Die Seahawks verschwendeten zu Beginn keine Zeit: Russell Wilson brauchte nur drei Minuten, ehe er Tyler Lockett für einen 3-Yard-Touchdown-Pass in der Endzone fand. Im zweiten Drive legten sie das erste von zwei Field Goals von Jason Myers in der ersten Hälfte nach.

Kyler Murray und die Cardinals zeigten sich jedoch wenig beeindruckt und schlugen aggressiv zurück. Murray feuerte schließlich einen 35-Yard-Touchdown-Pass auf DeAndre Hopkins in Man Coverage. Und nach einem weiteren Field Goal von Myers wurde es erstmals wild.

Hopkins verlor einen Fumble nach Tackle von Puna Ford, doch kurz darauf warf Wilson eine Interception tief in der Red Zone, die Budda Baker beinahe zum Pick-Six gemacht hätte. Doch Wide Receiver D.K. Metcalf setzte zu einem unglaublichen Sprint aus der Endzone an und stoppte den Safety nach einem 90-Yard-Interception-Return. Ein Play, das Gold wert war, denn letztlich hielt die Seahawks-Defense und stoppte auch einen vierten Versuch der Cardinals in der Red Zone.

Im folgenden Drive lief Carlos Hyde zu einem 24-Yard-Touchdown für Seattle rund vier Minuten vor der Pause. Genug Zeit für einen weiteren Konter der Cardinals, bei denen dieses Mal Murray Christian Kirk über 7 Yards in der Endzone fand. Es blieben 1:14 Minuten in der Halbzeit und Wilson stieg nochmal aufs Gaspedal. Nach nur drei Spielzügen feuerte er einen 47-Yard-Touchdown-Pass über die enge Doppeldeckung von Baker und Patrick Peterson zu Lockett. Arizona kickte jedoch ebenfalls vor der Pause noch ein Field Goal zum 27:17-Pausenstand für die Gäste.

Seattle Seahawks: Sehenswerter dritten Touchdown-Catch von Lockett

Im dritten Viertel verkürzte Murray mit einem 5-Yard-Touchdown-Lauf selbst und durfte dann auf mehr hoffen, da Wilson noch eine zweite Interception warf - sein Deep Ball Richtung Metcalf landete bei Peterson. Doch direkt im nächsten Spielzug versuchte es auch Murray mit einem Deep Ball, den Quandre Diggs für Seattle abfing.

Im Anschluss marschierte Seattle einmal mehr in die Red Zone und Wilson warf bei 4th Down einen perfekten Lob-Pass über die Defense ans Ende der Endzone genau in die Hände von Lockett, der irgendwie beide Füße ins Feld bekam, was die Schiedsrichter-Crew nach einer Challenge von Seahawks-Coach Pete Carroll im Nachgang auch feststellten - Touchdown Seahawks zum 34:24 mit etwas weniger als sieben Minuten zu spielen!

Die Cardinals kamen danach erneut in Field-Goal-Reichweite, trafen auch, doch eine Strafe für Unsportsmanlike Conduct gegen die Seahawks gab den Hausherren doch ein neues First Down. Murray nutzte das Geschenk und fand Kirk erneut in der Endzone. Anschließend gelang es Seattle nicht, die Uhr herunterzuspielen, sodass Arizona nochmal den Ball bekam. Murray führte das Team nochmal in Field-Goal-Reichweite und Zane Gonzalez traf aus 44 Yards zum Ausgleich - Overtime!

Die Seahawks bekamen zuerst den Ball, mussten jedoch nach einem Sack bei 3rd Down von Byron Murphy punten. Die Cardinals marschierten gegen eine sichtlich erschöpfte Defense schnell übers Feld und versuchten dann das Field Goal zum Sieg aus 41 Yards, doch dieses Mal jagte Gonzalez den Ball links vorbei. Wilson bekam den Ball also mit 2:47 Minuten auf der Uhr unverhofft doch noch einmal zurück.

Wilson fand dann auch Metcalf bei einem Screen und der lief bis in die Endzone, doch der Touchdown wurde durch eine Holding-Strafe negiert. Anschließend warf Wilson eine Interception zu Rookie Isaiah Simmons, sodass Arizona an der eigenen 39 erneut in Ballbesitz kam. In unter einer Minute führte Murray sein Team nochmals in Field-Goal-Reichweite und dieses Mal traf Gonzalez aus 48 Yards zum am Ende durchaus glücklichen Sieg.

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Arizona Cardinals (5-2) - Seattle Seahawks (5-1)

Ergebnis: 37:34 OT (7:10, 10:17, 7:0, 10:7, 3:0) BOXSCORE

Cardinals vs. Seahawks - die wichtigsten Statistiken

  • Wilsons 34-Yard-Pass auf Lockett im ersten Viertel flog laut Next Gen Stats über eine Air Distance von 40,2 Yards und der Receiver hatte 0,6 Yards Separation. Die Completion-Wahrscheinlichkeit lag bei 21,3 Prozent.
  • Beim TD-Pass von Wilson auf Lockett über 47 Yards legte der Ball eine Air Distance von 58,8 Yards zurück und Lockett hatte 0,7 Yards Separation. Die Completion-Wahrscheinlichkeit lag hier bei nur 18,6 Prozent.
  • Nach Wilsons Interception zu Budda Baker verhinderte letztlich Wide Receiver D.K. Metcalf mit unglaublichem Einsatz einen Pick-Six. Bei seinem Sprint auf der Jagd nach Baker erreichte Metcalf eine Höchstgeschwindigkeit von 22,64 Meilen pro Stunde - die zweithöchste Geschwindigkeit auf dem Weg zu einem Tackle in dieser Saison. Dabei legte er insgesamt 114,8 Yards zurück. Bakers Top-Speed bei seinem 90-Yard-Interception-Return war im Übrigen 21,27 MPH.
  • Jason Myers erzielte vor der Pause zwei Field Goals für die Seahawks. Das waren erst seine Field-Goal-Versuche drei und vier in dieser Saison. Er hatte also vor der Pause genauso viele Field-Goal-Versuche wie in der gesamten bisherigen Saison - die wenigsten in der Liga.
  • Bei den Seahawks ragte Lockett heraus. Er brachte es auf 15 Receptions für 200 Yards und 3 Touchdowns. Das war im Grunde gut genug für 0,69 EPA/Play.

Der Star des Spiels: Kyler Murray (Cardinals)

Murray war keineswegs immer Herr der Lage in diesem Spiel, doch er kämpfte sich rein und zog sein Team mit. Er machte Plays, wenn es zählte und führte sein Team zum späten Ausgleich mit seinem Arm (34/48, 360 YDS, 3 TD, INT) und seinen Beinen (14 CAR, 67 YDS, TD).

Der Flop des Spiels: Front Seven der Seahawks

Vorweg: Auch Russell Wilson bekleckerte sich nicht nur mit Ruhm in diesem Spiel. Sicher spielte er zuweilen spektakulär, doch seine drei Interceptions waren schon schwere Fehler und die letzte letztlich tötlich. Aber noch gravierender war die Defensivleistung der Seahawks. Diese Front Seven ließ 169 Rushing Yards (4,8 Yards pro Carry) zu und legte im Grunde zu keiner Zeit einen Finger an Murray (0 Sacks, 0 QB-Hits). Der einzige Tackle, der Murray erreichte, war bei einem Run-Play. Mit so einer Harmlosigkeit an der Front wird es ganz schwer gegen die guten Gegner für Seattle.

Analyse: Cardinals vs. Seahawks - die Taktiktafel

  • Die Cardinals spielten häufig Man Coverage und wurden dafür des Öfteren bestraft. Beim ersten Touchdown von Lockett spielten die Seahawks mit 12-Personnel und Lockett auf der linken Seite der Line in Motion. Wilson nutzte Play Action und fand Lockett dann in Man Coverage auf einer Corner-Route in der Endzone.
  • Der Touchdown von Hopkins auf Seiten der Cardinals war schematisch eher simpel gestrickt. Hopkins lief eine Go-Route und ließ seinen direkten Gegenspieler einfach stehen. Doch möglich machte dies ein simpler Kniff: Die O-Line sowie Murray schauten alle vor dem Snap demonstrativ nach rechts, Hopkins und das Play an sich waren jedoch links. Die Defense ließ sich davon ablenken und orientierte sich gewissermaßen weg vom Play, was Hopkins auf der anderen Seite freie Bahn gab.
  • Bei Wilsons Interception im zweiten Viertel übersah jener Safety Budda Baker. Der war als Deep Safety in der Mitte aufgestellt, bewegte sich dann aber mit dem Snap Richtung Running Back Chris Carson, der auf dem Weg in die Flat war und Baker sprang dann einfach vor die Route und schnappte sich den Ball.