Führungsbeben, Ärger um Gehaltsverzicht, Lionel Messi und seine ungeklärte Zukunft: Beim FC Barcelona schwelen dieser Tage so einige Konflikte.

Einen sportlichen Lichtblick bot der 2:0-Sieg in der Champions League bei Juventus Turin. Ein Spiel, bei dem auch Superstar Messi traf, im Vergleich zu seinen Nebenleuten aber kaum auffiel. Es war zum einen der Abend des vermeintlichen Fehleinkaufs Ousmane Dembele. Der oft verletzungsgeplagte Franzose bestritt nach fast einem Jahr wieder ein internationales Spiel von Anfang an und erzielte das Führungstor mit einem Sonntagsschuss.

Noch mehr als Dembele machte aber ein anderer Offensivspieler positiv von sich reden. Einer, der so stark mit seinen Kollegen kombinierte und so viele Situationen unter Gegnerdruck löste, als habe er schon dutzende Auftritte in der Königsklasse hinter sich. Dabei ist Pedro Gonzalez Lopez, genannt Pedri, gerade einmal 17 Jahre alt und kam gegen den italienischen Meister zu seinem Startelf-Debüt auf europäischer Bühne.

Pedris ungewöhnlicher Weg zum FC Barcelona

"Was Pedri macht, ist beeindruckend. Wenn du Talent hast, spielt dein Alter nun einmal keine Rolle", sagte Frenkie de Jong nach der Partie über die Leistung seines Mitspielers. De Jong muss es wissen. Der 23-jährige Niederländer legte einen kometenhaften Aufstieg hin, nachdem er vom Ajax-Nachwuchs zu den Profis gekommen war.

Pedris Aufstieg wirkt noch kometenhafter vor dem Hintergrund, dass er keine Talentschmiede der Marke Ajax oder Barca durchlaufen hat. Der Rechtsfuß kickte bis zu seinem 15. Lebensjahr beim Provinzklub Juventud Laguna in seiner Heimat Teneriffa, bis UD Las Palmas ihn 2018 bei einem Jugendturnier entdeckte und nach Gran Canaria holte. Gut ein Jahr später, im August 2019, feierte er sein Profidebüt in der zweiten spanischen Liga.

"Als ich den Jungen zum ersten Mal im Jugendbereich gesehen habe, war mir klar, dass er keine Probleme haben würde, all das auch im Profibereich zu machen. Ich dachte mir: Er kann eine Ära prägen", sagte Pepe Mel, der Trainer von Las Palmas, im vergangenen Mai im Gespräch mit SPOX und Goal .

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Bayern war an Pedri-Leihe interessiert - Barca sagte ab

In seiner ersten Saison in der zweithöchsten spanischen Spielklasse sollten Pedri elf Torbeteiligungen in 36 Einsätzen gelingen. Die großen Vereine des Landes standen plötzlich Schlange, darunter auch der FC Barcelona. Die Katalanen handelten im Gegensatz zu Erzrivale Real Madrid, der Pedri 2018 schon einmal zu einem Probetraining eingeladen hatte, schnell und nahmen ihn für nur fünf Millionen Euro unter Vertrag - mit dem Versprechen, ihn nach dem Vorbild Ansu Fati direkt ins erste Team zu integrieren, sollte er gute Leistungen in der Vorbereitung zeigen.

Das tat er. Ronald Koeman war schon nach wenigen Einheiten begeistert von dem Neuzugang. "Er muss nicht gehen, um vorübergehend woanders Spielpraxis zu sammeln. Ich plane mit ihm", lautete die Ansage des neuen Trainers im September.

Eine Ansage, die europaweit auf Enttäuschung stieß. Viele namhafte Klubs zeigten Interesse, Pedri für ein bis zwei Jahre auszuleihen. Zu diesen Klubs zählte auch der FC Bayern, Sportvorstand Hasan Salihamidzic hakte nach Informationen von SPOX und Goal trotz Koemans Statement mehrfach bei den Barca-Verantwortlichen nach, um sie von einem Deal mit Pedri zu überzeugen. Diese reagierten immer wieder mit einem klaren "No". Der Spieler selbst berichtete nach der Transferperiode von "einigen interessanten Angeboten aus Deutschland", gab aber zu verstehen: "Ich bin froh, dass ich direkt bei Barca meine Chance bekomme."

Pedri verdrängt Griezmann auf die Barca-Bank

Wenige Wochen später wirbelt Pedri regelmäßig an der Seite von Messi. Neben dem gleichaltrigen Fati ist auch er einer der Gründe dafür, warum der 2019 für 120 Millionen Euro gekommene Antonie Griezmann sein Dasein als Reservist fristet. Koeman setzt den Teenager in der Regel auf den Außenbahnen ein. Gegen Juve bekleidete er mit Jordi Alba die linke Seite. Auffällig: Fast alle seiner Pässe (39 von 41) kamen an. Und es handelte sich dabei nicht nur um Fünf-Meter-Sicherheitspässe.

"Er versteht es hervorragend, die Räume zwischen den gegnerischen Linien zu bespielen", meint Las-Palmas-Trainer Mel. "Pedri hat immer den Kopf oben und braucht nicht viele Ballberührungen für seine Aktionen. Er handelt mit dem Ball am Fuß schnell und präzise."

Dadurch kommen seine körperlichen Defizite - etwa 60 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,74 Metern - kaum zum Tragen. Juves Rechtsverteidiger Juan Cuadrado, Pedris direkter Gegenspieler am Mittwochabend und im Vergleich zum Barca-Bürschchen geradezu muskulös, sah im Eins-gegen-Eins meist alt aus. Und so verwunderte es nicht, dass die zur Übertreibung neigende spanische Presse Pedri nach seinem Auftritt gegen Juve bereits als neuen Heilsbringer feierte.

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Vergleiche mit Iniesta: Pedri schweigt und fährt im Taxi

Er sei "in Sachen Preis-Leistung der beste Barca-Transfer der vergangenen zehn Jahre", schrieb etwa die AS , während die Marca schon Vergleiche mit Messi anstellte. Dabei ist der spanische U21-Nationalspieler vom Spielertyp her eher ein Achter oder Zehner als ein Angreifer. Mit seinen schnellen Aufdrehbewegungen und leichtfüßigen Steckpässen erinnert er vielmehr an Andres Iniesta.

"Pedri ähnelt Iniesta", glaubt auch sein alter Lehrmeister Mel. "Mit seinem Spielverständnis und seinem Kombinationsdrang passt er perfekt zu Barca."

Von derartigen Vergleichen möchte der Hoffnungsträger selbst nichts wissen. Hart arbeiten statt abheben wolle er, "ich habe mir einen Traum erfüllt, aber dieser Traum ist einer von vielen", sagte Pedri schon vergangene Woche nach seinem ersten Einsatz und erstem Tor in der Königsklasse gegen Ferencvaros Budapest. Man nahm es ihm ab, als er das Camp Nou wenig später als einziger Barca-Spieler auf der Rückbank eines Taxis verließ. Nicht wie einer, der sich schon ganz oben wähnt.

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Barca-Juwel Pedri im Steckbrief

geboren 25. November 2002 in Tegueste (Spanien) Größe 1,74 m Gewicht 60 kg Position linker Flügel, rechter Flügel, zentrales Mittelfeld starker Fuß rechts Stationen Tegueste, Juventud Laguna, UD Las Palmas U19, UD Las Palmas, FC Barcelona