"Es war ein Arbeitssieg - dreckig kann man auch dazu nehmen. Moskau hat sehr tief gestanden und uns das ein oder andere Mal weh getan, wir mussten unnötige Meter laufen. Es gibt einige Dinge, die wir besser machen müssen. Trotzdem war der Sieg verdient, auch wenn es nicht so klar war, wie wir es uns vorgenommen hatten. Man hat eben auch mal solche Spiele. Aber wenn man sie dann gewinnt, ist das umso schöner", sagte Bayern-Trainer Hansi Flick nach dem Abpfiff bei DAZN .
Siegtorschütze Joshua Kimmich ergänzte: "Wir wissen, dass wir nicht brilliert haben. Wir haben uns gegen den Ball in einigen Situationen nicht gut angestellt. Es hat so ein bisschen an das Spiel gegen Hoffenheim (1:4 in der Bundesliga; Anm. d. Red.) erinnert, Moskau hat viele hohe Bälle hinter unsere Kette geschlagen und ist dadurch zu Chancen gekommen. Wir haben viele Chancen liegen gelassen nach der Halbzeit, am Ende wurde es dann noch einmal spannend. Wir hatten bei ein paar Kontern von Moskau Glück."
Lokomotive Moskau - FC Bayern: Die Analyse
Flick baute auf die gleiche Elf, die Atletico in der Vorwoche mit 4:0 abgefertigt hatte. Bedeutete auch: Die gegen die Madrilenen nicht zur Verfügung stehenden Gnabry und Sane nahmen zunächst auf der Bank Platz, während Müller erneut als Rechtsaußen startete.
Der Routinier interpretierte seine Position aber in typischer Müller-Manier und zog häufig ins Zentrum, wodurch der meist weit aufgerückte Rechtsverteidiger Pavard häufig viel Platz für Flanken hatte.
So auch in der 13. Minute, als Tolisso einen Diagonalpass auf seinen völlig freien französischen Landsmann spielte, der den Ball technisch anspruchsvoll direkt in Richtung Elfmeterpunkt beförderte, wo Goretzka lauerte und die frühe Münchner Führung per Kopf besorgte.
Ein unter Flick längst etablierter Spielzug, den die etwas mehr als 6000 Zuschauer in der Moskauer RZD Arena häufiger zu sehen bekamen. So hätte Coman in der 24. Minute nach einer nahezu identischen Pavard-Flanke fast auf 2:0 erhöht, seine Direktabnahme klatschte jedoch an den Pfosten.
In der Folge fingen sich die wegen der ständigen Rochaden im Bayern-Mittelfeld überforderten Russen aber und ließen bis zur Pause nur noch wenige Großchancen der Gäste zu. Dafür gelang es ihnen sogar hin und wieder selbst frech nach vorne zu spielen und in den gegnerischen Strafraum einzudringen, wenngleich Neuer kaum ernstzunehmend geprüft wurde.
Das änderte sich auch im zweiten Durchgang zunächst nicht. Die Bayern hatten viel Ballbesitz, schafften es aber nicht die tief gestaffelten Moskauer ein zweites Mal zu überwinden. Entweder war der letzte Pass oder aber der Abschluss zu unpräzise. Kimmich (57.) und Coman (69.) scheiterten allein vor dem Tor von Lok-Keeper Guilherme.
Und so kam es, dass die umtriebigen Moskauer einen Gegenstoß zum überraschenden Ausgleich nutzten: Der rechts völlig blanke Ze Luis legte den Ball flach in die Mitte zu Miranchuk, der Neuer aus kurzer Distanz keine Chance ließ (70.). Kurz darauf hätte Ze Luis den Underdog sogar in Führung bringen können, der Stürmer verfehlte den Kasten allein vor Bayerns Schlussmann aber kläglich.
Eine Szene, die sich rächen sollte. Denn als alles nach einem Patzer des Titelverteidigers aussah, schlug der gut 20 Meter vor dem Lok-Tor positionierte Kimmich mit einem Volleyschuss aus der Drehung zu und bewahrte die bisweilen pomadig auftretenden Münchner so vor ihrem ersten Patzer in der diesjährigen Champions-League-Saison (79.).
Lokomotive Moskau - FC Bayern: Die Aufstellungen
Lokomotive Moskau: Guilherme - Zhivoglyadov, Corluka (46. Rajkovic), Murilo, Rybus - Ignatyev (76. Zhemaletdinov), Kulikov (89. Lisakovich), Krychowiak, Miranchuk - Smolov (75. Rybchinsky), Ze Luis
FC Bayern: Neuer - Pavard, Süle, Alaba, Hernandez - Kimmich, Goretzka (46. Martinez) - Müller (46. Gnabry), Tolisso, Coman (69. Douglas Costa) - Lewandowski
Lokomotive Moskau - FC Bayern: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Goretzka (13.), 1:1 Miranchuk (70.), 1:2 Kimmich (79.)
- Flick blieb im zehnten Champions-League-Spiel mit den Bayern siegreich. Zehn CL-Siege am Stück waren nur Ancelotti mit Real gelungen (von April 2014 bis Februar 2015).
- Müller absolvierte sein 545. Pflichtspiel für den FC Bayern und zog mit einer Legende gleich .
- Kimmich erzielte acht seiner letzten zwölf Pflichtspiel-Tore von außerhalb des Strafraums.
Der Star des Spiels: Corentin Tolisso (FC Bayern)
Wie schon gegen Atletico zeigte der defensiv wie offensiv überall zu findende Franzose eine ansprechende Leistung. Tolisso spielte einige gute Pässe. Besonders stark: sein Diagonalpass auf Pavard vor dem 1:0.
Der Flop des Spiels: Vladislav Ignatjev (Lokomotive Moskau)
Der russische Nationalspieler sollte mit seinen 33 Jahren für Ruhe und Stabilität im Mittelfeld sorgen, war mit seinen Gegenspielern allerdings völlig überfordert. Ignatjev produzierte 15 Ballverluste und gewann nur 36 Prozent seiner Zweikämpfe.
Der Schiedsrichter: Istvan Kovacs (Rumänien)
Der Referee aus Rumänien hatte die vor allem in Durchgang zwei hitzige Partie im Griff. Die Gelben Karten für Zhivoglyadov (17.), Hernandez (48.), Murilo (50.) und Zhemaletdinov (84.) gingen ebenso in Ordnung wie der wegen Abseits verwehrte Elfmeter für Bayern (65.). Eine souveräne Vorstellung.