, um Ballack bei anderen Klubs ins Gespräch zu bekommen, dann weiß man eben, was läuft", sagte Rummenigge der Bild . Becker müsse aber "wissen, dass der FC Bayern nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen ist. Wir sind ein ausgeschlafener Verein", meinte Rummenigge. Bei den Fans war Ballack, spätestens nach diesen Äußerungen der Vereinsführung, unten durch. Sie pfiffen ihn während seines letzten Vertragsjahres oft aus, in den letzten Saisonspielen wurde er sogar verspottet.
Ballack konterte nach seiner Unterschrift beim FC Chelsea via kicker : "Die Tatsache, dass es im Lauf der Monate von Seiten der Bayern immer mehr populistische Aussagen zu meiner Vertragssituation gab, dass man am Ende sogar versucht hat, die Fans gegen mich aufzuwiegeln, kann ich ganz gut einordnen", sagte Ballack. Und weiter: "Karl-Heinz Rummenigge hat sich hier besonders hervorgetan."
Was waren die Folgen? Ballack verließ am 30.6.2006 den FC Bayern ablösefrei und ging zum FC Chelsea. Dort kassierte er ein üppiges Salär - wurde aber sein Image als ewiger Zweiter nicht los. Das Verhältnis zwischen Ballack und den Bayern ist bis heute gestört, noch 2007 ätzte Rummenigge, Ballack habe "wichtige Tore erzielt. Aber für das fußballerische Niveau des FC Bayern hat er nichts Herausragendes geleistet. Fußballerisch braucht ihn uns keiner aufs Brot zu schmieren."
Trainer Felix Magath erhielt bei Bayern keinen adäquaten Ersatz fürs Mittelfeld, der Iraner Ali Karimi konnte die Lücke als Spielmacher nicht füllen, der eilig aus Barcelona geholte Mark van Bommel war defensiver orientiert. Magath musste wenige Monate nach der WM gehen, Ottmar Hitzfeld übernahm. Doch auch er konnte nur noch die Europa League erreichen. Ballacks Weggang führte zu einem Umdenken in München. Uli Hoeneß ging mächtig auf Shoppingtour, holte im Sommer 2007 Franck Ribery, Luca Toni, Miroslav Klose. Die Bayern gaben nun Geld aus. Und zahlten punktuell ähnliche Gehälter wie Real Madrid, Barcelona und die englischen Klubs.
Der Fall Philipp Lahm 2008
Was war das Problem? Philipp Lahm, damals 24, fühlte sich nach zwei Jahren beim VfB Stuttgart und drei Jahren beim FC Bayern als reif für den nächsten Schritt. Er galt als bester Linksverteidiger der Welt, es gab konkretes Interesse des FC Barcelona und von Manchester United. Bayern war damals international recht weit weg von der absoluten Spitze, Lahm glaubte nicht daran, mit seinem Heimatverein auf absehbare Zeit die Champions League gewinnen zu können. Bayern wollte mit ihm dagegen bis 2012 verlängern, sah im Außenverteidiger bereits damals den Kapitän der Zukunft. Lahm und sein Berater Roman Grill ließen mehrere Fristen zur Vertragsannahme verstreichen. Am 22. April zogen die Münchner ihre Offerte per Pressemitteilung offiziell zurück.
Wie laut ging es zu? Gar nicht laut. Die Bayern schrieben in der Pressemitteilung lediglich, dass ihr Angebot "stolz" und "sehr fair" gewesen sei. Hoeneß grummelte zwischendurch ein bisschen über Lahms Berater Grill, aber eigentlich blieb es bis zuletzt - trotz unterschiedlicher Meinungen - freundschaftlich. Auch die Vertragsverhandlungen wurden von beiden Seiten respektvoll geführt. Rummenigge präzisierte, dass Lahm auf jeden Fall seinen Vertrag bis 2009 erfüllen müsse und nicht vorzeitig verkauft werden würde. Lahm wäre dagegen auch nach eigener Aussage gerne schon im EM-Jahr gewechselt.
Was waren die Folgen? Am 22. April 2008 zogen die Münchner ihre Offerte für den neuen Vierjahresvertrag bis 2012 zurück, am 16. Mai, rechtzeitig vor dem Aufbruch ins EM-Trainingslager, verlängerte Lahm den Vertrag bei Bayern doch bis 2012. Lahm begründete seinen Sinneswandel mit Jürgen Klinsmann. "Es hat jetzt sehr viele gute Gespräche mit dem Vorstand, aber auch mit dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann gegeben", sagte Lahm der Süddeutschen Zeitung , "und dabei habe ich eine große Aufbruchsstimmung gespürt, die mich überzeugt hat."
Besondere Pointe: Als Klinsmann dann da war, fand Lahm den Ex-Bundestrainer schon bald nicht mehr ganz so dufte. "Bei Klinsmann trainierten wir fast nur Fitness. Taktische Belange kamen zu kurz. Wir Spieler mussten uns selbständig zusammentun, um vor dem Spiel zu besprechen, wie wir überhaupt spielen wollten. Nach sechs oder acht Wochen wussten bereits alle Spieler, dass es mit Klinsmann nicht gehen würde. Der Rest der Saison war Schadensbegrenzung", schrieb Lahm in seinem 2011 erschienenen Buch "Der feine Unterschied".
Der Fall Toni Kroos 2014:
Was war das Problem? Toni Kroos, bereits als 16-Jähriger von Hansa Rostock in Bayerns Jugend gewechselt, war schon lange Stammspieler, noch dazu Triplegewinner und einer der Lieblingsspieler von Trainer Pep Guardiola beim FC Bayern. Jedoch war er bei den Bossen nie ganz unumstritten - und uneingeschränkt wohl fühlte sich der Pass-Metronom in München auch nie. Mit fünf Millionen Euro Jahressalär lag er eher im unteren Mittelfeld der Gehaltstabelle. Sein Berater Volker Struth kannte das Münchner Gehaltsgefüge recht gut, schließlich hatte er auch das Gehalt von Mario Götze ausverhandelt. Der verdiente rund 10 Millionen Euro pro Jahr (Franck Ribery und Arjen Robben lagen übrigens noch höher) - ungefähr so viel wollte Kroos auch.
Wie laut ging es zu? Beide Seiten waren bemüht, die Lage nicht völlig eskalieren zu lassen, jedoch waren beide Parteien auch ziemlich beleidigt. Ganz geräuschlos ging es daher nicht zu.
Was waren die Folgen? Weltmeister Kroos wechselte ein Jahr vor Vertragsende zum Schnäppchenpreis von 25 Millionen Euro Ablöse zu Real Madrid. Dort erhielt er sogar etwas mehr als die gewünschten 10 Millionen Euro pro Jahr - und er wurde zum absoluten Weltstar. Sein Abgang - und die erste Überlegung der Bayern-Bosse, als Ersatz für Kroos den eher robusten Sami Khedira zu verpflichten - führte zu einer ersten kleinen Entfremdung von Pep Guardiola zum FC Bayern. Noch heute wird Kroos bei Bayern bisweilen vermisst. "Ein Verein muss manchmal harte Entscheidungen treffen - und das war eine harte, vielleicht die falsche", sagte Uli Hoeneß mal.