Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Nach 13 Jahren ging in Houston die Ära mit Daryl Morey als GM der Rockets zu Ende. Schon seit einem Jahr gab es Gerüchte, dass Morey in Texas nicht mehr fest im Sattel sitzen würde, es passierte jedoch nichts.

Die Rockets hielten am 48-Jährigen trotz seines Hongkong-Tweets und des enormen öffentlichen Drucks fest , auch das schwache Playoff-Abschneiden wurde Morey nicht angelastet. Im Gegenteil: Besitzer Tilmann Fertitta betonte sogar öffentlich - was ungewöhnlich für einen Owner ist -, dass es keine Diskussionen um den General Manager geben würde und dieser weiter sein Amt ausüben solle.

Erst 2019 hatte Morey seinen Vertrag um fünf Jahre bis 2024 verlängert, nun trat der Analytics-Guru aus freien Stücken zurück und dürfte dabei auf jede Menge Geld verzichten. "Für mich persönlich ist es jetzt aber der richtige Zeitpunkt. Mein jüngster Sohn hat gerade die High School abgeschlossen und es ist an der Zeit, zu schauen, wie es für meine Familie und mit anderen Dingen in der Zukunft weitergehen kann", erklärte Morey seine Entscheidung.

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Houston Rockets: Neuer Coach als richtungsweisende Entscheidung

Das scheint nicht nur ein vorgeschobener Grund zu sein, auch Jonathan Feigen vom Houston Chronicle berichtete, dass Morey nicht zu einem Rücktritt gedrängt wurde, sondern "zu 100 Prozent" die Entscheidung selbst trug.

Der Zeitpunkt wirft dennoch Fragen auf, schließlich kam sie kurz bevor Rockets-Coaching-Kandidat Tyronn Lue bei den L.A. Clippers unterschrieb. Einen Zusammenhang haben die beiden Ereignisse aber nicht, die Rockets hätten sich Lue vermutlich ohnehin nicht leisten können bzw. wollen.

Nun liegt es an Rafael Stone, Moreys früherem Assistenten und Nachfolger, eine der womöglich wichtigsten Entscheidungen in der jüngeren Rockets-Geschichte zu treffen, auch wenn Morey in beratender Funktion bei der Suche behilflich sein möchte. Nachdem man Mike D'Antoni mehr oder weniger vergraulte, müssen die Texaner auf der Coaching-Position einen Volltreffer landen. Es ist die vielleicht größte Stellschraube, an der gedreht werden kann, um die Rockets wieder auf Kurs zu bringen.

Als Kandidaten gelten John Lucas (Development Coach Rockets), Stephen Silas (Assistant Coach Mavs) sowie Ex-Rockets-Coach Jeff Van Gundy ( ESPN -Experte), die aber alle mit den gleichen Problemen konfrontiert werden dürften.

Houston Rockets: Die Zukunft sieht wenig rosig aus

Morey hat ein Team hinterlassen, welches Flexibilität vermissen lässt, weil die Salary-Cap-Situation komplett verfahren ist. Die potenzielle Starting Five aus Russell Westbrook, James Harden, Eric Gordon, Robert Covington und P.J. Tucker verschlingt alleine bereits 120 Millionen Dollar, der Rest des Teams kann eigentlich nur mit Minimal-Verträgen aufgefüllt werden.

Auch an Assets ist nicht viel übrig geblieben. Houston besitzt bis 2026 nur in den Jahren 2022 und 2023 den eigenen Erstrundenpick, wobei lediglich Ersterer getradet werden kann. 2021 und 2025 besitzt Oklahoma City das Recht, die Picks zu tauschen.

Grund dafür ist der Westbrook-Trade im Sommer 2019, welcher völlig Morey-untypisch war. Vermutlich schwangen hier größere Kräfte mit, namentlich James Harden und Fertitta, der laut Tim MacMahon ( ESPN ) den Vertrag von Chris Paul als den "schlechtesten Vertrag", den er je gesehen habe, bezeichnete.

Jener Paul wurde dann gegen Westbrook getauscht, einerseits weil die Chemie mit Harden nicht mehr stimmte, andererseits weil CP3 immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Die Irone: CP3 machte für OKC jedes Spiel, während Westbrook sich vor dem Restart mit dem Coronavirus infizierte und sich in der Bubble eine Quadrizeps-Verletzung zuzog, die ihn dann in den Playoffs sichtlich beeinträchtigte.

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Houston Rockets: Teure Stars, wenig Flexibilität

Westbrook war zuvor der Schlüssel für Houstons Erfolg mit der sogenannten Micro-Ball-Strategie, bei dem der Guard wie ein Center eingesetzt wurde. Nach dem Restart fehlte die Explosivität, welche Houston nach der Trade Deadline neben dem Scoring von Harden das gewisse Extra gab. Eine andere Spielweise hatten die Rockets nicht, schließlich hatte Morey zur Trade Deadline alles auf eine Karte gesetzt und mit Clint Capela den einzigen fähigen Center nach Atlanta getradet.

Robert Covington und P.J. Tucker machten ihre Sache zwar mehr als ordentlich, ein echter Fünfer hätte Houstons Spiel aber sicher in einigen Phasen gutgetan. In der Free Agency gibt es einige Kandidaten für die Rockets, um zumindest für den schmalen Taler etwas nachzubessern.

Dennoch werden die Rockets weiter vornehmlich klein spielen (müssen), egal wer letztlich als neuer Coach ausgewählt wird. Viel wichtiger wird jedoch sein, wie sich die beiden Stars in der kommenden Spielzeit präsentieren. Harden wollte mit seinem Kumpel Westbrook spielen, auch wenn die beiden nicht wirklich zusammenpassen.

Beide stehen noch bis 2023 unter Vertrag, beide streichen in diesem Zeitraum jeweils noch rund 133 Millionen Dollar ein. Wann auch immer die Saison 2020/21 startet, es könnte die letzte Chance für Houston sein, um zu zeigen, dass man mit diesem Duo in der starken Western Conference um den Titel spielen kann.

Houston Rockets: Können Westbrook und Harden einen Contender bilden?

Die Konkurrenz ist jedenfalls riesig. Die Los Angeles Lakers sind der Platzhirsch, dazu werden es die L.A Clippers und auch die Denver Nuggets erneut versuchen. Mit Dallas klopft ein junges und hungriges Team ans Tor zur Spitze, dazu ist auch mit Portland und Golden State zu rechnen, wenn diesmal die Gesundheit mitspielt.

Houstons, also auch Hardens und Westbrooks Fenster, um einen Titel zu gewinnen, scheint sich dagegen langsam aber sicher zu schließen. Harden und Westbrook sind beide 31 Jahre alt, ihre Gehälter werden Jahr für Jahr größer, was Einfluss auf mögliche Moves nimmt.

Geld ist in Houston ohnehin ein knappes Gut. Über Jahre musste Morey unter Fertitta immer wieder Trades einfädeln, um das Abrutschen in die Luxussteuer zu vermeiden, auch wenn dieser stets betonte, dass er bereit sei, diese zu zahlen. Die Aktionen der Rockets widerlegten dies aber Jahr für Jahr.

Houston Rockets: Besitzer Fertitta in Schwierigkeiten?

Nun sind die Rockets mit gerade einmal zehn Spielern nur eine Million darunter, mit der Auffüllung des Kaders würde man dagegen in den roten Bereich rutschen. Durch die Corona-Pandemie dürfte Fertitta noch vehementer fordern, dass die Rockets bzw. er keinen Dollar extra zahlen muss.

Fertitta wurde nämlich von Corona hart getroffen. Der Geschäftsmann zählte schon vorher nicht zu den reicheren Besitzern, nun trifft die Pandemie seine zahlreichen Casinos und Restaurants besonders hart. Auf GM Stone dürfte so jede Menge Arbeit warten und er kann zeigen, dass er unter Cap-Fuchs Morey viel gelernt hat.

Die Situation in Houston ist verfahren, vielleicht sogar nicht zu lösen. Es ist wahrscheinlich, dass man es mit dem Kern der Vorjahre noch einmal versucht. Gibt es dann nicht die gewünschten Resultate, dürfte auch ein James Harden nicht mehr unantastbar sein.

Es ist der normale Lauf der Dinge. Seit nunmehr acht Jahren sind die Rockets mit Harden im Win-Now-Modus, näher als in das siebte Spiel der Conference Finals 2018 gegen die Warriors kamen sie allerdings nie an einen Titel. Ein solches Vordringen in der kommenden Saison wäre Stand jetzt dagegen schon eine Überraschung. Die Zeichen der Zeit stehen auf Veränderung in Texas.